Mannheim (Jungbusch): Dalbergstraße

Dalbergstraße und (k)ein Ende ?

Nach vielen Jahren Diskussion über eine Umgestaltung der Dalbergstraße beschloss der Ausschuß für Umwelt und Technik (AUT) am 27. September 2007 den Umbau. Im Juli 2008 wurde ein Ausführungsplan für einen Hochbord-Radweg diskutiert (1,50 m Breite auf Gehweghöhe, teilweise mit angrenzendem Parkstreifen), mit dem der ADFC nicht zufrieden war, weil er das Einfädeln auf die Linksabbiegespur mit Fahrziel Kurpfalzkreisel verhindert.

Der ADFC schlug im August 2008 vor, auf die Anordnung einer Benutzungspflicht für den Radweg zu verzichten (=> "anderer Radweg") und eine gesicherte Einfahrmöglichkeit im "Verkehrsschatten" des endenden Parkstreifens vorzusehen. Dies könnte durch die Überführung des Hochbordweges in einen Radfahrstreifen auf der Fahrbahn oder durch eine entsprechend gestaltete Bordsteinabsenkung erreicht werden.  

Am 23. März berichtet der Mannheimer Morgen auf Seite 17 vom Beginn der Bauarbeiten. Es scheint, dass der ADFC Vorschlag nicht aufgenommen wurde - zumindest kam keine positive Rückmeldung seitens der Verwaltung.


Zur (un)endlichen Geschichte einer Straße

27.09.07 Beschluss: Umbau der Dalbergstraße (3,2 MB)
13.07.07 Kommentar: Dalbergstraße und keine Ende
27.10.00 Bürgerprotest aus dem Jungbusch
25.10.00 Radweg in der Dalbergstraße abgelehnt 

Dalbergstraße und kein Ende ?

Kommentar:

Die Blockadehaltung der CDU in der Verkehrspolitik geht weiter: die Anwohner in der Dalbergstraße im Jungbusch müssen immer noch auf Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung warten.

Die CDU-Stadträte beantragten im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) des Gemeinderats am 11. Juli 2007 erneut eine Vertagung der Frage, ob die mit mehr als 20.000 Kraftfahrzeugen am Tag viel befahrene Straße umgebaut wird. Durch geringere Fahrstreifenbreite und die Verkürzung der Linksabbiegerspur auf den Luisenring könnte Platz für Bäume, Radweg und Parkplätze geschaffen werden und damit die Situation für Anwohnende, Radfahrende und Fußgänger erträglicher werden.

Zuletzt im Jahre 2000 verhinderte die CDU-Fraktion, damals allen voran die Stadträte Dr. Sven-Joachim Otto, Konrad Schlichter und Carsten Südmersen, die gleiche Maßnahme wegen befürchteter Beeinträchtigung des Kraftfahrzeugverkehrs. Nun, nach insgesamt mehr als 10 Jahren, will sich die CDU erst noch einmal alle Informationen der Verwaltung inklusive der Computersimulation der Verkehrsflüsse vortragen lassen, um zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden. 

Der Stein des Anstoßes ist die Verkürzung der Linksabbiegespur auf 65 m, die lediglich zur nachmittäglichen Hauptverkehrszeit zu einem unwesentlich verlängerten Rückstau von der Jungbuschbrücke führen wird.

Es scheint, dass die Klimaschutzziele der CDU-geführten Bundesregierung noch nicht bei der Mannheimer CDU angekommen sind. Statt dessen wird jeder Quadratmeter Asphalt erbittert für den Autoverkehr verteidigt – Maßnahmen, welche den Verkehrsträgern im „Umweltverbund“ (Bahn & Bus, Fahrrad und Fußgänger) nützen, sind nur genehm, wenn sie dem Autoverkehr nicht schaden.

Bei der Aufstellung des Verkehrsentwicklungsplanes für die Innenstadt vor über 10 Jahren empfahl Professor Dr. Hartmut Topp die „Push & Pull“-Strategie zur Befreiung der Stadt vom überbordenden Autoverkehr. Kurz gefasst bedeutet dies, den Umweltverbund zu fördern („Pull“), auch wenn dies zu Lasten der Kapazitäten für den Autoverkehr geht („Push“). Das Vorgehen in der Dalbergstraße lässt sich besser mit „Stop & Go“ beschreiben – dem Ausbremsen des Radverkehrs („Stop“) durch die Bevorzugung des Kraftfahrzeuges („Go“).

Fragt sich nur, wohin uns dieses „Go“ noch führt? 

Gerd Hüttmann, 13.7.07

Artikel im Mannheimer Morgen (12.7.07)

 

Bürger-Protest aus dem Jungbusch

CDU und ML in Sachen Dalbergstraße in der Kritik

Anläßlich der Sitzung des Gemeinderates am 24.10.2000 protestierte der Bewohnerverein Jungbusch gegen die von CDU und ML im Ausschuß für Umwelt und Technik (AUT) beschlossene Untätigkeit angesichts der dramatischen Verkehrssituation in der Dalbergstraße.

"Schlichte Entscheidungen bestimmen die Politik", warfen Mitglieder des Bewohnervereins im Jungbusch CDU und ML vor, besonders "sozial Schwache und Migranten zu überfahren".  "CDU und ML ersetzen parlamentarische ompetenz durch Dilettantismus", wurde auch gerügt, dass die Meinung einzelner Ratsmitglieder mehr Beachtung fanden als die fachliche Kompetenz von Verkehrsplanern und Signaltechnikern. Ideen und Konzepte für den Rückbau der Straße seien in jahrelanger Arbeit von der Bevölkerung, von Organisationen und Kirchen im Stadtteil zusammen mit der Stadtverwaltung und dem Bezirksbeirat befürwortet worden, so Norbert Herrmann vom Bewohnerverein.

Er bat den Gemeinderat darum, die Entscheidung zu überdenken und das "Hauptaugenmerk auf die Sache an sich zu legen." "Durch den fortwährenden Autolärm und die durch Abgase verpestete Luft werden die hier lebenden Menschen krank", bekräftigt Rita Kunz-Krusenbaum, Anwohnerin in der Dalbergstraße. SPD-Fraktionsvorsitzende Elke Stegmeier unterstützte die Bewohner: "Die CDU hat wieder einmal gezeigt, dass ihr die Interessen der Menschen egal sind, und sie sieht ihr hauptsächliches Ziel darin, dem Autofahrer freie Fahrt zu verschaffen".

Ohne Begründung würde die Maßnahme torpediert, forderte Grünen-Stadtrat Frieder Brender gar den Gemeinderat auf, die Leitlinien des Verkehrsentwicklungsplans zu überprüfen und zu sehen, ob die darin formulierten Ziele noch erreichbar seien. CDU-Fraktions-Chef Dr. Sven Joachim Otto verteidigte dagegen die Entscheidung seiner Fraktion: "Erst mal müssen wir die kaputten Straßen reparieren". Die Erneuerung der Straßenbeläge, wie in der Dammstraße, habe absolute Priorität.

Radweg in der Dalbergstraße abgelehnt

Die Demontage des Verkehrsentwicklungsplans geht weiter

Der geplante Radweg in der Dalbergstraße wurde von der konservativen Mehrheit im Gemeinderatsausschuß für Umwelt und Technik (AUT) am 10.10.2000 abgelehnt. Damit wurde ein weiterer Baustein aus der im Verkehrsentwicklungsplan für die Innenstadt festgelegten Radverkehrskonzeption gebrochen und gleichzeitig eine Chance zur Verbesserung des Wohnumfeldes im Jungbusch vertan.

Für den Umbau der Dalbergstraße, die mit 20.000 Kraftfahrzeugen in 16 Stunden, davon ca. 7 % Schwerlastverkehr, eine sehr hohe Belastung für die Anwohner aufweist, wäre lediglich die Linksabbiegespur in Richtung Kurpfalzkreisel von etwa 160 m auf ca. 65 m verkürzt und die Fahrstreifenbreite auf je 3,00 m reduziert wurden.

Mit der Anlage eines neuen Parkstreifens und der Pflanzung einer Baumgruppe sollte eine optische Torwirkung erzielt werden, die auf das Durchfahren eines Wohngebietes hingewiesen und zusammen mit der geringeren Fahrstreifenbreite zu einer geringeren Fahrzeuggeschwindigkeit beigetragen hätte.

Die städtischen Verkehrsplaner und Signaltechniker sehen durch die Verkürzung der Linksabbiegespur keine Beeinträchtigung in der Anzahl der auf den Luisenring links einbiegenden Kraftfahrzeuge. Die Verkehrsmenge an der Einmündung der Dalbergstaße auf den Luisenring beträgt 16.000 Kfz/16 Std. in Richtung Parkring/Kurt-Schumacher-Brücke (Rechtsabbieger) und 4000 Kfz/16 Std. in Richtung Kurpfalzkreisel (Linksabbieger). Die Spitzenbelastung liegt am Nachmittag zwischen 16 und 17 Uhr bei 1650 Kfz/Std. Rechtsabbieger und 350 Kfz /Std. Linksabbieger. Ein Rückstau an Linksabbiegern sei, sofern nicht durch einen Stau auf dem Luisenring der Abfluß aus der Dalbergstraße gestört wird, daher nicht zu befürchten.

Trotzdem beharrten die AUT-Mitglieder von CDU, ML und FDP auf ihrer Ansicht, dies erhöhe die Staugefahr und lehnten die Baumaßnahme trotz eindringlicher Bitte von SPD und Grünen, für die Bewohner im Jungbusch ein Zeichen zu setzen, mehrheitlich ab. Stadtrat Konrad Schlichter (CDU) bezeichnete die geplante Baumaßnahme als reine Augenwischerei und beschied dem Jungbusch "unter Schmerzen", dass vor dem Bau der Westumfahrung keine Verbesserung der Situation möglich sei. Selbst der pragmatische Kompromißvorschlag von Stadtradt Werner Seitz (SPD), die verkürzte Abbiegespur provisorisch zu markieren und die Auswirkungen am konkreten Beispiel zu studieren, führte keinen Sinneswandel herbei.

Bemerkenswert waren wiederum weitere Gründe für die Ablehnung: Stadtrat
Carsten Südmersen (CDU) führte aus, dass die veranschlagten 300.000 Mark
anderweitig besser verwendet werden könnten als für einen an dieser Stelle nutzlosen Radweg. Stadträtin Dr. Elke Wormer (FDP) meinte, die Radfahrer seien doch mit der Ableitung über die Werftstraße in die ruhigere Hafenstraße besser bedient als in der verkehrsreichen Dalbergstraße. Damit verkennen jedoch beide die hohe Trennwirkung des Luisenrings, der, von der Jungbuschbrücke kommend am besten an der Dalbergstraße in Richtung Filsbach überquert werden kann.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass von der bürgerlichen Mehrheit um jeden Quadratmeter Asphalt gekämpft wird, unabhängig davon, ob er für den Autoverkehr benötigt wird oder nicht.


Radverkehr in Mannheim: 
Radverkehrskonzept Innenstadt
Quelle: Verkehrsentwicklungsplan Mannheim - Maßnahmen,  Stadt Mannheim,1994

Ergänzungen durch ADFC Mannheim (Stand 3.10.2002):
zwischenzeitlich gebaute Radverkehrsanlagen in Kunststraße, Freßgass', Leopoldstraße, Marktstraße, Erbprinzenstraße und Collinistraße (schwarz)
Busspur am Friedrichsplatz laut AUT-Beschluß vom 10.10.2000 (grün)
Radfahrstreifen in der Seckenheimer Straße (Schwetzingerstadt), nicht in diesem Plan eingezeichnet

Abgelehnter Radweg in der Bismarckstraße (rot)
Abgelehnter Radweg in der Dalbergstraße (rot) und weitere Führung in die westliche Unterstadt (blau)

 

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