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Nein zum Elterntaxi, ja zum Fahrrad: ADFC fordert fahrradfreundliche Schulwege

Kinder und Jugend Presseinfo Verkehrspolitik

In Baden-Württemberg läuft der Schulbetrieb nach dem Corona-Lockdown wieder an – und stellt Eltern wie Schüler*innen bei der Frage nach dem Schulweg vor besondere Herausforderungen. Die geltenden Abstandsregeln sind in vollen Bussen und Bahnen nur schwer umzusetzen. Deswegen empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), mit dem Fahrrad zu fahren – doch dafür braucht es sichere Wege und eine bessere Radinfrastruktur!

Schulbusse und Bahnen sind das Nadelöhr, wenn die Bildungseinrichtungen in Baden-Württemberg nach und nach wieder öffnen. Rund 45 Prozent der Schüler*innen nutzen den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), doch wegen der weiterhin geltenden Abstandsregeln zur Corona-Prävention können nicht so viele Fahrgäste befördert werden wie bisher. Viele Eltern sorgen sich zudem um die Sicherheit ihrer Kinder und fahren sie deshalb oft lieber selbst mit dem Auto zur Schule. Vom Elterntaxi rät der ADFC Baden-Württemberg ab: „Das sorgt nicht nur für dicke Luft, die an den Schulen haltenden Autokolonnen gefährden auch die Verkehrssicherheit der Kinder“, mahnt Kathleen Lumma.

Fahrrad statt Elterntaxi

Der ADFC empfiehlt, auf das Rad umzusteigen – „das ist die bessere Alternative, auch zur Unterstützung des krisenbedingt nicht voll leistungsfähigen ÖPNV“, so die Landesgeschäftsführerin. Gerade während der Corona-Pandemie zeigt sich das Fahrrad als krisensicheres Verkehrsmittel. „Außerdem macht Radfahren Spaß, ist gesund und fördert die Koordination und Konzentration“, ergänzt Lumma. Der Weg zur Schule könne meist leicht mit dem Fahrrad zurückgelegt werden – was fehlt, sei eine entsprechende Radinfrastruktur. Unübersichtliche Kreuzungen, schmale oder fehlende Radwege und lange Wartezeiten an der Ampel machen Schulwege oft zum Spießrutenlauf.

Für sichere Schulwege – jetzt handeln!

„Wir brauchen fahrradfreundliche Schulwege dringender denn je!“, so Lumma. Schüler*innen, die jetzt aufs Rad umsteigen, brauchen durchgängige und sichere Wege. Der ADFC appelliert daher an das Land und die Kommunen, jetzt zu handeln. Mit dem erhöhten Landes-Etat für den Radverkehr seien gute Rahmenbedingungen vorhanden, um den Ausbau einer sicheren Radverkehrsinfrastruktur zügig vorantreiben. Doch das ist nicht alles: „Ausschlaggebend sind auch landesweite Vorgaben zur schnellen, rechtssicheren Einrichtung coronasicherer Rad- und Gehwege – wie es in einem offenen Brief an den Verkehrsminister bereits gefordert wurde“, so Lumma. Ein Handlungsleitfaden und pragmatische Lösungen sind jetzt gefragt. Sie unterstützen Kommunalverwaltungen bei der provisorischen Umgestaltung von Straßen und räumen eventuelle rechtliche Bedenken aus.

Pop-Up-Bike-Lanes, Fahrradstraßen und Tempo 30

„Konkrete Maßnahmen können Kommunen jetzt provisorisch gut umsetzen“, sagt Lumma. Dazu zählen etwa geschützte Radstreifen (Pop-Up-Bike-Lanes) und Fahrradstraßen, die Schüler*innen helfen, sichere Wege durch die Stadt zu finden. Sie eignen sich auch, um den Radverkehr vom Fußweg zu entzerren: So entsteht mehr Platz und gleichzeitig können die Abstandsregeln besser eingehalten werden. Für mehr Sicherheit sorgen auch provisorisch verkehrsberuhigte Straßen und Geschwindigkeitsreduktionen auf Tempo 30. Wenn Grünphasen für den nicht-motorisierten Verkehr verlängert werden, geraten Kinder auf dem Fahrrad an Kreuzungen weniger in Stress und fühlen sich sicherer. Aber auch bereits geplante Radwege sollten nun zügig umgesetzt werden – „es ist an der Zeit zu handeln – Elterntaxis beziehungsweise Autos sind keine Alternative“, betont Lumma.

Offener Brief an Verkehrsminister Winfried Hermann

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(Fotoquelle: Glitz)

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