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Bietigheim-Bissingen
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Presseinformation 7. Juli 2012
Dem grünen Band entlang führte eine Mehrtagesfahrt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Bietigheim-Bissingen. Die insgesamt 1.400 km lange Radstrecke des Projekts „Radfahren am Grünen Band” an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, vom Dreiländereck bei Hof bis Travemünde an der Ostsee soll in vier Jahresetappen abgeradelt werden. 17 Radler erlebten unter Leitung von Jutta Keerl und Johann Rausch auf der ersten Etappe sieben ereignisreiche Radtage in unberührter Natur.
Auf dem Kolonnenweg zum Rennsteig
Die 60 km lange Etappe des ersten Tages, vom Dreiländereck über den ehemaligen Grenzbahnhof Gutenfürst nach Bad Steben, war der geeignete Einstieg. Das auf der Strecke liegende, einst durch eine Betonmauer geteilte Dorf Mödlareuth, auch ”bdquo;Klein Berlin” genannt, gab zum Nachdenken Anlass. In Blankenstein, der Drehscheibe zum Rennsteig, wurde das kurzweilige Saaletal erreicht und durch das wilde Höllental der Anstieg nach Bad Steben erleichtert.
Naturbelassene Feldwege, geschotterte Waldwege und Kolonnenwege (Betonplatten mit Längslöchern) warteten auf die Radler auf dem Weg nach Probstzella. Die Fahrt über die Höhen des Thüringer Waldes wies anspruchsvolle Steigungen auf. Zeitweise folgte sie dem Rennsteigweg durch tiefgrüne Fichtenwälder. Besichtigungen, wie die imposanten Schiefergruben in Lehesten sowie das Museum des ehemaligen Grenzbahnhofs Probstzella standen auf dem Programm. Im Hotel „Haus des Volkes”, wo auch übernachtet wurde, kamen die Freunde des Bauhausstils auf ihre Kosten.
Über die Burg Lauenstein und die Thüringer Warte, zwei mächtige Anstiege, wurden die Höhen des Thüringer Waldes erklommen. Ein Kolonnenweg in einsamer Natur (teilweise Schiebepassage), führte wieder auf die Höhen des Rennsteigs. Nach der Mittagspause in der „Kalten Küche” entschädigte die lange Abfahrt durch das idyllische Tettautal über Stockheim nach Mitwitz für die vorangegangenen Strapazen. Im Wasserschloß aus der Renaissancezeit wurde den Radlern noch eine Besichtigung mit Schlossgeist und anderen Verblichenen geboten.
Die erste Hälfte der 62 km langen Strecke nach Bad Rodach/Rossfeld, vorbei an dem geschleiften Dorf Liebau, verlief auf guten Wegen durch die weite Landschaft. Der Gedenkstein an der „Gebrannten Brücke” bei Neustadt erinnert daran, dass hier 1990 der Vertrag zur Abschaffung der Grenzkontrollen unterschrieben wurde. Nachdem man die Tanzlinde in Effelder bestaunen konnte, ging es in weiten Wellen durch Wälder, Felder und Wiesen, vorbei am Froschgrundsee, nach Bad Rodach Rossfeld. Im Naturschutzgebiet „Görsdorfer Heide” zeigte sich überraschend der selten gewordene Schwarzstorch, der ja bekanntlich in Wäldern seinen Lebensraum hat.
Nach den Höhenpunkten Burgruine Strauf und Veste Heldburg bildete auf der 72 km langen Etappe das geschleifte Dorf Billmuthhausen den geschichtlichen Tiefpunkt der Tour. 34 Bewohner flüchteten 1952 in den Westen, 1978 wurde die letzte Familie zwangsumgesiedelt und die letzten Häuser abgerissen. Nur der Friedhof und der Trafoturm zeugen noch von der Existenz des Dorfes. Eine Gedenkstätte erinnert an das Schicksal des Dorfes. Zum Verweilen jedoch lud das pittoreske Fachwerkstädtchen Ummerstadt ein. Hier wurde auch Mittagsrast eingelegt um sich bei einem Bummel durch die gepflasterten Straßen etwas auszuruhen. Steile Berge waren nicht mehr zu bewältigen, doch die Hügel auf der Strecke nach Zimmerau waren nicht zu unterschätzen. Ab Zimmerau jedoch, am Bayernturm vorbei, führte die relativ flache Strecke durch verträumte Ortschaften über das fränkische Hügelland nach Bad Königshofen im Grabfeld. Zwischendurch lud die Quelle der „Fränkischen Saale” noch zum Verweilen ein.
Bei der 55 km langen Fahrt über die offene Hügellandschaft, welche noch einmal die Radlermuskeln beanspruchte, ging der Blick über das Land und die Gedanken schweiften ab in die Zeit vor mehr als 20 Jahren. Die Grenztürme, das Freilandmuseum Behrungen, die geschleiften Dörfer Leitenhausen und Schmerbach sowie das Weltfriedenskreuz auf dem Dachsberg, gaben immer wieder Anstoß zum Nachdenken. Besonders im Freilandmuseum Behrungen, in dem die komplette Staffelung der Grenzsicherungsanlagen originalgetreu erhalten blieben, bekam man den Irrsinn dieses Vorgehens vor Augen geführt. Einen ersten Vorgeschmack auf die Rhön im nächsten Jahr war der weitere Weg Richtung Fladungen. Der Kolonnenweg in das nördlichste Dorf Bayerns Weimarschmieden, als „Friedensweg” markiert, hatte es noch mal in sich. Die zahlreichen informativen Tafeln und das Grenzdenkmal auf dem Steinkopf gestalteten die Fahrt aber abwechslungsreich. In Weimarschmieden endete die etwas strapaziöse, jedoch sehr informationsreiche Tour.
Bild: Auf dem Kolonnenweg zum Rennsteig