Sehr geehrte Frau Pieper, ich antworte Ihnen als Kreisvorsitzender des ADFC weil unsere Ansprechpartnerin für Offenburg, Monika Kunschner, zur Zeit im Urlaub unterwegs ist. -  Kann man von einem Fahrradboom sprechen? Ob Fahrradhersteller und -handel Konjunktur haben kann ich Ihnen aus eigenem Wissen nicht beantworten. Die Medien behaupten das. Als ehemaliger Fahrradhändler kann ich sagen, dass das Frühjahr immer die Jahreszeit mit den höchsten Umsätzen ist. Und durch die erzwungene monatelange Schließung der Geschäfte ist natürlich ein Nachholbedarf entstanden. Genauere Informationen bekommen Sie von Industrie- und Handelsverbänden: Zweirad-Industrie-Verband: https://www.ziv-zweirad.de Bundesverband Zukunft Fahrrad: https://bvzf.org Verbund Service und Fahrrad: https://www.vsf.de -          Welche Radtypen werden nachgefragt? Siehe die vorangehende Antwort. Ich bin seit 8 Jahren kein Händler mehr. -          Es sind mehr Unfälle mit Radfahrern zu verzeichnen, ist das zahlenmäßig quantifizierbar? Die polizeiliche Statistik weist für den Polizeibezirk Offenburg für 2019 eine 9% Steigerung der Unfälle mit Fahrradbeteiligung aus. Offenburg als Stadt hat seit Jahren eine überdurchschnittlich hohe Unfallquote im Fahrradverkehr. Genaue Zahlen erfahren Sie bei der Polizei. -          Wie kann man darauf reagieren? Was können Gemeinden und Städte tun, was die einzelne Verkehrsteilnehmer? Das ist unser Thema! Mit der Kampagne „Mehr Platz fürs Rad!“ setzen wir uns für eine Neuaufteilung des Verkehrsraumes in der Stadt ein. Eine vom MIV befreite Innenstadt kann endlich wieder aufatmen und das Leben kehrt zurück. Die Menschen halten sich gerne in autofreien Zonen auf und verweilen dort länger. Das nützt dem Handel und der Gastronomie. Überall wo mutige Politiker diese Entscheidung treffen blühen die Städte auf. Der unvermeidliche Anwohner- und Lieferverkehr darf mit höchstens Tempo 30 die für ihn freigegebenen Fahrbahnen nutzen. Ruhe und Gelassenheit kehren zurück. Unfälle verlaufen wesentlich glimpflicher. Parkplätze sind Gift für eine Stadt. Sie erzeugen Parksuchverkehr und veröden die Quartiere. Parkende Autos verhindern die Sicht und sind eine große Gefahr für spielende Kinder. Parkplätze sollen nur noch auf Privatgrund und vor der Stadt angelegt werden. Der öffentliche Straßenraum ist viel zu schade dafür. Radfahrende müssen sicherer und selbstbewusster werden. Sie sollen die StVO kennen, sich daran halten und nicht auf Gehwegen radeln. Kreisverkehre sind Unfallschwerpunkte und Angsträume für Radelnde, die meisten sind falsch konstruiert und nur die wenigsten Radler meistern sie souverän. Für Neueinsteiger sind Fahrtrainings wie es manche Fahrradhändler, manche Senioreneinrichtungen und manche ADFC-Kreisverbände anbieten zu empfehlen (der ADFC Ortenaukreis noch nicht). Der ADFC setzt sich auf allen Ebenen für die Vision Zero, Null Verkehrstote, ein, wie es auch im Verkehrspolitischen Programm formuliert ist: https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/Ueber-den-ADFC/Das_verkehrspolitische_Programm_des_ADFC.pdf -          Glauben sie, dass sich mittelfristig auch etwas an dem Modal Split ändert, dass der Anteil der Fahrradfahrer am Verkehr höher bleibt, wenn Corona vorbei ist bzw. die Maßnahmen wieder aufgehoben sind? Das hängt davon ab welche Erfahrungen die neuen Radler mit der Verkehrsinfrastruktur machen. Es ist allgemein bekannt, dass zweidrittel aller Menschen gerne Rad fahren es aber nicht tun weil ihnen der Autoverkehr zu gefährlich erscheint. Während der Ausgehbeschränkungen herrschte weniger Verkehr insgesamt, was manchen ermutigt hat das Velo auszuprobieren. Hier hat die Politik einen großen Nachholbedarf an sicherer und attraktiver Radverkehrsinfrastruktur. Das Geld ist da, der Bundesverkehrsminister hat die Fördermittel erst im November massiv erhöht und auch die Kommunen haben darauf Zugriff. Der Radverkehrsanteil wird steigen, weil den Menschen klar wird wie einfach, effizient und billig das Velo als Verkehrsmittel ist. Wie stark, das hängt von der örtlichen Infrastruktur ab. -          Welche Regeln gelten für Radfahrer in Baden-Württemberg bezüglich Radtouren und den Kontaktbeschränkungen? Ich zitiere unsere Landesgeschäftsführerin Kathleen Lumma: „Es gibt immer noch keine Auflagen oder Regelungen zu Freizeitangeboten im Freien (ADFC-Radtouren betreffend), so dass immer noch unklar ist, ob die Regelungen analog zur Corona-SportstättenVO angewandt werden können (max. 5 Personen) oder die Regelungen zum Aufenthalt im öffentlichen Raum (max. 2 Haushalte). Eine Klärung durch das Sozialministerium steht noch aus.“ Unsere touristischen Aktivitäten beginnen wir langsam wieder wie in unserem gedruckten „Fahrradjahr“ und im digitalen Tourenportal angeboten, im Moment mit maximal 5 Teilnehmern die sich vorher beim Tourenleiter anmelden müssen. In Entwicklung ist ein neues Angebot an ungeführten Touren unter dem Begriff #AbseitsRadeln. Hier werden Tipps für wenig bekannte Touren gesammelt, die dann mit einer digitalen Spur (GPX-Daten) versehen, veröffentlicht werden. https://www.adfc-bw.de/ortenau https://touren-termine.adfc.de Schöne Grüße Helmut Schönberger Vorsitzender Ortenaukreis 0176 62274477 Sehr geehrte Damen und Herren, ich recherchiere für das Offenburger Tageblatt zum Thema Fahrradboom in Zeiten von Corona und nach dem Lockdown. Wenn möglich, hätte ich gern gerne Infos zum Ortenaukreis und einen Ansprechpartner von hier, wo unsere Zeitung ansässig ist. - Kann man von einem Fahrradboom sprechen? - Welche Radtypen werden nachgefragt? - Es sind mehr Unfälle mit Radfahrern zu verzeichnen, ist das zahlenmäßig quantifizierbar? - Wie kann man darauf reagieren? Was können Gemeinden und Städte tun, was die einzelne Verkehrsteilnehmer? - Glauben sie, dass sich mittelfristig auch etwas an dem Modal Split ändert, dass der Anteil der Fahrradfahrer am Verkehr höher bleibt, wenn Corona vorbei ist bzw. die Maßnahmen wieder aufgehoben sind? - Welche Regeln gelten für Radfahrer in Baden-Württemberg bezüglich Radtouren und den Kontaktbeschränkungen? Es wäre toll, wenn Sie meine Anfrage an die entsprechende regionale Stelle weiterleiten würden. Ich bräuchte die Auskunft wenn möglich bis morgen Mittag. Herzlichen Dank und viele Grüße, Kirsten Pieper Kirsten Pieper Redakteurin Bezirksredaktion Offenburger Tageblatt GmbH Hauptstr. 83a Derzeit im Homeoffice unter 0781/94862180 oder unter 0177/3343662 erreichbar. Fax: 0781/504-3539 E-Mail: kirsten.pieper@reiff.de www.bo.de