ADFC-Fahrradklima-Test: Mannheim wieder im Bundesdurchschnitt

Presseinfo

Mannheim. – Im sechsten Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) schneidet Mannheim mit einer Schulnote von 3,9 noch nicht gut ab und erreicht Rang 19 unter 39 deutschen Großstädten mit über 200.000 Einwohnern. Städte wie Karlsruhe (Note 3,2) und Freiburg (Note 3,3), die sich schon länger um eine fahrradfreundliche Stadtgestaltung bemühen, können die Früchte ihrer Arbeit ernten und sich wieder über die Plätze 2 und 3 in dieser Kategorie freuen. Der Abonnementssieger Münster erhielt die Note 2,5.

Die Durchschnittsbewertung aller Städte und Gemeinden verbesserte sich tendenziell, aber nicht signifikant im Vergleich zum letzten Fahrradklima-Test 2012: Die Radfahrenden bewerteten ihre Kommunen im Wesentlichen vergleichbar wie vor zwei Jahren.

Der ADFC stellte im Herbst 2014 27 Fragen zum Thema: Wie fahrradfreundlich ist ihre Stadt? und rief zur Beurteilung mit Schulnoten von 1 bis 6 auf. Über 100.000 Menschen aus allen Altersgruppen haben bundesweit an der Befragung teilgenommen, für Mannheim gingen 761 Fragebogen ein, fast doppelt so viele wie in 2012. In fast allen Fragen und der Gesamtnote lag Mannheim sehr nahe am Bundesdurchschnitt, lediglich bei einigen Fragen besteht eine signifikante Abweichung von über 0,2 Notenpunkte zum Bundesdurchschnitt.

Einen deutlichen Schritt nach vorn machte Mannheim bei „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ und lag mit der Note 3,4 signifikant über dem Bundesdurchschnitt von 3,8 und dem eigenen Wert von 3,8 in der Umfrage in 2012. Hier machen sich nach Meinung von Dr. Gerd Hüttmann, Sprecher des ADFC Kreisverbands Mannheim die im „21 Punkte-Programm zur Radverkehrsförderung“ vorgesehenen Maßnahmen wie Fahrradstreifen in der Innenstadt (schon gebaut: Friedrichsring, Friedrichsplatz) jetzt positiv bemerkbar. Die  Öffentlichkeitsarbeit wie der Radsalon, die „Rad-im-Quadrat“ Internetseite und natürlich auch die Radparade sowie die Teilnahme am Projekt RadKULTUR Baden-Württemberg ergaben wieder die Note 3,7 für Radverkehrswerbung gegenüber dem Wert 4,0 im Bundesdurchschnitt.

Auch im Winterdienst auf Radwegen liegt Mannheim mit der Note von 4,0 über dem Bundesdurchschnitt von 4,5. Damit bestätigt sich positiv, dass im Winterdienst der Stadtreinigung auch wichtige Radwegeverbindungen auf der Prioritätsliste stehen. Wenn auch hier immer Wünsche offen bleiben werden, sollte die Note vier ein Ansporn für weitere Verbesserungen sein.

In der Frage des öffentlichen Fahrradverleihs hätte Mannheim sicher besser abgeschnitten, wenn die  schon beschlossene Einführung eines öffentlichen Fahrradvermietsystems für Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen wie geplant in 2012 hätte umgesetzt werden können. So reichte es lediglich zu einem Wert von 4,1, deutlich schlechter als der Bundesdurchschnitt von 3,0.

Das Falschparken auf Radwegen sehen die Radfahrenden in Mannheim weiterhin als ein Problem und vergaben die Note 5,1 (signifikant schlechter als der durchschnittliche Wert von 4,8) und auch an Baustellen fühlen sie sich trotz einer Verbesserung um 0,2 Noten mit der Note 4,9 weiterhin mehr beeinträchtigt als Radfahrende anderswo (4,7). Die wiederholt schlechten Umfragewerte in diesen beiden Fragen sind für Hüttmann besonders bedeutsam.  Sie  spiegeln die täglichen Ärgernisse der Radfahrenden wider, sind unfallträchtig  und verderben den Spaß am Radeln.

Diese Probleme könnten ohne aufwendige Bauarbeiten behoben werden. Während die Infrastruktur wie die Breite von vorhandenen Wegen und die Schaltung von Ampeln nur schwer und mitunter gar nicht verbessert werden kann, muss man Falschparker und schlampige Baustelleneinrichtung nicht tolerieren. Der Spitzenreiter Münster weiß wohl, wie das geht und bekommt dies mit der Note 2,9 für die Baustellen und der Note 2,8 bei Falschparkern bestätigt.

Auch im Hinblick auf das Fahrradjubiläum 2017 fordert Gerd Hüttmann Ordnungsdienst und Verwaltung auf, sich diese Missstände nicht länger bieten zu lassen und hofft auf die Unterstützung durch den Gemeinderat.

Im Vergleich zu 2012 wurden die anderen Fragen von den Radfahrenden nicht signifikant anderes bewertet.  Radfahren in Mannheim macht mäßig Spaß (3,5)  und Radfahrende fühlen sich unsicher (4,2). Schlechte Noten gab es auch für die Ampelschaltungen (4,7) und die Breite der Radwege (4,4), aber eine „Drei plus“  für die Öffnung von Einbahnstraßen (2,8).  

Mannheim hat sich 2009 mit einem 21-Punkte-Programm auf den Weg zu einer fahrradfreundlicheren Stadt gemacht. Die durchgeführten und geplanten Verbesserungen sind richtig und wichtig, kommen aber nur zur Wirkung, wenn sich das Fahrrad- und Verkehrsklima insgesamt verbessert. Mannheim kam auch bei den letzten beiden Umfragen über die Note 3,6 als Mittelwert aus den fünf diesbezüglichen Fragen nicht hinaus. Da ist noch Potenzial für Verbesserung, wie Freiburg (2,8), Karlsruhe (2,9) und Münster (2,1) zeigen.

Der ADFC ist sicher, dass durch die weitere Umsetzung des 21-Punkte-Programms auch für Mannheim künftig bessere Bewertungen erreichbar sind. Für dieses Jahr wurde von der Stadt Mannheim u. a. die Einführung von weiteren Fahrradstraßen und der Beginn des  Umbaus der Bismarckstraße angekündigt. Unmittelbar bevorsteht die Einweihung des VRN-Fahrradvermietsystems in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und Speyer.

Die neuen Ergebnisse für Mannheim, Münster, Karlsruhe und Freiburg

Mannheim (2014 und früher)

 


Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit mehr als 145.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Der ADFC-Kreisverband Mannheim setzte sich insbesondere für den Umbau der Bismarckstraße und die Einrichtung von Fahrradstraßen ein. Die detaillierten Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2014 und bundesweite Trends finden Sie auf www.adfc.de/presse.     

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