Städte wie Karlsruhe (Note 3,15), Münster (Note 3,25) und Freiburg (Note 3,42), die sich schon länger um eine fahrradfreundliche Stadtgestaltung bemühen, können die Früchte ihrer Arbeit ernten und sich wieder über die ersten Plätze in dieser Kategorie freuen. Der Abonnementssieger Münster büßte allerdings seinen ersten Platz ein und liegt jetzt hinter Karlsruhe. Auch insgesamt gesehen hat sich das Fahrradklima – also die wahrgenommene Fahrradfreundlichkeit deutscher Städte und Gemeinden – seit der letzten Umfrage 2016 leicht verschlechtert. Der Mittelwert der Großstädte zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern liegt jetzt bei 4,02.
Der ADFC stellte im Herbst 2018 32 Fragen zum Thema: Wie fahrradfreundlich ist ihre Stadt? und rief zur Beurteilung mit Schulnoten von 1 bis 6 auf. Über 170.000 Menschen aus allen Altersgruppen haben bundesweit an der Befragung teilgenommen und 683 Städte bewertet. Für Mannheim gingen 673 Fragebogen ein, 141 mehr als in 2016. In fast allen Fragen und der Gesamtnote lag Mannheim sehr nahe am Durchschnitt, lediglich bei einigen Fragen besteht eine signifikante Abweichung von über 0,2 Notenpunkte zum Bundesdurchschnitt.
Gute Noten gab es in Mannheim wieder für den öffentlichen Fahrradverleih mit 2,2 (2,0 für 2016): wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, das VRN-NextBike Fahrradvermietsystem für Mannheim und weitere Orte der Region kommt richtig gut an.
Bei „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ liegt Mannheim mit der Note 3,4 wieder signifikant über dem Bundesdurchschnitt von 4.0, aber etwas unter dem eigenen Wert von 3,2 (2016). Hier machen sich nach Meinung von Dr. Gerd Hüttmann, Sprecher des ADFC Kreisverbands Mannheim die im „21 Punkte-Programm zur Radverkehrsförderung“ durchgeführten Maßnahmen wie die Radspuren am Friedrichsplatz und auf der Bismarckstraße positiv bemerkbar.
Die Öffentlichkeitsarbeit wie der Radsalon, die „monnem-bike“ Internetseite sowie natürlich auch die Radparade und das Fahrradfest ergaben mit Note 3,5 (3,4 in 2016) für Radverkehrswerbung wieder einen signifikanten positiven Unterschied gegenüber dem Wert 4,0 im Bundesdurchschnitt.
Eine „Drei plus“ gab es mit der Note 2,6 für die Öffnung von Einbahnstraßen (2,6 in 2016, Bundesdurchschnitt 2,8). Etwas schlechter wurde die Fahrradmitnahme in Bahn und Bus gesehen (3,5 statt 3,3 in 2016, Bundesdurchschnitt 4,2).
Auch im Winterdienst auf Radwegen liegt Mannheim mit der Note von 4.0 über dem Bundesdurchschnitt von 4,4. Damit bestätigt sich positiv, dass im Winterdienst der Stadtreinigung auch wichtige Radwegeverbindungen auf der Prioritätsliste stehen. Wenn auch hier immer Wünsche offen bleiben werden, sollte die Note „ausreichend“ ein Ansporn für weitere Verbesserungen sein.
Das Falschparken auf Radwegen sehen die Radfahrenden in Mannheim weiterhin als ein Problem und vergaben die Note 5,1 (schlechter als der durchschnittliche Wert von 4,9) und auch an Baustellen fühlen sie sich mit der Note 5,1 weiterhin mehr beeinträchtigt als Radfahrende anderswo (4,8). Die wiederholt schlechten Umfragewerte in diesen beiden Fragen sind für Hüttmann besonders bedeutsam. Sie spiegeln die täglichen Ärgernisse der Radfahrenden wieder, sind unfallträchtig und verderben den Spaß am Radeln – Mannheim liegt mit 3,8 knapp unter dem Bundesdurchschnitt 3,7.
Diese Probleme könnten ohne aufwendige Maßnahmen behoben werden. Während die Infrastruktur wie die Breite von vorhandenen Wegen und die Schaltung von Ampeln nur schwer und mitunter gar nicht verbessert werden kann, muss man Falschparker und schlampige Baustelleneinrichtung nicht tolerieren.
Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit mehr als 175.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Der ADFC-Kreisverband Mannheim setzte sich insbesondere für den Umbau der Bismarckstraße und die Einrichtung von Fahrradstraßen ein. Die detaillierten Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2018 und bundesweite Trends finden Sie auf https://www.fahrradklima-test.de/
