Critical Mass in VS-Villingen

Immer am letzten Freitag im Monat - -am 29. September 2017 auch erstmalig in Villingen – treffen sich bundesweit spontan Radfahrer, um die Straße für sich zu beanspruchen.

Critical Mass fand ihren Ursprung 1992 in San Francisco. Wenn sich nur genügend Radfahrer zusammentun, gelingt es die Straße für sich zu „erobern“ – eine Form des zivilen Widerstands gegen die Übermacht der Blechlawinen in Metropolen weltweit, so die Ausgangsüberlegung. In Deutschland findet diese Aktionsform seit 2006 Verbreitung. Eine Übersicht über die Veranstaltungen findet sich im Internet: itstartedwithafight.de/critical-mass-deutschland/
Die Idee dabei ist, dass sich möglichst viele Radfahrer zusammentun, um auf ihre Anliegen als Straßenverkehrsteilnehmer aufmerksam zu machen. Ein weiterer Beweggrund der Radfahrer ist der Austausch untereinander in einer lockeren geselligen Runde, auch neben einander fahrend.
Nach deutschem Straßenverkehrsrecht gilt, mehr als 15 Radfahrer können sich zu einem Verband zusammenfinden. Das ist die „kritische Masse“ um sich auf den § 27 StVO zu berufen. Damit bewegt sich der Verband legal auf der Straße, die Radwegebenutzungspflicht ist aufgehoben bzw. ein derartiger Verband muss sogar die Straße benutzen.
Was bewegt die Radfahrer? Die Verkehrssituation in deutschen Städten hat sich in den vergangen Jahren weiter zugespitzt. Der Radwegeausbau wird von Kommunen vernachlässigt, der Autoverkehr dominiert die Städten und raubt mit Lärm, Luftverschmutzung und Platzbedarf Lebensqualität von Menschen. Mit der Aktionsform Critical Mass wollen Radfahrende auf Alternativen aufmerksam machen. Diese Aktionsform ist eine friedfertige Aktionsform. Die Zielsetzungen wie mehr Lebensqualität, sauberer Luft in Städten und mehr Verkehrssicherheit für Radfahrende ist absolut erstrebenswert. Gleichwohl führt die Aktionsform in Städten, wo Critical Mass wenig bekannt ist, zur einen oder anderen Irritation und Gemütsregung von Autofahrern.

Am Freitag 29.09. um 18.00 Uhr fanden sich in Villingen ca. 18 Radfahrer ein, die sich spontan zu einer Radtour über den Innenring in Richtung Außenring auf den Weg machten. In Villingen wurde von ADFC-Mitgliedern beobachtet, dass es zu einzelnen recht ruppigen Reaktionen von Autofahrern kam. Deshalb will der ADFC Schwarzwald Baar mit Blick auf kommende Aktionen auf die Verkehrsregelung aufmerksam machen. Wichtig ist es dem örtlichen Verband, dass diese Aktion keine Veranstaltung des ADFC ist, sondern eine Aktionsform, die frei entsteht.
Die wichtigsten Regeln sind: Der Fahrzeugverband von mehr als 15 Radfahrern muss die Straße benutzen. An Ampelkreuzungen gilt die Grünphase für den gesamten Verband, wenn der erste Fahrer die Ampel bei grün passiert. Analog eines LKW´s mit Anhänger, wenn die Zugmaschine bei grün über die Ampel fährt, darf der Anhänger auch bei Rot über die Kreuzung gezogen werden. Im Verband dürfen Radfahrer grundsätzlich in Zweierreihen fahren (§27 STVO). Ansonsten ist dies nur eingeschränkt zulässig. Überholt werden darf der Verband nur, wenn er gefahrlos insgesamt überholt werden kann. Einscheren innerhalb des Verbands ist nicht zulässig. Nach Einschätzung des ADFC Schwarzwald-Baar ist davon auszugehen, dass auch im Oktober eine erneute Critical Mass-Aktion in Villingen-Schwenningen stattfinden wird. Von daher werden alle Verkehrsteilnehmer gebeten, den Freitag, 27.10. mit Besonnenheit und der nötigen Ruhe anzugehen und sich kritisch mit der Automobilität auseinanderzusetzen.

Eritrea trifft auf deutschen Radverkehr

Radtour des ADFC mit Flüchtlingen aus Eritrea

Aus der Reihe Radtour mit Flüchtlingen fand am Donnerstag, 25.05.2017, eine weiter Ausfahrt des ADFC Schwarzwald-Baar statt. Die drei Eritreer Teklu, Kibrom und Berhane waren mit Tourenleiter Harald unterwegs.

Neben Orientierung in der Region ging es um wesentliche Verkehrsregeln, ganz nebenbei auch um die deutsche Sprache. Die Rechts vor Links-Regel war den jungen Männern völlig unbekannt. Die unterschiedlichen Vorfahrtsregeln standen damit im Mittelpunkt der Übungen. Daneben wurden auch die Fuß- und Radwegeschilder besprochen. Hier zeigt sich immer wieder auch bei Einheimischen eine gewisse Unwissenheit über den Unterschied von benutzungspflichtigen Radwegen und Fußwegen, die lediglich für Radfahrer freigegeben sind. Die Tour führte von Schwenningen über Bad Dürrheim (mit besonders vielen Rechts vor Links-Kreuzungen) nach Hochemmingen, Tuningen über Mühlhausen zurück nach Schwenningen. Die drei Eritreer lernten schnell die wesentlichen Regeln, für die nächste Tour sollen die Ziele schon etwas weiter entfernt liegen, Rottweil oder Tuttlingen sind im Gespräch. Im Nachgang zur Tour erhielten die Teilnehmer eine bebilderte Dokumentation mit den wichtigsten Verkehrsregeln.

Der ADFC Schwarzwald-Baar wird die Reihe der Radtouren mit Flüchtlingen in den nächsten Monaten fortsetzen. Die Touren beinhalten immer die Aspekte Verkehrssicherheit, Orientierung in der Region und Erfahrungsaustausch der Teilnehmer. Für diese Touren sind auch einheimische Radfahrer herzlich willkommen. Die Termine werden kurzfristig angekündigt oder können über unser Kontaktadresse vs(..at..)adfc-bw.de erfragt werden.

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