Wo geht's lang mit dem Radverkehr im Ostalbkreis? Links nach Aalen? Rechts nach Aalen? Ganz egal: einen Radweg gibt es bisher noch nicht … das soll oder muss sich ändern! (Foto: ADFC Aalen)

Neues Radverkehrskonzept für den Ostalbkreis

Online Bürgerbeteiligung für ein neues Radverkehrskonzept im Ostalbkreis

Der Landkreis überarbeitet das vor 12 Jahren aufgestellte Radverkehrskonzept, um es an die Anforderungen der Verkehrswende anzupassen und altbekannte Mängel zu beheben. Landrat Dr. Joachim Bläse hatte zu einer Infoveranstaltung eingeladen, die im Livestream übertragen wurde. In einer Bildschirmpräsentation stellten die Verkehrsplaner das Projekt vor.

Bürgerinnen und Bürger sind zur Mitwirkung aufgerufen.

Wichtige Grundlage für das neue Konzept ist eine Online-Befragung, ähnlich wie beim Mobilitätspakt Aalen - Heidenheim, diesmal aber auf den gesamten Landkreis bezogen. Sie ist vom 14. März bis zum 17. April auf radforum-ostalbkreis.de freigeschaltet. Das Planungsbüro hofft, aus den Anregungen von Menschen, die regelmäßig das Rad benutzen, konkrete Hinweise für den Bedarf an Radverbindungen und Radabstellanlagen, außerdem Vorschläge zu Streckenführungen sowie Meldungen von Mängeln und Gefahrenstellen auf den Radwegen zu erhalten. Dem entsprechend gibt es in einer interaktiven Online-Karte des Ostalbkreises die Möglichkeit, per Mausklick von der Wunschstrecke bis zum Schlagloch alles einzutragen.
Wir hoffen, dass die vielen wertvollen Tipps der er"fahrenen" ortskundigen Aktiven des ADFC und anderer Menschen, die oft mit dem Rad unterwegs sind, von dem Planungsbüro in das Konzept mit eingearbeitet werden, damit es einen deutlichen Schritt voran geht fürs Rad im Ostalbkreis.
Der ADFC Ostalb wurde eingeladen, das Projekt zu begleiten und wird im Aktivenkreis fortlaufend darüber berichten.


Verkehrsprognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr

Passend zum Tag der Klima-Streik-Demos veröffentlicht der ADFC folgende Pressemitteilung

Verkehrsminister unterschätzt den Radverkehr massiv – Fahrradmilliarde jetzt!

Berlin/ADFC Bundesverkehrsminister Wissing hat heute seine Langfristprognose für den Verkehr vorgestellt. Darin wird der Radverkehr kolossal unterschätzt. Laut Prognose werden nur wenige Menschen in den nächsten Jahren vom Auto aufs Fahrrad umsteigen. Dabei boomt der Radverkehr in Deutschland seit Jahren.

 
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider (Foto: ADFC)

ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Prognosen wie die des Verkehrsministers reden das Potenzial des Radverkehrs künstlich klein. Sie gehen von einem minimalen Wachstum in den nächsten Jahrzehnten aus. Das Gegenteil ist der Fall, das Potenzial des Radverkehrs ist enorm. Radfahrende in Deutschland schaffen längst Fakten, die das Ministerium nicht anerkennen will.“

Laut der Prognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) steigt der Anteil des Radverkehrs am sogenannten Modal Split, also an der gesamten Verkehrsleistung, in Deutschland bis zum Jahr 2051 auf lediglich 12,2 Prozent (von 10 Prozent im Vor-Corona-Jahr 2019). Gemessen in Personenkilometern (pkm) entspricht das einem Anstieg von 40 Milliarden auf lediglich 54 Milliarden pkm.

Selbst konservative Schätzungen wie die der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) kommen aber zu einem völlig anderen Ergebnis. Die NPM hielt bereits 2019 eine Steigerung der Verkehrsleistung des Radverkehrs auf 75,4 Mrd. pkm bis 2030 für erreichbar. Der Radverkehr kann demnach seine Verkehrsleistung schon bis 2030 fast verdoppeln.

Mehr Radverkehr braucht mehr Investitionen

Die Menschen in Deutschland wollen mehr Rad fahren, das belegen Umfragen wie etwa der Fahrrad-Monitor 2021. Auch der vom Bundeskabinett vorgelegte Nationale Radverkehrsplan 3.0 (NRVP) erkennt diese Realität an. Demnach soll Deutschland bis 2030 Fahrradland werden. Den Worten müssen nun aber endlich Taten folgen.

Der ADFC fordert, dass die Bundesregierung beim Ausbau der Fahrradinfrastruktur in Deutschland in die Offensive geht. Die Verkehrsminister der Länder haben einstimmig beschlossen, dass Länder und Kommunen für den Ausbau des Radwegenetzes bis 2030 jährlich eine Fahrradmilliarde vom Bund brauchen. Die muss der Bund jetzt im Haushalt verankern.

Ann-Kathrin Schneider: „Der Radverkehr ist ein wichtiger Hebel, um die Verkehrswende vor Ort umzusetzen und die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen. Mehr Radverkehr kommt aber nicht von alleine! Damit der Umstieg aufs Rad und damit die dringend benötigte Mobilitätswende gelingen kann, braucht es die richtige Infrastruktur. Und dafür brauchen wir die Fahrradmilliarde.“

Mehr Geld fürs Fahrradparken an Bahnhöfen

Auch bei der Fahrradinfrastruktur an den Bahnhöfen muss die Bundesregierung dringend nachbessern: Laut einer Studie im Auftrag des BMDV fehlen an deutschen Bahnhöfen 1,5 Millionen Stellplätze für Fahrräder. Das Kabinett hat jetzt für die Jahre 2023-2026 zwar mehr Geld für das Fahrradparken an Bahnhöfen zugesagt. Doch die versprochenen 110 Millionen Euro sind nicht mehr als ein positives Signal. Das Geld reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Nötig wären mindestens 3 Milliarden Euro, wobei die aktuellen Baukostensteigerungen und die Kosten für Flächenerwerb und Unterhalt noch nicht mit eingerechnet sind.

Ann-Kathrin Schneider: „Auch hier zeigt sich, dass der Verkehrsminister die Dimension des Themas noch nicht erkannt hat. Ein weiteres kleines Förderprogramm für die Kommunen reicht nicht aus. Damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen und sich die Fahrgastzahlen der Bahn verdoppeln, brauchen wir vielmehr zusätzlich ein großes Bahnhofsprogramm fürs Fahrradparken an Bahnhöfen, das den Schienen-Etats zugeordnet ist.“

 
Die Klimademo am 3. März vor dem Aalener Rathaus zeigt der Politik die Rote Karte: die Regierung muss umsteuern, ganz besonders der Verkehrsminister. Die Zunahme des Autoverkehrs ist nicht gottgegeben - der Gegenschlag des Planeten wird aber sein wie die Strafe Gottes. (Foto: ADFC Aalen)


Fahrradklima-Test

 
Aktive des ADFC werben auf dem Aalener Wochenmarkt für die Teilnahme am Fahrradklima-Test - Foto:ADFC

Der ADFC-Fahrradklima-Test und wie er 2022 in Aalen verlief

Rund 700 Radfahrende sorgen in Aalen für eine Rekordbeteiligung

AALEN (HL) Drei Monate, von September bis November, drehte sich beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Aalen fast alles um eine Umfrage: den Fahrradklima-Test (FKT). Denn in ihm ging es um die Bewertung der Situation in Aalen und wie es ist bzw. sich anfühlt, mit dem Fahrrad quasi vor der eigenen Haustür, unterwegs zu sein.


Zufriedenheits-Index für Radler: Ob Menschen aufs Rad steigen, ist nicht in erster Linie eine Sache des Wetters, sondern des Sicherheitsgefühls. Denn wenn dieses Gefühl fehlt, lassen viele ihr Rad einfach stehen oder fahren nur selten, das ist aus Studien bekannt. Der ADFC hat deshalb schon 1988 eine bundesweite Umfrage, den Fahrradklima-Test als Zufriedenheits-Index der Radfahrenden erfunden, um Städten und Gemeinden Anhalts­punkte zu geben, wie sie den Radverkehr besser fördern können. Bei den insgesamt 27, seit 2012 gleichen Fragen geht es beispielsweise darum, ob das Radfahren Spaß macht oder Stress bedeutet, ob Radwege von Falschparkern freigehalten werden und ob sich das Radfahren sicher anfühlt.

Eine Erfolgsgeschichte: Bis 2001 wurde der Test nur per Leserumfrage in der ADFC-Verbandszeitschrift umgesetzt. In der Folge wurde die Pressearbeit systematisch verstärkt und die Erhebungen in den Jahren 2003 und 2005 erfolgten in Kooperation von ADFC und BUND mit Förderung durch das Umweltbundesamt. 2012 kam die Möglichkeit der online-Teilnahme dazu, was das Mitmachen vereinfachte. Auch förderte nun das Bundesverkehrs­ministerium den FKT im Rahmen der Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans.

Das Interesse am Fahrradklima-Test stieg bundesweit und so entwickelte er sich zur größ­ten Befragung zum Radfahrklima weltweit. Im Jahre 1988 mit 4.000 Teilnehmern gestartet, ging die Teilnehmerzahl ständig nach oben. Im Jahr 2020 nahmen knapp 230.000 Rad­fahrende teil und bewerteten die Fahrradfreundlichkeit in über 1.000 Städten und Gemein­den Deutschlands. Bei der am 30. November beendeten Umfrage des Jahres 2022 wird mit einer erneut gestiegenen Zahl gerechnet.

 

 
Umfrageergebnisse: Die deutschlandweite durchschnittliche FKT-Benotung verlief jedoch nicht so positiv, was die Grafik am Beispiel aller Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern und ununterbro­chener Teilnahme zeigt: Die im Jahre 1991 erreichte Durchschnittsnote 4,5 verbesserte sich zwar bei der nächsten Umfrage auf ein gutes Ausreichend, verharrte dann aber bis 2020 in diesem Bereich.

Dass sich die Situation für Radfahrer in den folgenden Jahren nicht verbessert hat, kann daraus aber nicht gefolgert werden. Als Grund für diesen Notenverlauf wird vermutet, dass das Wissen um gute Radverkehrslösungen und die daraus erwachsenden Erwartungen und Ansprüche der Radfahrenden zumeist schneller wachsen als deren Erfüllung.

Aalen und der Fahrradklima-Test: Im Jahr 2003 war die Beteiligung noch zu gering, aber 2005 schaffte es Aalen eindrucksvoll in die Wertung: 131 Radfahrende nahmen teil und die Stadt bekam, sicherlich auch wegen der bis dahin neu gebauten Radwege und Radfahr­streifen, die Schulnote 3,2.

Obwohl das für Aalen erforderliche Quorum 2012 auf >50 erhöht wurde, kam die Stadt nun immer in die Wertung. Aber leider wurden die Noten schlechter und pendelten sich bei ausreichend ein. Dies wohl auch deshalb, weil in Aalen kaum weitere neue wesentliche Verbesserungen für den Radverkehr sichtbar wurden. Die Zahl der Teilnehmenden stieg und stieg. Bisheriger Rekord mit 337 Teilnehmern war 2020. Nach diesem Ergebnis wollte der ADFC Aalen im Jahre 2022 unbedingt die 500er Marke knacken.

Deshalb warb der Club verstärkt in der örtlichen Presse und im Freundes- und Bekannten­kreis. Auch waren Aktive des Clubs beim Fahrradparkplatz bei den Reichsstädter Tagen und auf dem Aalener Wochenmarkt so präsent wie noch nie. An insgesamt acht Tagen, bei gutem Wetter, aber auch bei Regen und Kälte, sprachen sie auf beiden Plätzen Vorbeikom­mende an, diskutierten mit diesen über aktuelle Themen und warben für die Teilnahme an der Umfrage. Hierbei war an einem Tag auch Johannes Metzger beteiligt, der stellvertrete­nde ADFC-Landesvorsitzende.

Bei all diesen Aktionen stießen die Aktiven auf eine starke Zustimmung zur Fahrradklima-Test-Umfrage und zu deren Wichtigkeit für alle Radfahrer, so Klaus Berger vom ADFC Aalen.

Und dies, obwohl die FKT-Statistik zeigt, dass rund 90% der Umfrageteilnehmer neben dem Fahrrad auch das Auto benutzen und deshalb die Sichtweisen beider Seiten kennen.

Zufriedener ADFC Aalen: Nach seinem letzten Einsatztag – er war am 26. November auf dem Wochenmarkt – konnte der mehr als zufriedene ADFC Aalen ein gut gefülltes Päckchen mit ausgefüllten FKT-Fragebögen zur Auswertung und Erfassung nach Berlin senden. Dort, bei der ADFC-Bundesgeschäftsstelle, werden diese nun ausgewertet.

Der größte Teil dieser Fragebögen wurde an den insgesamt acht ADFC-Einsatztagen aus­gefüllt. Der Rest stammte von einigen örtlichen Fahrradgeschäften und dem Rathaus, wo Veit-Stephan Bock, der Aalener Fahrradbeauftragte, im Foyer mit einem Infotisch für die Beteiligung am FKT geworben hatte. Mit den online abgegebenen Wertungen – hier betrug der vorläufige Stand 552 Teilnehmer – wird Aalens endgültiges Ergebnis an der 700er Marke kratzen. Das bedeutet, dass sich diese Zahl im Vergleich zu 2020 in Aalen mehr als verdoppelt haben wird. Diese hohe Beteiligung wird dem Ergebnis ein besonderes Gewicht geben, so Dr. Reiner Garreis vom ADFC Aalen.

Warten auf das Ergebnis: Nun wartet der ADFC Aalen auf das endgültige Ergebnis der Umfrage, das im Frühjahr 2023 präsentiert werden wird. Mindestens ebenso gespannt werden die Verantwortlichen im Aalener Rathaus sein. Bei ihnen geht es konkret um die Frage, ob die Stadt es mit ihren Bemühungen zur Förderung des Radverkehrs endlich geschafft hat, aus dem Notenkeller herauszukommen.

 


Mobilitätsgipfel im Kanzleramt

Verkehrswende ist mehr als E-Auto

Fahrrad- und Bahnverbände kritisieren: Veraltetes Mobilitätsverständnis gefährdet Klimaziele

Gemeinsame Pressemitteilung von ADFC, Allianz pro Schiene, Zweirad-Industrie Verband und Zukunft Fahrrad

Berlin, 9. Januar 2023

Der von Bundeskanzler Olaf Scholz einberufene „Mobilitätsgipfel“ ist aus Sicht mehrerer Fahrrad- und Verkehrsverbände ein Beleg dafür, dass die Verkehrswende noch nicht im Kanzleramt angekommen ist. Dass es bei dem Treffen zwar laut Ankündigung um die Transformation der Mobilitätswirtschaft gehen soll, aber fast ausschließlich Vertreterinnen und Vertreter der Automobilbranche eingeladen sind, kritisieren die Allianz pro Schiene, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) und Zukunft Fahrrad. Dies steht aus Sicht der Verbände für ein völlig veraltetes Mobilitätsverständnis. Sie fordern von Bundeskanzler Olaf Scholz, die Verkehrswende als Ganzes anzugehen und zur Chefsache zu machen.


Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte am Montag: „Was früher einmal Autogipfel genannt wurde, hat jetzt ein neues Label bekommen – die Inhalte sind aber die alten. Das Kanzleramt betreibt hier Etikettenschwindel und beweist, dass es die Transformation der Mobilitätswirtschaft nicht im Großen und Ganzen denkt, sondern Mobilität mit E-Auto gleichsetzt. Die Verkehrswende ist aber mehr als eine Antriebswende beim Auto. Der große Fehler der selbsternannten Aufbruch-Regierung ist es, dass sie verkehrspolitisch genauso weitermacht wie ihre Vorgänger-Regierungen: Jedes Verkehrsmittel wird isoliert betrachtet, es wird nicht das große Ganze in den Blick genommen. Das ist ein Beleg für eine völlig falsch verstandene Verkehrswende.“

Zu dem Gipfel unter dem Titel „1. Spitzengespräch der Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft“ sind vor allem Vertreterinnen und Vertreter von Autoherstellern und Zulieferern eingeladen. Die Bundesvorsitzende des ADFC, Rebecca Peters, sagt: „Die Mär von der Auto-Abhängigkeit zieht nicht mehr. Die Menschen sind längst bereit, für kürzere Strecken das Auto stehen zu lassen und das Rad zu nehmen. Das Problem ist nur: es gibt nicht genügend Radwege in Deutschland. Dabei kann der Ausbau der Radwegenetze ganz schnell gehen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen. Der Bund muss endlich das Straßenverkehrsrecht so reformieren, dass Kommunen schnell Radwege bauen können. Der Bundeskanzler muss das anschieben, denn Minister Wissing will eher den Autobahnausbau als den Radwegeausbau beschleunigen.“

Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV): „E-Autos und sinkende Autonutzung werden zu weniger Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie führen. Studien zeigen aber schon lange, dass es in der modernen Mobilität künftig mehr Arbeitsplätze als bisher geben wird. Ein Baustein ist die Fahrradwirtschaft. Allein die Läden und Werkstätten melden aktuell einen Bedarf von 15.000 Mitarbeitenden, hinzu kommen Herstellung von Fahrrädern und die massiv wachsenden Dienstleitungsbereiche. Aber wenn der Kanzler nur mit den Autokonzernen redet, werden diese Möglichkeiten nicht vorkommen!“

Wasilis von Rauch, Geschäftsführer Zukunft Fahrrad: „Der Verkehrssektor steht wegen seiner gerissenen CO²-Einsparziele unter Druck. Drängender kann Handlungsbedarf nicht sein. Fahrradförderung wirkt schnell und ist kosteneffizient. Es ist Pflichtprogramm, jetzt alles aus dem Fahrrad rauszuholen. Klimaschutz ohne Fahrrad und E-Bike ist wie Schach ohne Dame. Mehr als die Hälfte aller Alltagswege lassen sich mit dem Rad machen, das Einsparpotenzial ist enorm. Wir können uns die einseitige fiskalische, wirtschafts- und verkehrspolitische Fokussierung auf das Auto nicht mehr leisten. Ohne uns gibt es keine Verkehrswende.“

Die vier Verbände forderten Bundeskanzler Olaf Scholz dazu auf, angesichts der dramatisch verfehlten Klimaziele im Verkehrssektor die Verkehrswende zur Chefsache zu machen.


ADFC-Ausblick 2023

Diese Städte und Regionen machen Hoffnung für das Fahrradland


Fahrradstraße an der Alster in Hamburg: ganz vergleichbare Ideen gab es schon vor 25 Jahren für einen Neubau der Aalener Straße in Unterkochen - damals noch ohne das Instrument der Fahrradstraße. Ein Weg für Anwohner, gut zum Rad Fahren, parallel zur Hauptverkehrsstraße. Stattdessen ist dort immer noch Radnotstandsgebiet: Radfahren auf einem holperigen Gehweg.
Foto: ADFC

Berlin, im Dezember 2022

Die Jahresbilanz des ADFC zur Fahrradfreundlichkeit von Bundesverkehrsminister Wissing fällt kritisch aus. Echten Drive für die Verkehrswende sieht der ADFC ausschließlich in Städten und Regionen. Das Fahrradland, das Deutschland nach dem Willen der Bundesregierung bis 2030 werden soll, kommt aktuell nur kleinteilig, lokal und nur mit massivem zivilgesellschaftlichen Druck durch den ADFC und andere Initiativen voran. Der nötige Rückenwind des Bundes für den Radverkehr durch ein modernisiertes Straßenverkehrsrecht und ausreichende Fördermittel fehlt.


ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Wir wollen das Jahr nicht in Bitterkeit über die Bundespolitik beenden, sondern den Blick auf die Städte und Regionen richten – denn dort ist richtig Druck im Kessel. Wir sehen, wie die Themen Fahrrad und Lebensqualität im ganzen Land brodeln. Überall organisieren sich Bürgerinnen und Bürger in Radentscheiden, schreiben Petitionen für bessere Radwege, fordern Verkehrsberuhigung, mehr Ruhe, bessere Luft und mehr Platz für Begegnungen. Hunderte von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern fordern den Paradigmenwechsel im Verkehr. Doch das alles scheint spurlos an Minister Wissing vorbei zu gehen. Sein veraltetes Straßenverkehrsgesetz ist der Hemmschuh des Wandels. Und seine Sparpolitik beim Fahrrad konterkariert den aufkeimenden Radwege-Bauboom in den Kommunen. 2023 muss besser werden, Herr Minister!“

Pop-up-Bikelanes und Platzumverteilung in Hamburg

In Hamburg sind mancherorts gute Beispiele zur Neuverteilung des Verkehrsraumes erkennbar. Die Stadt zeigt mit der Pop-up-Bikelane auf der bis dahin für Radfahrende extrem stressigen Reeperbahn, wie man mit Schnellbaumethoden zügig Ideen umsetzen und mit geringen Kosten auf vorhandener Infrastruktur gute Radverkehrsbedingungen schaffen kann. Schneider: „Wir lieben den roten Radweg auf der Reeperbahn und die Fahrradstraße mit der anschließenden Protected Bikelane an der Alster. Wir wollen mehr davon. Bisher bleibt der fahrradfreundliche Umbau leider auch in Hamburg auf einzelne Straßenabschnitte beschränkt, so dass auch in der Hansestadt noch viele offene Baustellen für den Radverkehr bleiben.“

Radentscheid in Bayern

Das Bündnis „Radentscheid Bayern“ hat 2022 unter Führung des ADFC über 100.000 Unterschriften für ein bayerisches Fahrradgesetz, ein sicheres und komfortables Radwegenetz mit kreuzungsfreien Schnellverbindungen gesammelt - und damit die Voraussetzung für ein Volksbegehren im Jahr 2023 geschaffen. Damit will das Bündnis die Staatsregierung verpflichten, umweltfreundliche Mobilität zu ermöglichen. Schneider: „Der Radentscheid in Bayern zeigt, dass es große Mehrheiten für den fahrradfreundlichen Umbau der Städte gibt. Die Menschen wollen mehr und häufiger Radfahren – und die Politik tut gut daran, diese Wünsche ernst zunehmen und die Alltagsradwegenetze zügig auszubauen.“

Superblocks geplant in Darmstadt und Leipzig

Sowohl Darmstadt als auch Leipzig planen, nach dem Modell der „Superblocks“ in Barcelona, Wohnviertel probeweise mit Hilfe von Durchfahrtsperren vom Autoverkehr zu entlasten und dadurch Platz für die Anwohner zum Schlendern und Radfahren zu schaffen. Der ADFC hatte das Konzept der Superblocks im Rahmen des internationalen Best-Practice-Projekts InnoRad in Deutschland bekannt gemacht.  Schneider: „Wer möchte nicht in so einem städtischen Quartier leben, wo man keinen Autolärm hört. Wir sind gespannt, ob wir zur Weltfahrradkonferenz Velo-City 2023 in Leipzig schon den ersten Superblock bestaunen können.“

Fahrradmodellquartier in Bremen

Im Bremer Stadtteil Alte Neustadt wurde – auch durch den ADFC getrieben - ein Netz von Fahrradstraßen zu Deutschlands erster Fahrradzone verbunden, in der Fahrräder überall Vorrang vor Autos haben. Abschnitte mit Kopfsteinpflaster wurden geglättet, Bürgersteige fahrradfreundlich abgesenkt. Zusätzliche Metallbügel erleichtern das Abstellen von Fahrrädern. Schneider: „Bremen tut gut daran, sich auf seinen Lorbeeren als Fahrradstadt nicht auszuruhen, sondern den Radverkehr immer weiter zu entwickeln – und innovative Konzepte wie das Fahrradquartier voranzutreiben.“

Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW

Die vom ADFC NRW maßgeblich mit initiierte Volksinitiative "Aufbruch Fahrrad" mit mehr als 200.000 Unterschriften zeigte große Wirkung: Am 1. Januar 2022 trat das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW (FaNaG) in Kraft. Es war die erste Volksinitiative, der durch den Landtag einstimmig zugestimmt wurde. Schneider: „Durch den unermüdlichen Einsatz des ADFC und tausender Radfahrer:innen und Zufußgehender ist NRW das erste Flächenland mit einem Mobilitätsgesetz. Auf dem Weg zu 25 Prozent Radverkehrsanteil hat sich das Land viele gute Ideen vorgenommen, nun muss es an die schnelle Umsetzung gehen.“

Schneller Ausbau scheitert an veraltetem Straßenverkehrsrecht

Zügig mit dem Auto voranzukommen, ist im aktuellen Straßenverkehrsgesetz (StVG) wichtiger als der Schutz von Menschen, ihrer Gesundheit oder der Klimaschutz. In der Praxis bedeutet das, dass beispielsweise geschützte Radfahrstreifen, Fahrradstraßen oder großflächiges Tempo 30 von Kommunen oftmals nicht umgesetzt werden können, weil dafür die Rechtsgrundlage fehlt. Mit einem reformierten Gesetz gäbe es in Deutschland mehr Radwege. Der ADFC fordert daher eine verkehrswendetaugliche Reform des StVG und hat einen Gesetzesvorschlag unter dem Namen „Gute Straßen für alle“ vorgelegt. Die Reform des Straßenverkehrsrechts findet sich auch im Koalitionsvertrag und der ADFC wird sich auch 2023 für diese Reform vehement einsetzen.


Forschungsprojekt zur Verkehrssicherheit

Rauf aufs Rad - ab ins Verkehrsgetümmel!

Stadt Aalen wiederholt Studie zum Sicherheitsabstand im Straßenverkehr

Wegen technischer Mängel an den Erfassungsgeräten werden die im Sommer begonnenen Testfahrten wiederholt. Es geht um ein Forschungsprojekt zu Überholabständen von Kraftfahrzeugen zu Radler*innen im Straßenverkehr. Dieses findet in Kooperation mit der Hochschule Karlsruhe statt.

Die Studie ist als Vorher-Nachher-Studie angelegt.
In einer ersten Phase in diesem Jahr geht es darum, konkrete Orte zu identifizieren, an denen es häufig zu kritischen Überholvorgängen mit zu geringem Abstand zwischen Auto und Fahrrad kommt. Für diese Orte oder Streckenabschnitte sollen daraufhin Maßnahmen durchführt werden, die die Einhaltung von sicheren Überholabständen gewährleisten sollen. In einer zweiten Phase im Jahr 2023 soll die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüft werden.
Eine Gruppe von Radfahrerinnen und Radfahrer, deren Verhalten repräsentativ für möglichst viele weitere Radfahrende sein könnte, ist mit neu programmierten Abstandsmessgeräten unterwegs. Die Teilnehmenden dürfen während ihrer Testfahrten keine Objekte wie z.B. Pool-Nudeln oder Warnwesten benutzen, mit denen sie auf den vorgeschriebenen Überholabstand aufmerksam machen. Regelkonformes Verhalten im Straßenverkehr wird vorausgesetzt, insbesondere kein Radfahren auf Gehwegen.
Die Teilnahme ist mit unterschiedlichen Fahrradtypen möglich, mit Fahrradanhänger, Lastenrad, Dreirad etc. Auch Pedelecs sind für die Studie zugelassen, S-Pedelecs jedoch nicht, da mit ihnen u.a. keine Radwege benutzt werden dürfen. Die Ergebnisse werden je Kommune aggregiert und anonymisiert dargestellt. Rückschlüsse auf einzelne Personen werden daher nicht möglich sein. Die Anforderungen des Datenschutzes werden gewahrt.
 
Die Stadt Aalen als Mitgliedskommune der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e.V. (AGFK-BW) möchte das Forschungsvorhaben unterstützen und damit zur Entwicklung von Maßnahmen zur Einhaltung des gesetzlichen Mindestüberholabstands zwischen Kraftfahrzeugen und Radfahrenden beitragen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Förderung des Radverkehrs geleistet.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert, welcher aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages initiiert wurde.
Weitere Infos zur Studie erteilt Veit-Stephan Bock, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Aalen
Telefon 07361/52-1325 oder E-Mail: Veit-Stephan.Bock(at)aalen.de

Rücksicht macht Wege breit

Mehr Rücksichtnahme und Verkehrssicherheit auf Wirtschaftswegen

Landratsamt sensibilisiert für die Belange von Landwirten und Radlern.

(PM) Die reizvolle Landschaft und die ansprechenden Radwege auf der Ostalb bieten Radsportlern und Alltagsradlern hervorragende Rahmenbedingungen zum Radfahren. Diese Landschaft ist aber auch Lebensgrundlage für die Landwirtschaft im Ostalbkreis, knapp die Hälfte der Fläche des Ostalbkreises wird von den heimischen Landwirten zum Anbau genutzt. Angesichts des zunehmenden Radverkehrs einerseits und der regelmäßigen Arbeiten auf den Äckern und Feldern andererseits wendet sich Landrat Dr. Joachim Bläse an die Öffentlichkeit: "Um auf gemeinschaftlich genutzten Wegen für ein gutes Miteinander zu sorgen, rufe ich alle Verkehrsteilnehmer zu einem respektvollen Umgang, zur Einhaltung der Verkehrsregeln und zur gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf." 

Das Radnetz im Ostalbkreis hat eine Länge von knapp 1.200 Kilometern und umfasst neben ausgewiesenen Radwegen auch einen hohen Anteil mit Radverkehrsführung im Mischverkehr. Die Gemeinde- und Kreisstraßen teilt sich der Radverkehr hauptsächlich mit dem Autoverkehr. Auf Wirtschaftswegen - abseits von viel befahrenen Straßen - fühlen sich die Radelnden vergleichsweise sicher. Jedoch kann es auf gemeinsam mit der Landwirtschaft genutzten Wirtschaftswegen immer wieder zu konflikthaften oder gefährlichen Situationen zwischen Radfahrern, Landwirten und Fußgängern kommen.

Vertreter der Kreisverwaltung aus den Bereichen Nachhaltige Mobilität und Straßenverkehr haben sich mit Hubert Kucher, Vorsitzendem des Kreisbauernverbands Ostalb und Klaus Berger, Vorsitzendem des ADFC-Kreisverbands Ostalb im Landratsamt über Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation auf gemeinschaftlich genutzten Wegen ausgetauscht. Alle Seiten waren sich darin einig, dass nur mit einem besseren Verständnis für die Belange der übrigen Verkehrsteilnehmer und gegenseitiger Rücksichtnahme die Verkehrssituation auf gemeinsam genutzten Wirtschafts- und Radwegen verbessert werden kann.

Um Verständnis für die Situation der Landwirte zu wecken, beschrieb Hubert Kucher die Anforderungen an die heutige Landwirtschaft eindrücklich. Der Klimawandel und plötzliche Wetterereignisse ließen beispielsweise Zeitfenster für die Ernte immer weiter schrumpfen, weshalb die Landwirte häufig unter hohem Zeitdruck unterwegs seien, um die Ernte rechtzeitig einzuholen. Auch um einen möglichst effizienten Betrieb der Erntemaschinen zu gewährleisten, müsse das Abfahren beispielsweise von Häckselgut reibungslos und zügig von statten gehen. In seinem eignen Betrieb legt Hubert Kucher Wert darauf, dass trotz aller Hektik bei der Ernte auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen wird. "Ich sensibilisiere auch unter meinen Berufskollegen für die Thematik und rufe dort zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf."

Klaus Berger vom ADFC zeigte großes Interesse für die Arbeitsanforderungen in der Landwirtschaft. Er beschrieb aus Sicht des Radverkehrs die zum Teil einschüchternde Wirkung großer Maschinen auf den schmalen Wegen, vor allem, wenn diese mit hoher Geschwindigkeit unterwegs seien. Er beobachtete, dass viele Radler kein Verständnis zeigten, wenn die Traktoren nicht immer in den Grünstreifen ausweichen könnten. Gerade Freizeitradler seien insbesondere aus sportlichen Gründen oder zur Erholung sehr gerne auf den Wirtschaftswegen unterwegs und wären sich der Belange und dem Arbeitsalltag der Landwirte, die über die Wirtschaftswege ihre Felder bestellen müssen, oftmals gar nicht bewusst. Hier könne mit Informationsmaterialien und durch Aufklärungskampagnen viel für ein besseres Miteinander getan werden.

Gegenseitige Rücksichtnahme bedeutet konkret im Begegnungsverkehr auf schmalen Wegen beispielsweise das Ausweichen an geeigneten Stellen. Heutige Landmaschinen mit Breiten von bis zu drei Metern benötigen oftmals ein Großteil der 3 bis 3,5 Meter breiten Wege. Mit Ausnahmegenehmigung können Maschinen wie beispielsweise Feldhäcksler sogar über drei Meter Breite erreichen. Das Ausweichen dieser schweren Maschinen in angrenzende Wiesen oder das Befahren der Bankette kann dort erhebliche Schäden verursachen. Bei schwer beladenen Kippanhängern oder mit Anbaugeräten wie Mähwerken ist ein Ausweichen in die Bankette zudem für die Fahrzeuglenker und passierende Verkehrsteilnehmer mit Gefahren verbunden, da diese im unebenen Bankett leicht ins Kippen geraten oder Anbaugeräte gefährlich ausschwenken können.

Kampagnenlogo

Das Projekt "Rücksicht macht Wege breit" hat beim Deutschen Fahrradpreis 2021 den zweiten Platz gewonnen

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE: Unter dem Motto „Rücksicht macht Wege breit“ erinnern Schilder an Wirtschaftswegen, dass die gemeinsame Nutzung dieser meist privaten Feldwege das gegenseitige Verständnis sowohl der Landwirte wie der Radfahrenden erfordert. In Zeiten von Corona haben im Landkreis Göttingen Radtouren am Feierabend und am Wochenende sowie der Radtourismus deutlich zugenommen. Um Konflikte u.a. in Erntezeiten zu vermeiden, wird der freundliche Umgang miteinander von Landkreis und Landvolk e.V. gemeinsam empfohlen.

KURZE PROJEKTBESCHREIBUNG
• ZIEL: Gegenseitiges Verständnis bei Nutzung von Wirtschaftswegen durch Landwirtschaft und Radverkehr
• BISHERIGE ERGEBNISSE: Bereits über 300 Schilder wurden im ländlichen Wegenetz von Landwirten und Landvolk installiert.
• FINANZIERUNG: Ca. 4.000 € aus Masterplan Radverkehr LK Göttingen
Zum Projektbericht

Landwirte sollten wiederum berücksichtigen, dass sich Radler durch den Anblick der großen Maschinen auf den vergleichsweise schmalen Wegen leicht erschrecken lassen können. Im Begegnungsverkehr sollten daher alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Acht geben und sich langsam an ggf. vorhandenen Ausweichstellen, an Abzweigungen oder Feldzufahrten mit ausreichendem Sicherheitsabstand passieren lassen. Im Zweifel sollten eher Radler oder Fußgänger in die Bankette oder angrenzende Wiesen ausweichen, um die schweren und unübersichtlichen Fahrzeuge sicher passieren zu lassen. Hierdurch werden Bankette, angrenzende Blühflächen und Wiesen geschont.

Auch beim Überholen von langsameren Verkehrsteilnehmern wird um gegenseitige Rücksichtnahme und die Einhaltung der gesetzlichen Überholabstände gebeten. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) haben Kraftfahrzeuge beim Überholen von zu Fuß Gehenden, Rad Fahrenden und Elektro-Kleinstfahrzeugen außerorts mindestens einen Seitenabstand von 2 Metern einzuhalten. Kann der Seitenabstand beim Überholen nicht eingehalten werden, darf auch nicht überholt werden. Gleichzeitig regelt die StVO aber auch eine Rücksichtnahme durch die langsameren Verkehrsteilnehmer: "Wer ein langsameres Fahrzeug führt, muss die Geschwindigkeit an geeigneter Stelle ermäßigen, notfalls warten, wenn nur so mehreren unmittelbar folgenden Fahrzeugen das Überholen möglich ist."

Neben Aufklärungskampagnen, die gezielt auf die Belange der jeweiligen Verkehrsteilnehmer eingehen, sind weitere Maßnahmen geplant, um das Miteinander auf gemeinschaftlich genutzten Wegen zu verbessern. An Stellen mit besonders viel Radverkehrsaufkommen und hohem Konfliktpotenzial sollen zukünftig Schilder an den Radwegweisern auf sympathische Weise zur gegenseitigen Rücksichtnahme auffordern: "Rücksicht macht Wege breit". Diese sollen insbesondere auch Radtouristen von außerhalb des Ostalbkreises sensibilisieren, die über die lokalen Medien ansonsten nur schwer zu erreichen wären. Mittelfristig soll geprüft werden, ob durch eine bessere Befestigung der Bankette und die Schaffung zusätzlicher Ausweichstellen, konflikthafte oder gefährliche Stellen entschärft werden können.

Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, Wege zu melden, auf denen es besonders häufig zu Konflikten zwischen Radlern und Landwirten kommt. Diese Informationen sind hilfreich zur Standortwahl der geplanten Schilder. Kritische Stellen und Verbesserungsvorschläge können idealerweise mit Fotos und einer genauen Beschreibung der Örtlichkeit über radverkehr@ostalbkreis.de an das Landratsamt Ostalbkreis gemeldet werden.


Radverkehrkonzept in Essingen

"Radexpert*innen gesucht"

Die Gemeinde Essingen stellt ein Radverkehrskonzept auf. Beauftragt ist damit das Büro VAR+ aus Darmstadt, das bereits für Aalen das Konzept erstellt hat. Da die erfahrensten Radexpert*innen diejenigen sind, die täglich mit dem Rad unterwegs sind, werden die Bürgerinnen und Bürger gebeten, sich bei der Ideensammlung für das Konzept zu beteiligen. Genaue Angaben, wie und wann und auf welche Weise Sie mitwirken können, finden Sie auf der Internetseite der Gemeinde Essingen. Allzu viel Zeit sollte man sich mit den Ideen nicht lassen, denn die Umfrage endet am 19. Juni 22. Und danach werden wir ein Auge darauf haben, was von den guten Ideen in dem Konzept ankommt.
Essingen wurde bisher hauptsächlich in Bezug auf Autoverkehr bedacht - die Baustelle der B 29 verschlingt Berge von Geld und modelliert ganze Berge in der Landschaft, damit die Autos beim Abbiegen bitte nicht anhalten müssen. Darum sind jetzt endlich mal die Fahrräder dran. Da darf man selbstbewusst auch angemessene Summen für den Radwegebau fordern - die Verkehrswende ist nicht umsonst zu haben. Man muss Bürgermeister Wolfgang Hofer beim Wort nehmen, was er aus Anlass der Rad-Demo vom 15. Mai gesagt hat: er unterstütze den Bau eines Radschnellweges und ihm ginge es bei den Radwegen um Essingen nicht schnell genug.
Eine Panne wie bei dem "Well-Land-Radweg" nach Forst, auf dem die Radelnden ärgerlich unnötige Trainigseinheiten im Bergfahren absolvieren müssen, darf sich bei den zukünftigen Radwegen in Essingen nicht wiederholen.

Alles hängt zusammen: Frieden und Klimagerechtigkeit

Am Tag des globalen Klimastreiks gehörte auch Aalen zu den Städten, in denen Menschen für die Bewahrung des Planeten und die Wiederherstellung des Friedens auf die Straße gingen.
Die Redebeiträge zu der von Fridays for Future organisierten Demonstration forderten ein Ende der Plünderung der Erde ohne Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen. Schon die Abhängigkeit von fossilen Energien birgt stetig wachsende Risiken für den Frieden, erst recht dann, wenn der Klimawandel weite Teile der Welt unbewohnbar macht.
Umrahmt von zwei Kundgebungen auf dem Platz vor dem Aalener Rathaus demonstrierten ca. 120 Menschen, wie die Befreiung von Gas und Öl stattfinden kann: mit dem Fahrrad, aus eigener Kraft! So ging es, von einer freundlichen Polizei-Eskorte vor angrifflustigen Autos geschützt, auf breiten Wegen eine Runde durch die Stadt nach dem Motto: "Wir sind der Verkehr für die Zukunft".

Kundgebung vor dem Rathaus (Foto: ADFC)

Entspannt auf breitem Weg: der Verkehr für die Zukunft (Foto: ADFC)


Regionale Nachricht vom ADFC

Bau einer Radschnellverbindung zwischen Aalen und Heidenheim

ADFC-Kreisverbände fordern die Einleitung einer Machbarkeitsstudie

Die ADFC-Kreisverbände Aalen und Heidenheim machen sich für die Schaffung einer Radschnellverbindung zwischen den beiden Kreisstädten stark. Sowohl die beiden Aalener Zeitungen wie auch die Zeitungen in Heidenheim berichteten von dem Vorstoß des ADFC für eine Radschnellverbindung zwischen Aalen und Heidenheim.
Die ADFC Kreisverbände wollen erreichen, dass das Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit eine echte Alternative zum Auto werden kann. Deshalb erwarten beide Kreisverbände vom Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim, dass er für diese Maßnahme eine Machbarkeitsuntersuchung in Auftrag gibt.
Eine Radschnellverbindung (RSV) ist für das Fahrrad so etwas wie eine Schnellstraße fürs Auto: sie soll schnelles, flüssiges und sicheres Radfahren gewährleisten, soll ohne Umwege, Hindernisse und lange Wartezeiten an Straßenquerungen ans Ziel führen, vorzugsweise abseits von stark befahrenen Straßen. „Wir müssen den Weg zur Arbeit für Rad-Pendler so attraktiv wie möglich machen“, erklären Klaus Berger und Johannes Metzger, die Vorsitzenden der ADFC-Kreisverbände Aalen und Heidenheim. „Dies beinhaltet für uns auch, dass man dafür eine ruhige Trasse wählt. Dann könnte der Arbeitsweg angenehm und sogar erholsam sein, ganz besonderes, wenn man auf dem Rückweg in den Feierabend hineinfährt.“
Für die RSV denkt der ADFC an einen Planungskorridor, der sich topografisch günstig am Verlauf der Bahnlinie orientiert. Hierbei hält er es für sehr gut möglich, einige Abschnitte des RadNETZes Baden-Württemberg auf der westlichen Talseite zu nutzen. Weil das RadNETZ ohnehin auf den vom Land geforderten Standard gebracht werden muss, würde die Aufwertung zur RSV weniger Aufwand bedeuten als eine komplett neue Trasse.
Da sich die Verantwortlichen des Mobilitätspaktes zum Ziel gesetzt haben, die Mobilität im Kocher- und Brenztal klimagerechter zu gestalten, muss die Brenzbahn schnellstens ausgebaut sowie ein RSV geplant und gebaut werden. „Die Brenzbahn wird bekanntlich länger brauchen, aber eine Radschnellverbindung ist innerhalb von wenigen Jahren und zu einem Bruchteil des Preises zu haben“, fügt der Heidenheimer ADFC-Vorsitzende hinzu.
Wichtig ist dem ADFC auch, dass die Pendler auf dem kürzesten Weg zu den Arbeitgebern gelangen, sozusagen auf einer Direttissima. Denn jeder eingesparte Kilometer bringt dem Rad gegenüber dem Auto einen Vorteil.
Die Anzahl von 2.000 Radelnden pro Tag, die die Qualitätskriterien voraussetzen, werden auf der Strecke jetzt schon an Schönwettertagen erreicht – ganz ohne die zusätzlich erwarteten Pendler. Deshalb fordert der ADFC vom Mobilitätspakt, dass eine Machbarkeitsuntersuchung für den Bau einer RSV in Auftrag gegeben wird. „Man sollte die Chance nicht aus der Hand geben, mit einer bis zu 90-prozentigen Förderung durch den Bund eine Verkehrsinfrastruktur zu bekommen, die an den Erfordernissen der bedrohlichen Klimaentwicklung ausgerichtet ist“, betonen die ADFC-Spitzen der beiden Kreisverbände.
Der ADFC Heidenheim berichtet von seiner Exkursion zu dem ersten Radschnellweg in Baden-Württemberg. Sehen Sie hier das Video im YouTube-Kanal des ADFC Heidenheim.

Nachrichten vom ADFC Bundesverband

Zur Rede des neuen Bundesverkehrsministers

ADFC fordert ein Ende der Auto-Privilegierung im Verkehrsrecht

Berlin, 13. Januar 2022

Anlässlich der ersten Rede von Bundesverkehrsminister Volker Wissing im Bundestag fordert der ADFC das sofortige Ende der Auto-Privilegierung im Verkehrsrecht. Zur Erreichung der Klimaziele und zur Verbesserung der Sicherheit auf den Straßen reicht es nicht, viel Geld in den Ausbau von Schienennetz und E-Automobilität zu stecken. Das überalterte Verkehrsrecht verhindert die klimafreundliche Neugestaltung des Straßenraums. Wissing muss die Reform des Straßenverkehrsgesetzes noch in den ersten 100 Tagen auf den Weg bringen.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Unser Verkehrsrecht ist von gestern – das Auto steht an erster Stelle, alle anderen Verkehrsarten sind marginalisiert. Diese Unwucht passt nicht mehr in unsere Zeit, die einseitige rechtliche Privilegierung des Autos verhindert die Verkehrswende. Wir brauchen ein modernes Straßenverkehrsgesetz, das Verkehrssicherheit, Klimaschutz und nachhaltige Stadtplanung ins Zentrum stellt und den Kommunen endlich Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsspielraum gibt, dem Radverkehr ausreichend Platz und Sicherheit zu verschaffen.“
„Moderne Mobilität wagen“
In seinem Empfehlungspapier „Moderne Mobilität wagen“ führt der Fahrradclub ADFC aus, warum eine schnelle Reform des Straßenverkehrsgesetzes und die konsequente Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans essenziell für die Verkehrswende ist. Der Bund muss den Kommunen mehr Freiheit bei der Gestaltung der Mobilität geben und mit allen Mitteln den schnellen Ausbau zeitgemäßer Radwegenetze unterstützen.
Das ist auch die Erfahrung der Aktiven vor Ort in Aalen, die bei ihren Gesprächen mit der Stadtverwaltung oft erleben, dass den Verantwortlichen dort die Hände gebunden sind, wenn es um beispielhafte Vorhaben zur Verbesserung des Radverkehrs geht.

Hier können Sie die Rede des Ministers in voller Länge anhören.
Mit dem Thema "Verkehrsrecht" beschäftigt sich die folgende Pressemitteilung vom letzten Jahr.


Pressemitteilung des ADFC Bundesverbands

StVO-Novelle im Bundesrat

ADFC: Endlich ist ein Haken dran, aber die große Verkehrsrechtsreform steht noch aus

Berlin, 8. Oktober 2021

Am 8. Oktober hat der neue Bußgeldkatalog, der die Gefährdung von Radfahrenden deutlich teurer macht, nach langer Verzögerung den Bundesrat paasiert. Der Fahrradclub ADFC kritisiert die monatelange Aussetzung des Bußgeldkatalogs – und fordert zugleich von der zukünftigen Bundesregierung eine grundlegende Reform des Verkehrsrechts. Nur mit einer völlig neuen Verfassung für die Straße könne Deutschland ein Fahrradland werden, so der ADFC.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Höhere Bußgelder zum Schutz von Radfahrerinnen und Radfahrern sind wichtig, aber nur ein Mosaiksteinchen auf dem langen Weg zum Fahrradland. Damit deutsche Städte sicher für alle werden, brauchen wir Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit. Und wir brauchen viele neue geschützte Radfahrstreifen und Fahrradstraßen, ohne bürokratischen Hindernislauf für die Kommunen. Das klappt aber nicht mit Kleinst-Anpassungen eines überholten Verkehrsrechts. Die neue Bundesregierung muss Klimaschutz und Verkehrssicherheit wirklich ernst nehmen – und dafür ein neues, modernes Straßenverkehrsgesetz schaffen.“
Mehr Schutz für Radfahrende kommt viel zu spät
Der Fahrradclub kritisiert, dass der Bußgeldkatalog viel zu lange nicht in Kraft war. Dadurch waren Verstöße zulasten von Radfahrenden, wie das Zuparken von Radwegen, viel zu günstig. Oder sie waren gar nicht bußgeldpflichtig, wie das Abbiegen von Lkw mit mehr als Schrittgeschwindigkeit oder das Halten auf Schutzstreifen. Schneider: „Endlich ist an diesem Bußgeldkatalog ein Haken dran. Die größeren Aufgaben in Sachen Verkehrssicherheit stehen noch aus.“

Was sich für uns auf dem Fahrrad durch die StVO-Novelle ändert, lesen Sie bitte in der Pressemitteilung vom März.
Eine ausführliche Information mit Antworten auf häufige Fragen bietet auch das Bundesverkehrsministerium in den FAQ zur StVO-Novelle.

StVO-Novelle

Eine Zusammenstellung des ADFC Bundesverbandes

Die Details der neuen Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) für Radfahrende

Das Bundesverkehrsministerium hatte sich vorgenommen, durch die Novelle Sicherheit und Komfort für Radfahrende deutlich zu erhöhen. Nach Einschätzung des Fahrradclubs ADFC ist das zum Teil gelungen, eine grundlegende Reform des Straßenverkehrsrechts steht allerdings noch aus.
ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn sagt: „Wir haben uns mehr Möglichkeiten für Kommunen gewünscht, Tempo 30 zur Erhöhung der Verkehrssicherheit einzuführen. Auch muss es ohne große Hürden möglich sein, Fahrradstraßen oder geschützte Radfahrstreifen einzurichten, um Lücken im Radverkehrsnetz zu schließen. Mit dem „Gute-Straßen-für-alle-Gesetz“ hat der ADFC hier viele wichtige Vorschläge gemacht. Wir nehmen Minister Scheuer beim Wort, dass er die Leitideen hieraus bei der angekündigten Reform des Straßenverkehrsgesetzes auch tatsächlich umsetzt.“

Das ändert sich für Autofahrende – in Bezug auf den Radverkehr
Mindestüberholabstand 1,50 m ist Pflicht

Autofahrende müssen Radfahrende mit mindestens 1,50 Metern Sicherheitsabstand überholen. Außerorts sind es sogar zwei Meter. Das galt zuvor schon durch Gerichtsentscheidungen, steht jetzt aber ausdrücklich in der StVO. Die Regelung gilt nach der Gesetzesbegründung unabhängig davon, ob Radfahrende auf der Fahrbahn, auf „Schutzstreifen“, Radfahrstreifen oder geschützten Radfahrstreifen („Protected Bikelanes“) unterwegs sind. Faktisch bedeutet diese Regel ein Überholverbot an Stellen, die nicht die notwendige Breite haben. Das wissen die meisten Autofahrenden nicht, deshalb fordert der ADFC eine Aufklärungskampagne zur neuen StVO und die schnelle Entwicklung von geeigneter Verkehrsüberwachungstechnik.
Radwege zuparken wird teurer
Für das Parken auf Geh- und Radwegen gelten höhere Bußgelder. Die bisherigen Bußgelder von 15 bis 30 Euro werden auf 55 bis 100 Euro erhöht. Erstmals gibt es für Parkverstöße mit Behinderung zusätzlich einen Punkt in Flensburg. Auch andere Parkverstöße werden teurer, beispielsweise in zweiter Reihe und auf Straßenbahnschienen. Weil das Zuparken von Radwegen ein gefährliches Massenphänomen ist, fordert der ADFC eine deutlich höhere Kontrolldichte der Behörden bis hin zur Bereitschaft, behindernde Falschparker konsequent abschleppen zu lassen.
Gedankenloses Abbiegen und Tür-Aufreißen wird teurer
Wenn Autofahrende ohne Schulterblick abbiegen oder die Tür aufreißen, kann das für Radfahrende tödlich enden. Deshalb werden die Bußgelder deutlich erhöht. Wer als Autofahrender beim Abbiegen eine Person auf dem Rad gefährdet, muss mit einem Bußgeld von 140 Euro statt wie bisher 70 Euro rechnen – und einem Monat Fahrverbot. Wer beim Aussteigen unaufmerksam die Autotür öffnet und damit eine Radfahrerin oder einen Radfahrer gefährdet, zahlt ebenfalls mehr: 40 statt 20 Euro.
Halten auf „Schutzstreifen“ ist verboten
Bisher durften Kraftfahrzeuge auf sogenannten „Schutzstreifen“ bis zu drei Minuten halten. Gemeint sind Fahrbahnmarkierungen für den Radverkehr mit gestrichelter Linie und Fahrradsymbol. Das Halten auf diesen Streifen ist mit der neuen StVO jetzt verboten.
Schrittgeschwindigkeit beim Abbiegen für Lkw
Um Abbiegeunfälle zu vermeiden, dürfen Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen nur noch mit Schrittgeschwindigkeit rechts abbiegen. Das Schritttempo von 4 bis 7 km/h gibt dem Lkw-Führenden mehr Zeit, die Abbiegesituation zu überblicken. Das Bußgeld für die Missachtung beträgt 70 Euro, dazu kommt ein Punkt im Fahreignungsregister. Der ADFC hat sich für diese Regelung stark gemacht, weil Unfälle mit rechtsabbiegenden Lkw häufig sind und besonders schwere Folgen haben.
Das ändert sich für Radfahrende
Nebeneinanderfahren ist erlaubt
Mit der StVO-Novelle ist es jetzt ausdrücklich erlaubt, dass man zu zweit nebeneinander mit dem Rad fahren darf. Anderer Verkehr darf dadurch zwar nicht behindert werden, aber solange genug Platz zum Überholen ist, ist keine Behinderung gegeben. Bislang lautete die Grundregel: Mit Fahrrädern muss einzeln hintereinander gefahren werden.
Grünpfeil für den Radverkehr

Mit der neuen StVO kommt als neues Verkehrszeichen der Grünpfeil für den Radverkehr. Es erlaubt das Rechtsabbiegen bei roter Ampel für Radfahrende nach vorherigem Anhalten. Entsprechende Verkehrszeichen sind bereits in Frankreich, Belgien und den Niederlanden zur Beschleunigung des Radverkehrs erfolgreich im Einsatz, dort sogar ohne Anhaltepflicht. Der schon bekannte Grünpfeil für den Autoverkehr gilt auch für den begleitenden Radweg, stellt die neue StVO klar.
Auch Jugendliche und Erwachsene dürfen im Lastenrad mitfahren
Bisher durften in Deutschland nur Kinder bis sieben Jahre im Lastenrad mitgenommen werden. Ab sofort dürfen auch Menschen jenseits des Kinderalters auf Fahrrädern mitgenommen werden, die zur Personenbeförderung gebaut und entsprechend eingerichtet sind.
Gehwegradeln wird teuer
Zum Schutz von Fußgängern wird das Bußgeld für regelwidriges Radfahren auf Gehwegen von 10 bis 25 Euro auf 55 bis 100 Euro erhöht. Der ADFC weist seit Langem darauf hin, dass das Radfahren auf Gehwegen rücksichtslos und gefährlich ist. Gleichzeitig bekräftigt er die Forderung nach durchgängigen Qualitätsradwegenetzen, denn wenn Radfahrende auf Gehwege ausweichen, ist das oft auf fehlende oder schlechte Radinfrastruktur zurückzuführen.
Neue Verkehrszeichen

Fahrradzone – hier haben Radfahrende Vorrang
Mit dem neuen Verkehrszeichen „Fahrradzone“ können größere Bereiche nach den Regeln für Fahrradstraßen eingerichtet werden. Radfahrende haben hier Vorrang, Autos dürfen höchstens 30 km/h fahren und müssen hinter Radfahrenden zurückbleiben.

Radschnellweg – hier geht es zügig und sicher voran
Das neue Verkehrszeichen kennzeichnet den Beginn und Verlauf von Radschnellwegen, wie sie in vielen Metropolregionen derzeit geplant und gebaut werden. Radschnellwege sind breite, vom Autoverkehr weitgehend getrennte und idealerweise kreuzungsfreie Radvorrangrouten. Auf Radschnellwegen können auch längere Strecken zügig und sicher zurückgelegt werden, beispielsweise von Pendlern. 
Lastenrad – die neue Art des Transports
Mit dem neuen Zusatzzeichen „Lastenfahrrad“ können extragroße Parkplätze oder spezielle Lieferzonen für Transport-Fahrräder eingerichtet werden.
Haifischzähne – hier müssen Autos abbremsen
Wer oft in den Niederlanden unterwegs ist, kennt sie schon: die „Haifischzähne“. Diese an Einmündungen auf die Fahrbahn gemalten Dreiecke zeigen mit der Spitze auf herannahende Autos – und signalisieren ihnen so die Vorfahrt des Radwegs. Mit der neuen StVO können sie auch in Deutschland eingesetzt werden.    


Kandidatenrunde

Radtour mit Frederick Brütting, Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters

Auf Initiative von Frederick Brütting fand eine Radtour mit dem ADFC statt - coronabedingt mit einer ganz kleinen Zahl von Aktiven. Chance, den Bewerber auf die Themen Fahrrad und Entwicklung von nachhaltiger Mobilität anzusprechen. Der seinerseits von einigen erfolgreichen Projekten im Zusammenhang mit Radfahren aus Heubach berichten konnte, wo er derzeit Bürgermeister ist.

Auf einer von Vereinssprecher Reiner Garreis ausgearbeiteten Runde um die Aalener Innenstadt konnte Brütting, der sportlich und ohne Elektroantrieb erschienen war, seine Vorstellungskraft für konstruktive Lösungen für den Radverkehr unter Beweis stellen. Die Tour besuchte Zukunftsbaustellen des Aalener Radverkehrskonzepts und sparte Problemstellen wie die Kaufland-Einfahrt oder einen für den Autoverkehr optimierten Kreisverkehr nicht aus. Der OB-Kandidat lernte einige Aktive des Vereins kennen und bekam einen Eindruck von der Vielseitigkeit und Sachkenntnis des ADFC, der seine "Erfahrung" der Stadt nutzbringend zur Verfügung stellt.

Den Abschluss der Tour bildete die Besichtigung der ADFC-Fahrradwerkstatt im Bildungszentrum Bohlschule. Martin Nester als Sprecher des Werkstatt-Teams lobte die Unterstützung der Stadt für diese soziale Initiative, bei der es um weit mehr geht, als nur preisgünstige Fahrräder für Flüchtlinge und Menschen mit geringem Einkommen anzubieten: bei Radfahrkursen, Hilfe zur Selbsthilfe und gemeinsamen Radtouren findet Integration einfach und praktisch statt.

Vorstellungsrunde vor dem Rathaus: Kandidat Frederick Brütting, Ute Sachsenröder, Winfried Angele, Reiner Garreis (v. links, Foto: ADFC)

"Radwege müssen so vielfältig sein wie die Menschen, die sie benutzen wollen", Ute Sachsenröder, eine Fürsprecherin der schutzbedürftigen Radler*innen, Mitglied der Agendagruppe Umweltfreundlich mobil (Foto: ADFC)

Kandidat Frederick Brütting und Martin Nester in der ADFC-Fahrradwerkstatt (Foto: ADFC)

Arbeit am Radverkehrskonzept

Teilstück einer schnellen Radverbindung

Mit blauem Schild gewidmet und seit Dezember 2020 freigegeben, wurde der neu gebaute Weg am Kocher für Aalens Radfahrerinnen und Radfahrer kurz vor Ostern 2021 offiziell eingeweiht. Da es sich hier um ein Teilstück der zukünftigen "schnellen Radverbindung" nach Heidenheim handelt, ist ein ECO-Counter installiert - ein Zählwerk, dass die täglichen und jährlichen Radfahrten zählen soll. Waren es zu Weihnachten noch keine 100 an der Zahl, so konnte bei der Einweihung eine Zahl von über 6.000 präsentiert werden. Wie gerne der Weg angenommen wird, zeigt sich an Tagen mit schönem Wetter: dann können es leicht mal 600 Radfahrten von morgens bis nachmittags sein.
Der Weg ist das vorletzte Teilstück des Weges von der Innenstadt bis nach Unterkochen. Dieser Abschnitt verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse - geht doch …


ADFC Fahrradklima-Test 2020

Ergebnisse für Aalen sind da

Obwohl die Aktiven-Arbeitsgruppe die Statistiken noch nicht vollständig ausgewertet hat, lässt sich erkennen, dass den Radlerinnen und Radlern das Fahrradklima in Aalen sehr am Herzen liegt. Mit 337 ausgefüllten Tests sind es noch einmal mehr als vor zwei Jahren. Besonders erfreulich ist das große Engagement bei der Teilnahme, denn beinahe die Hälfte der Fragebögen enthält konkrete Hinweise, welche Probleme, aber auch Lösungen gesehen werden. Die etwas bessere Durchschnittsnote - mit 3,9 leider nur knapp besser als ein "Ausreichend" - verdankt die Stadt der neu aufgestellten Wegweisung - an der der ADFC mitgewirkt hat - und den Leihfahrrädern von RegioRadStuttgart.
Angemahnt werden: Aufstieg aufs Härtsfeld und durchgehende Radverbindungen, die nicht an den gefährlichen Ecken aufhören, weil dort Autos den Vorrang haben "müssen". Außerdem gibt es schlechte Noten für zu schmale Schutzstreifen und schlechte Akzeptanz der Radelnden im Straßenverkehr.

Ein Pressebericht ist in den Zeitungen erschienen. Unten lesen Sie eine noch ausführlichere Darstellung.


Fahrradklima-Test 2020

Bedeutung von Fahrradklima-Test im Rathaus angekommen

ADFC-Fahrradklima-Test weist der Stadt die Richtung

Bei der Umfrage zur Zufriedenheit mit der Radinfrastruktur, dem ADFC Fahrradklima-Test, verbesserte sich Aalen auf die Note 3,9. Dies verdankt die Stadt zum großen Teil der neuen Rad-Wegweisung. Das bedeutet landesweit Platz 8 von 15 und bundesweit Platz 39 von 110. Eine bessere Platzierung hat die Stadt verfehlt. Wesentliche Gründe waren: Unsicherheitsgefühl beim Fahren, Beschaffenheit vieler Radwege, Falschparker und Wegführung bei Baustellen.

Der ADFC-Ortsverband Aalen freut sich mit der Stadt über die Verbesserung und begrüßt, dass die Stadt die Ergebnisse des Testes in ihren Bericht zur Entwicklung des Radverkehrs aufgenommen hat.

Allerdings dämpft die Freude, dass der größte Fortschritt in einem "Nebenfach" stattgefunden hat, dem Angebot von Leihfahrrädern. Schwer wiegt, dass bei den „Hauptfächern“ kaum ein Schritt zum Besseren zu verzeichnen ist: Radwegeparken bleibt negativer Spitzenreiter. Ebenfalls als nicht ausreichend benotete Aspekte sind Durchgängigkeit und Breite der Radwege, Konflikte mit Kfz, das Gefühl, gefährdet zu sein, Sicherheit für Kinder und Alte. Sichtbare Erfolge beim Ausbau des Radwegenetzes, nicht zuletzt die neuen Fahrradwegweiser, führen insgesamt aber zu einer etwas freundlicheren Beurteilung.

Die Stadt, die Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) ist, kann das als Zeichen sehen, dass sie in der richtigen Richtung unterwegs ist. Mit dem "Ausreichend" darf sie aber nicht zufrieden sein. Die leicht verbesserte Note kann nur ein Ansporn sein für weitere Anstrengungen, nicht zuletzt auch im Werben für ein besseres Fahrradklima.

Bei ihrem Einsatz auf dem Aalener Wochenmarkt, beim Verteilen von Fragebögen und der Werbung für eine Teilnahme am Test, haben die Aktiven des ADFC oft gehört, wie wichtig den Radfahrenden ein gutes Radfahrklima ist. Die hohe Aussagekraft des Test-Ergebnisses zeigt sich auch darin, dass annähernd die Hälfte der 337 ausgefüllten Testbögen detaillierte Kommentare und Vorschläge zu konkreten Problemstellen und Lösungen für den Radverkehr in Aalen enthält.

Die Anstrengungen der Stadt für das neue Radverkehrskonzept werden in den Einzelmeinungen teils positiv bewertet. Viele Radlerinnen und Radler sind in ihrer Bewertung bewusst zurückhaltend, sie warten erst mal auf weitere positive Entwicklungen zum Radfahren.

Als schädlich für das Fahrradklima hat sich die immer noch ungelöste Frage eines radfahrgerechten Härtsfeldaufstiegs erwiesen. Die Öffnung der Schättere für eine gemeinsame Nutzung von Fuß und Rad ist der am häufigsten genannte Wunsch. Als Gegenargument geäußerte pauschale Vorwürfe von Rücksichtslosigkeit "der" Radfahrer haben in Aalen das Klima eindeutig verschlechtert. Das wird aus den Kommentaren Einzelner deutlich, die den Test als Forum zur Radfahrerschelte missbraucht haben. Auch bei den Infoständen auf dem Wochenmarkt waren die Aktiven teils Beschimpfungen und Anfeindungen ausgesetzt. Die Stadt muss zu einer Versachlichung der Situation beitragen. Nach dem inzwischen gefassten Ratsbeschluss für eine Öffnung dürfen die Radelnden eine Lösung erwarten, die auch ihren Bedürfnissen gerecht wird.

Aus der Vielzahl von Vorschlägen bekommt die Stadt detaillierte Rückmeldungen von Menschen, die mit offenen Augen auf dem Rad unterwegs sind. Lob gibt es für den neu gebauten Kocherradweg und hilfreiche Kleinmaßnahmen. Kreative Vorschläge kommen zu Mountainbiking und motivierenden Radfahrangeboten für Jugendliche. Kritikpunkte sind unklare Regelungen an Kreisverkehren, zu schmale Radwege, Unsicherheitsgefühl auf Schutzstreifen und immer wieder: Radweg mal so mal so, nicht durchgehend, zu Ende an einer besonders kritischen Stelle.
Aus Sicht des ADFC braucht es endlich ein klares, durchgängiges, selbsterklärendes und funktionierendes "Design" von Radwegen - so wie es bei Autostraßen selbstverständlich ist.

Der Fahrradklima-Test wird vom Verkehrsministerium gefördert, da er wertvolle Informationen liefern kann, wo in Kommunen Verbesserungen für den Radverkehr angesagt sind. Die abgegebenen Kommentare werden Stoff für die weitere Zusammenarbeit des ADFC mit Aalens Stadtverwaltung sein. Denn erklärtermaßen will sich die Kommune bis zum Fahrradklima-Test 2022 weiter verbessern.

 



Wird das die Verkehrswende?

Mobilitätspakt Aalen - Heidenheim

Mobilitätspakt gibt bis Januar 2021 die Gelegenheit, auf die Zukunft der Mobilität im Ostalbkreis einzuwirken.

Die Fridays-for-Future Demonstrationen im letzten Jahr haben es aufgezeigt, der tägliche Blick auf die Staus macht es deutlich: mit der stetigen Steigerung des Autoverkehrs geht es so nicht weiter.
Deshalb sollte auch in Ostwürttemberg auf einem Mobilitäts- und Zukunftskongress das Thema angegangen werden - die Umweltgruppen und der ADFC waren dazu eingeladen. Dieser Kongress ist wegen Corona für die Öffentlichkeit ausgefallen. Auf Kritik der Umweltverbände hin wurde die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger online ermöglicht.
Im Mobilitätspakt - eine auch in anderen Regionen praktizierte Form der Beteiligung - werden nun nachhaltige, zukunftsweisende Verkehrskonzepte diskutiert.
Nachdem wir beim Fahrradklima-Test die Gelegenheit hatten, uns speziell zum Thema Fahrrad zu äußern, können wir nun noch die frei gewordene Energie nutzen, um Vorschläge zur Mobilität im Allgemeinen zu machen. Auf der Online-Plattform gibt es vergleichbar zu der RADar Meldeseite vom Stadtradeln eine interaktive Karte, auf der konkrete Vorschläge plaziert werden können. Ideen allgemeinerer Art lassen sich auf der Unterseite "Beteiligen" anbringen. Außerdem gibt es eine Umfrage zum persönlichen Mobilitätsverhalten.
Wir sollten die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, dort mitzusprechen.


Nachrichten zum Radverkehr

Die Aktion ist inzwischen beendet, unter den unten angeführten Links lassen sich erste Ergebnisse nachlesen.

Drehen Sie mit am ganz großen Rad:
"Zukunft Radverkehr" jetzt!

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wünscht sich die Beteiligung möglichst vieler Menschen, die Rad fahren, bei seiner Aktion Zukunft Radverkehr. Auf der dafür eingerichteten Internetseite des Ministeriums finden Sie mehrere Foren zur Online-Beteiligung beim Nationalen Radverkehrsplan. Sie können Ideen einbringen, Forderungen stellen und konkrete Maßnahmen vorschlagen.
Die Online Aktion läuft noch bis zum 30. Juni 2019 - es sollten so viele Rad-Aktive wie möglich teilnehmen. Und dem Minister mit dem "gesunden Menschenverstand" mal den Marsch blasen …
Wer sich vorher ein wenig "warmlaufen" möchte, mag die Kommentare zur Tagesschaumeldung zu Minister Scheuers Gesetzesvorschlägen für den Radverkehr lesen.

Der ADFC Bundesverband gibt dazu diese Pressemitteilung heraus.


Wichtige Meldung

Radfahren auf der Schätteretrasse

Kurz notiert

Der Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung (ATUS) des Aalener Gemeinderats hat in der Sitzung vom 8. Oktober eine Öffnung der Schätteretrasse für den Radverkehr beschlossen.

Entschieden ist, das Radfahren mit Schrittgeschwindigkeit auf der ehemaligen Bahntrasse von Aalen bis vor den Tunnel zu erlauben. Es sollen Schilder mit "Gehweg, Radfahrer frei" aufgestellt werden. Der geteerte Abschnitt zwischen Parkplatz und Viadukt, das "Grüß-Gott-Wegle", soll außerdem verbreitert werden. Damit dabei der Natur möglichst wenig Schaden zugefügt wird, soll der Asphalt abgetragen und eine gut befahrbare Schotterdecke wie auf den üblichen Waldwegen eingebaut werden. Die "Entsiegelung" der Wegefläche stellt im Sinne von Eingriffs- und Ausgleichsregeln eine Aufwertung für die Natur dar.
Diesen Antrag hatte die Ratsfraktion der CDU während der Sitzung formuliert. Der Vorschlag der Stadtverwaltung, die Bahntrasse nur wochentags zu öffnen, wurde abgelehnt.

Das setzt den Schlusspunkt unter einen jahrelangen Streit.
Jetzt ist zu hoffen, dass der Beschluss zügig umgesetzt wird und sich dann ein rücksichtsvolles Zusammenleben von Fußgängern und Radfahrenden einspielt. Es wird sicher nicht immer ganz leicht sein, bis sich das Zusammenspiel normalisiert. Hat doch während der letzten Jahre mit Leserbriefen und Pressemitteilungen aus Unterkochen eine regelrechte Hetze gegen alles auf zwei Rädern stattgefunden. Wir bitten alle, die auf der Schättere unterwegs sind, um Rücksicht und Vorsicht.
Die als Alternative bezeichnete Waldhäuser Steige ist damit als "Radweg" vom Tisch. Die Polizei hatte in einer Stellungnahme die Straße wegen des gefährlichen Gefälle als Radweg abgelehnt - nun war es folgerichtig, die Schätteretrasse als einzig geeigneten Weg zu öffnen.

Hoffen wir, dass damit das Fahrradklima in Aalen wieder etwas wärmer wird …


Fahrradklima-Test 2020

Radfahren in Aalen – Spaß oder Stress?

Abstimmen beim ADFC-Fahrradklima-Test

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) führt bis zum 30. November eine Online-Umfrage zur Zufriedenheit mit der Radinfrastruktur in Städten und Gemeinden durch. Die Umfrage hilft, Stärken und Schwächen der Radverkehrsförderung zu erkennen. Der Club bittet Radfahrer deshalb, am großen ADFC-Fahrradklima-Test 2020 teilzunehmen und ihre Erfahrungen einzubringen. Jede Stimme zählt!

Corona hat viele Menschen zum Radfahren gebracht, die das noch nie oder schon lange nicht mehr gemacht haben. Aalen sollte jetzt alles daransetzen, diese Neuaufsteiger auf dem Rad zu halten und ihnen dafür eine einladende und sichere Infrastruktur anzubieten. Der Fahrradklima-Test soll zeigen, wie gut das schon gelingt.

In Aalen tut sich was für Radfahrer: Ein 324 Kilometer langes Wegweisungsnetz wurde definiert, die Beschilderung des Radwegenetzes erneuert und viel Farbe verarbeitet. Es stellen sich aber auch Fragen: Kommen die Verbesserungen bei den Radfahrenden an? Was läuft schon gut? Was kann noch besser werden – was muss besser werden? Und die „Gretchenfrage“: Wann geht es mit der Freigabe der „Schättere-Trasse“ für den Radverkehr voran? Der ADFC bittet alle Radfahrende, sich ein paar Minuten Zeit für die Befragung zu nehmen. Es lohnt sich, um den Aalener Verantwortlichen zu zeigen, dass Radverkehrsförderung ein wichtiger Baustein der kommunalen Verkehrspolitik ist.

Bei der Online-Umfrage werden 27 Fragen zur Fahrradfreundlichkeit gestellt - beispielsweise, ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob Radwege von Falschparkern freigehalten werden und ob sich das Radfahren auch für Neuaufsteiger sicher anfühlt. Zum Schluss der Umfrage besteht die Gelegenheit, konkrete Wünsche, Anregungen und Kritik zu formulieren.

Die Umfrage findet noch bis zum 30. November 2020 statt. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2021 präsentiert. Ausgezeichnet werden die fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden nach sechs Einwohner-Größenklassen sowie diejenigen Städte, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert den ADFC-Fahrradklima-Test 2020 aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans.

Deutschlandweit haben 2018 mehr als 170.000 Bürgerinnen und Bürger mitgemacht und die Situation in über 600 Städten beurteilt. Aalen verschlechterte sich beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018 auf die Note 4,1 — es hatten über 300 Radlerinnen und Radler an der Umfrage teilgenommen.


Forderungspapier zu Lkw-Abbiegeunfällen

ADFC und BGL:  Wir brauchen Sicherheit für Radfahrende – jetzt!  

Berlin / Frankfurt, 11. Februar 2020
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Pressebild

Der Fahrradclub ADFC und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. appellieren dringend an Kommunalpolitik und Transportbranche, mehr Sicherheit für Radfahrende zu schaffen. In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die beiden führenden Interessensverbände den sicheren Umbau von Kreuzungen, getrennte Grünphasen an Ampeln und die Ausrüstung möglichst aller Lkw mit Abbiegeassistenzsystemen.  

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Die Art, wie Kreuzungen in Deutschland gestaltet sind, begünstigt schwerste Unfälle. Wenn an der Ampel Lkw und Rad direkt nebeneinander stehen und gleichzeitig Grün bekommen, ist höchste Gefahr im Verzug. Wenn dann die Person auf dem Rad geradeaus fahren will – und der Lkw rechts abbiegt – entsteht eine tödliche Falle, die jährlich 30 bis 40 Menschen das Leben kostet. Kommunen dürfen diese Gefahr nicht weiter ignorieren, sondern müssen gefährliche Knotenpunkte identifizieren und sofort entschärfen!“

BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt sagt: „ADFC und BGL eint das Anliegen, die angespannte Situation auf den Straßen zu entschärfen und Radfahrende besser vor schrecklichen Kollisionen mit Lastwagen – und damit auch die Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer vor den traumatischen Folgen – zu schützen. Deshalb werben wir für eine sicherheitsoptimierte Radwegeinfrastruktur und fordern nicht nur unsere Mitgliedsunternehmen sondern alle Lkw-Besitzer auf, zeitnah in leistungsfähige Abbiegeassistenzsysteme zu investieren, um die Unfallzahlen dauerhaft zu minimieren.“

In einem heute in Berlin vorgestellten Positionspapier fordern ADFC und BGL:

Kreuzungen sicher umbauen – Verkehrsströme räumlich trennen!

Um schwere Unfälle an Kreuzungen zu verhindern, müssen Lkw und Rad- sowie Fußverkehr räumlich getrennt und gute Sichtbeziehungen hergestellt werden. Die Bundesmittel für den Radverkehr aus dem Klimapaket sollen zur schnellen Entschärfung von Kreuzungen durch Sicherheitselemente, wie aufgepflasterte Schutzinseln und deutlich vorgezogene Haltelinien, genutzt werden.

Grünphasen trennen – Ampelschaltungen entschärfen!

Geradeausfahrender Radverkehr und rechts abbiegende Kfz sollten nicht gleichzeitig Grün haben. Die Lösung sind getrennte Ampelphasen für die unterschiedlichen Verkehrsströme. Kürzere Grünphasen für den Kfz-Verkehr sind zugunsten der Verkehrssicherheit und der Gleichberechtigung der Verkehrsarten in Kauf zu nehmen.

Lkw-Abbiegeassistenten – zum Standard machen!

Der verpflichtende Einbau von Lkw-Abbiegeassistenten muss schnellstmöglich umgesetzt werden. Bis die europaweite Pflicht greift, müssen Kommunen ihre Fuhrparks freiwillig mit Abbiegeassistenten aus- beziehungsweise nachrüsten. Auch an Transportunternehmen geht der Appell, Lkw-Flotten mit Abbiegeassistenten nachzurüsten und die Fördermittel des Bundes aus der „Aktion Abbiegeassistent“ zu nutzen. Hersteller müssen schnellstmöglich Abbiegeassistenten mit Notbremsfunktion marktreif entwickeln.


Sichere Anfahrt zu Baustellen – nur konfliktarme Routen!

Bei großen innerstädtischen Bauvorhaben müssen Kommunen darauf achten, dass die Anfahrtsrouten der Baustellenfahrzeuge möglichst konfliktarm geplant werden. Hauptachsen des Radverkehrs und Baustellenverkehr müssen wo immer möglich voneinander getrennt sein.

Toten Winkel überwinden – Verkehrsteilnehmende sensibilisieren

Theoretisch gibt es seit der Einführung der vorgeschriebenen Zusatzspiegel an Lkw im Jahr 2007 keinen Toten Winkel mehr. In der Praxis kann der Fahrer / die Fahrerin während eines komplexen Abbiegevorgangs nicht alle Spiegel gleichzeitig im Auge behalten. Toter-Winkel-Kampagnen sind daher genauso irreführend wie die Aussage, der Lkw-Fahrer / die Lkw-Fahrerin könne stets alles überblicken. Alle Verkehrsteilnehmenden müssen für die Gefahr sensibilisiert werden. Vor Fahrtantritt müssen Lkw-Fahrer*innen auf freie Sicht und die richtige Spiegeleinstellung achten.

Unfallforschung verbessern – Forschungslücke Kreuzungsdesign schließen   

ADFC und BGL beklagen eine Forschungslücke zur Bewertung unterschiedlicher Kreuzungs- und Signalisierungsarten. Diese muss geschlossen werden. Auf Basis dieser Forschung müssen neue Design-Standards für sichere Straßen und Kreuzungen entwickelt und schnell in den technischen Regelwerken verankert werden. Schwere Unfälle müssen auch in Hinblick auf die Verbesserung der Infrastruktur systematisch ausgewertet werden.

30-40 Todesfälle pro Jahr – und ungezählte Traumatisierte

Jedes Jahr sterben 30 bis 40 Radfahrende unter den Rädern von abbiegenden Lkw. Die Zahl droht nach Einschätzung von ADFC und BGL zu steigen, denn sowohl städtischer Güterverkehr als auch Radverkehr nehmen weiter zu. Während die „Aktion Abbiegeassistent“ des Bundesverkehrsministeriums im Jahr 2019 durch erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema zu einer leichten Verbesserung der Unfallsituation geführt hat, zeigt sich zu Beginn des Jahres 2020 ein deutlich eingetrübtes Bild. Schon sechs Radfahrerinnen und Radfahrer wurden in den ersten Wochen durch abbiegende Lkw getötet. Hauptverursacher ist in über 90 Prozent der Fälle der Lkw-Fahrer beziehungsweise die Lkw-Fahrerin. Als Opfer überdurchschnittlich häufig betroffen sind Frauen, Kinder und Senior*innen auf dem Rad. Auch die Angehörigen und Hinterbliebenen sowie Augenzeugen, Rettungskräfte und Polizist*innen am Unfallort werden durch solche Unfälle oft für Jahrzehnte traumatisiert. Das gilt auch für die betroffenen Lkw-Fahrerinnen und Fahrer. Engelhardt: „Deshalb kann unser gemeinsames Ziel nur ‚Vision Zero‘ – also keine Verkehrstoten und keine Schwerverletzten mehr – sein!“




Pressemitteilung des ADFC Bundesverbandes

Neueste Zahlen des statistischen Bundesamts: Fahrradunfälle nehmen drastisch zu

ADFC fordert nationales Bauprogramm für geschützte Rad-Infrastruktur

Berlin, 9. Juli 2019 - ADFC Bundesverband

Die Verkehrssicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer hat sich weiter verschlechtert, das zeigen die jüngst vom statistischen Bundesamt veröffentlichten Unfallzahlen 2018. Während im Autoverkehr weniger Menschen starben, stieg unter den Radfahrenden die Zahl der Getöteten drastisch an. Der Fahrradclub ADFC kritisiert das schleppende Tempo beim Radwegebau und fordert ein bundesweites Investitionsprogramm für geschützte Radwege und Kreuzungen.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Es ist bedrückend: Täglich stirbt mindestens eine Radfahrerin oder ein Radfahrer auf unseren Straßen und alle halbe Stunde wird eine Person auf dem Rad schwer verletzt. Tendenz steigend, nicht fallend, wie politisch gewünscht. Die oft gehörte Unterstellung, Radfahrende seien an ihrem Unglück selbst schuld, ist zynisch und greift zu kurz. Fakt ist: Hauptunfallgegner ist das Auto, Hauptschuldige sind bei den Kollisionen die Autofahrenden, und die gefährlichsten Orte sind fahrradfeindlich gestaltete Kreuzungen und Einmündungen. Der wahre Grund aber ist unser für den Autoverkehr optimiertes Verkehrssystem, in dem der Radverkehr keinen eigenen, sicheren Raum bekommt. Wir brauchen endlich eine Umgestaltung der Städte, mit durchgängigen, sicheren Radwegen und geschützten Kreuzungen, wie sie in den Niederlanden und Nordamerika bereits gebaut werden! Bisher investiert Deutschland nur Peanuts in den Radverkehr. Wir brauchen endlich Pro-Kopf-Investitionen von mindestens 30 Euro um Deutschland sicher für Radfahrerinnen und Radfahrer zu machen!“  

Weitere Zuspitzung durch E-Scooter erwartet

Nach Einschätzung des ADFC wird sich die Unfallsituation beim Zweiradverkehr im aktuellen Jahr noch weiter verschlechtern. Denn der Radverkehr in den Städten nimmt zu, immer mehr Menschen wollen Alternativen zum Auto – und gleichzeitig wird es durch die kürzlich zugelassenen E-Scooter auf den ohnehin schon unterdimensionierten Radwegen immer enger und gefährlicher. Stork: „Es ist unverantwortlich, immer mehr Fahrzeuge auf erbärmliche Radwege zu lassen, ohne die Infrastruktur dem gewachsenen Bedarf anzupassen!“

17% mehr Tote, 11% mehr Verletzte, 4 % mehr verunglückte Kinder*

88.850 Radfahrerinnen und Radfahrer verunglückten 2018 auf deutschen Straßen – das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter den Unfallopfern waren auch 10.225 Kinder, das entspricht einem Plus von fast 4 Prozent. 445 Radfahrende kamen 2018 zu Tode, das sind fast 17 Prozent mehr als 2017. Unter den Getöteten waren 21 Kinder, sechs von ihnen starben durch rechtsabbiegende LKW.

Hauptunfallgegner: Auto

Etwa zwei Drittel aller Fahrradunfälle sind Kollisionen mit Autos. Hauptschuld trägt in den allermeisten Fällen (75 Prozent) der Autofahrer bzw. die Autofahrerin. Bei knapp 20 Prozent der polizeilich erfassten Unfälle ist kein Unfallgegner im Spiel. Bei diesen sogenannten Alleinunfällen kommen Radfahrende oftmals durch mangelhafte Infrastruktur – also Schlaglöcher, Baumwurzelaufbrüche, Abbruchkanten oder Hindernisse auf dem Radweg zu Fall.   

Hauptunfallsituation: Kreuzungen, Einmündungen

Die häufigste Unfallkonstellation für Radfahrende sind Kollisionen mit Kraftfahrzeugen beim Einbiegen, Kreuzen oder Abbiegen. Der ADFC fordert daher beim Ausbau der Radinfrastruktur besonders Augenmerk auf Kreuzungen und Einmündungen zu legen. Stork: „Wir brauchen aufgeräumte Kreuzungen mit guten Sichtbeziehungen – nicht parkende Autos überall. Wir brauchen separate Radwege auf allen Straßen über Tempo 30, damit auch Kinder, Senioren und Neueinsteiger auf dem Rad sicher fahren können. Wir brauchen getrennte Grünphasen für Geradeausverkehr und Abbieger, damit Rad und Auto sich nicht ständig in die Quere kommen. Sicheren Radverkehr schafft man nicht durch Appelle, sondern nur mit besserer Infrastruktur!“   


Hier gibt es die Meldung des statischen Bundesamts.
Hier finden sich Informationen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats DVR zur Unfallschäden.

Pressemitteilung des ADFC Bundesverbandes

Minister-Entwurf für eine fahrradfreundliche StVO

ADFC: Guter Anfang, aber dicke Brocken kommen noch

ADFC-Vorsitzender Ulrich Syberg übergibt Verkehrsminster Andreas Scheuer den Gesetzesentwurf © BMVI

Berlin (ADFC BV) Den Entwurf von Bundesverkehrsminister Scheuer für eine fahrradfreundliche Novelle der Straßenverkehrs-Ordnung sieht der Fahrradclub ADFC verhalten positiv. Er lobt die große Bandbreite an Reformvorschlägen und die Ankündigung, auch das übergeordnete Straßenverkehrsgesetz ab 2020 entsprechend zu reformieren. Der ADFC vermisst allerdings größere Handlungsmöglichkeiten für Kommunen, dem Radverkehr mehr Platz im Straßenraum einzuräumen.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Die Vorschläge des Ministers für eine fahrradfreundliche StVO sind ein guter Anfang. Auch, dass er an den dicken Brocken des Straßenverkehrsgesetzes ran will, ist gut. Denn noch fehlt der große Wurf, der es Städten ermöglicht, den Platz zugunsten des Fahrrads neu aufzuteilen. Es gibt immer noch zu viele Hürden für die Einrichtung von geschützten Radwegen und Fahrradstraßen.“

Die ADFC-Bewertung der Vorschläge im Einzelnen:

Es fehlt nach Auffassung des ADFC nach wie vor:

Hierfür hatte der ADFC Anfang Mai einen eigenen Vorschlag für ein „Gute-Straßen-für-alle-Gesetz“ vorgelegt und Minister Scheuer beim Nationalen Radverkehrskongress in Dresden überreicht.

Stork: „Minister Scheuer muss an einigen Stellen nochmal nachlegen – und schnell an das übergeordnete Straßenverkehrsgesetz ran. Dort muss er festschreiben, dass nicht mehr die Flüssigkeit des Autoverkehrs alleinige Priorität hat, sondern die Gleichstellung aller Verkehrsarten und das Ziel „Vision Zero“, also null Tote im Straßenverkehr. Es ist nicht mehr zeitgemäß, Klima, Umwelt und Gesundheit dem Primat des motorisierten Verkehrs unterzuordnen. Städte müssen die Möglichkeit haben, das freie Parken einzuschränken, um Platz für den Radverkehr zu gewinnen, das Verkehrstempo zu reduzieren und Beschränkungen für den Autoverkehr einzurichten, wo es zur Förderung von Auto-Alternativen sinnvoll ist.“

Der ADFC auf Twitter: @FahrradClub

Hashtags: #MehrPlatzFürsRad

Stephanie Krone
Pressesprecherin des ADFC Bundesverbands


Aalen erhält Anschluss an den interkommunalen Fahrrad-Verleih

Am Hauptbahnhof übergab Oberbürgermeister Thilo Rentschler nach einer kurzen Ansprache das erste allgemeine Leihrad-Angebot der Öffentlichkeit von Aalen.
Der OB und Baudezernent Wolfgang Steidle absolvierten stolz die "Jungfernfahrt". Den Anmeldevorgang per Handy‑App hatten sie sich zuvor von der Leiterin vom Tourismusbüro, Frau Sandra Heineken‑Schühle erklären lassen.
In Zusammenarbeit mit RegioRadStuttgart und der Bahn baut Veit-Stefan Bock vom Tiefbauamt schrittweise ein Fahrrad-Leihsystem mit weiteren Standorten für das Stadtgebiet von Aalen auf.
Der Anschluss an RegioRadStuttgart erfolgt passend zur Remstal-Gartenschau - ist aber auch eine Reaktion auf die schlechten Noten im Fahrradklima-Test. Dort wurde stets das Fehlen von Leihfahrrädern bemängelt. Nun soll am Aalener Hauptbahnhof die naheliegende Verknüpfung von Bahn und Bus mit dem Fahrrad erleichtert werden: ein Erfolg für den Umweltverbund.
Der ADFC betonte bei der Präsentation, dass die dadurch angelockten Touristen ein zuverlässiges RadNETZ in der Stadt erwarten und deren positive Erwartungen nicht enttäuscht werden dürfen.

ADFC Fahrradklima-Test - Ergebnisse für Aalen sind da



Der ADFC-Fahrradklima-Test 2018

Einschätzung des ADFC Ortsverbands zu den Ergebnissen für Aalen

Beim Fahrradklima-Test des ADFC landete Aalen mit der Note 4,1 erneut im hinteren Bereich der Städte seiner Größe. 308 Aalener Radfahrer*innen haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Obwohl die Stadt begonnen hat, mehr für den Radverkehr zu machen, ist die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer*innen unzufrieden mit der Situation in Aalen. Sie vermissen den Komfort, die Sicherheit und die Durchgängigkeit der Radwege.

Die Verantwortlichen der Stadt haben bereits erkannt, dass sie für den Radverkehr mehr machen müssen. Nur reichen ihre vielen Einzelmaßnahmen und ihr in Arbeit befindliches Radverkehrskonzept den Radfahrer*innen nicht. Deshalb hat sich das Fahrradklima, also die Zufriedenheit der Radfahrenden in Aalen weiter verschlechtert, auf die Note 4,1. Damit liegt Aalen erneut unter dem Durchschnitt der vergleichbaren Städte, bundesweit auf Platz 76 von 106 und landesweit auf Platz 12 von 14. Aalen liegt nun nicht nur hinter Heidenheim, sondern auch hinter Schwäbisch Gmünd. Kein gutes Ranking für eine Einkaufsstadt. Drei Viertel der Befragten gaben sogar an, dass man Kinder nur mit ungutem Gefühl allein mit dem Rad fahren lassen kann.

Das ist kein gutes Ergebnis für eine Stadt, die zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) gehört, einem Zusammenschluss von über 70 Kommunen, die sich das Ziel gesetzt haben, den Fahrradverkehr im Land systematisch zu fördern und eine neue Radkultur zu etablieren. Die Stadt wäre schon einen großen Schritt weiter, wenn sie die Hinweise zum Fahrradklimatest 2016 aufgegriffen hätte ADFC-Sprecher Dr. Reiner Garreis: Wenn die Stadt den seitherigen negativen Trend umkehren will, sollte sie das Ergebnis des Fahrradklimatestes 2018 als Auftrag sehen, ab sofort handeln und die Durchgängigkeit, die Sicherheit und den Komfort der Radwege verbessern.

Im städtischen Focus sollte stehen, die von den Aalener Radfahrer*innen besonders schlecht benoteten Themen schnell anzugehen und für Verbesserungen zu sorgen:

Wir verstehen, dass die Stadt bei Radverkehrsmaßnahmen aus Platzgründen auch mal Notlösungen umsetzt, wie Schutzstreifen oder kombinierte Fuß-/Radwege. Wir verstehen aber nicht, dass in Aalen solche Ausführungen fast schon zur Regellösung werden. Wenn bei neuen Bauvorhaben große Projekte realisiert werden, sollten offensive Verbesserungen für den Radverkehr die Regel sein.

Garreis: Aalen sollte endlich umdenken, sich dem Rad als Verkehrsmittel mehr öffnen, die Radinfrastruktur verbessern und sicherer machen, dem Radverkehr mehr Raum auf der Straße geben. Nur so werden die 60% der Bevölkerung erreicht, die sich vorstellen könnten, das Fahrrad häufiger zu nutzen, wenn das Fahren sicherer wäre.

Es geht um lebenswerte Städte und um die Verkehrswende

Garreis: In einer für Radfahrer leicht und sicher erreichbaren Innenstadt sind Radfahrer ein echter Einkaufsfaktor. Radverkehr vermindert die stadtnahe Stellplatznot, Stellplätze auf Kosten des Radverkehrs erhöht sie.

Die Stadt könnte bei der anstehenden Entwicklung der Wilhelm-Merz-Straße zeigen, wie sie sich Fahrradfreundlichkeit zukünftig vorstellt. Mit der Neubebauung des angrenzenden Union-Areals hat sie die Möglichkeit, Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Platz für Fahrräder, E-Bikes und E-Tretroller (E-Scooter) zu schaffen. Schließlich ist die Straße im Verkehrsentwicklungsplan als Umweltachse für den Bus-, Rad- und Fußgängerverkehr ausgewiesen.

Der Wandel des Weltklimas erfordert ein konsequentes Umdenken

Der Klimawandel erfordert ein konsequentes Umdenken, beim Individualverkehr und in vielen anderen Bereichen unseres Lebens. Im Verkehrsbereich kann zum Beispiel die stärkere Nutzung des Fahrrades ein Teil der Lösung sein. Denn Radfahren kann mehr als 30 % des innerörtlichen Autoverkehrs ersetzen. Wenn mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, ist das gut für alle. Mehr Radverkehr bedeutet weniger Stau, weniger Abgase, weniger Lärm. Es ist daher an der Zeit, dem Fahrrad seinen Raum auf der Straße zu geben, den Radverkehr voranzubringen und damit die Städte zu entlasten.

Mit der bundesweiten Kampagne #MehrPlatzFürsRad macht der ADFC in diesem Jahr auf die Platzdebatte im Straßenverkehr aufmerksam und fordert gute, breite Radwege, sichere Kreuzungen und viel mehr Fahrradparkplätze.

170.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bundesweit

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2018 zum achten Mal durchgeführt. Er wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 mit rund 195.000 Euro gefördert. Rund 170.000 Menschen stimmten bundesweit ab – eine Steigerung von 40 Prozent gegenüber dem letzten Test. Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück.




Die Entwicklung des Fahrrad-Klimas in Aalen - der Blick zurück

Der ADFC-Fahrradklima-Test 2016 bringt Aalen in die Abstiegszone!



Am 19. Mai stellte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Berlin das Ergebnis des Fahrradklima-Testes 2016 vor.

Mit der Note "Ausreichend" landete Aalen im hinteren Drittel, in der Abstiegszone.


Betrübt stellen wir fest, dass Aalen keine Fortschritte beim Radverkehr macht - im Gegenteil: 2005 lag Aalen mit der Note 3,15 noch im oberen Drittel, aber danach fand ein kontinuierlicher Abwärtstrend statt. Damit schneidet Aalen inzwischen schlechter ab als Heidenheim oder Crailsheim.

Während andere Kommunen viel für den Radverkehr unternehmen und das Radfahren glaubhaft bewerben, tritt Aalen seit 12 Jahren auf der Stelle:

  • Bahntrassen-Radwege sind deutschlandweit inzwischen ein echter Renner, nur nicht in Aalen, denn dort diskutiert man seit Jahren.
  • Einbahnstraßen werden in anderen Kommunen für den Radverkehr geöffnet, in Aalen macht man sie wieder zu.
  • Durchgehende Radfahrstreifen sind ein Sicherheitsgewinn für den Radverkehr, in Aalen macht man daraus wieder einen gemischten Rad- und Gehweg.
  • Im Kreisverkehr sollen alle Verkehrsteilnehmer die gleichen Vorfahrtsregeln haben, in Aalen wird mit einer Sonderregelung den Radfahrern systematisch die Vorfahrt genommen.
  • Wo neue Radwege angelegt werden, fallen sie teilweise in der Bewertung der Radfahrer durch, wie zum Beispiel der neu gebaute Radweg am Kocher.
  • In anderen Städten werden Autospuren zu Radfahrstreifen umgewandelt, in der Julius-Bausch-Straße, an der Einfahrt zum Kaufland, verbannt man den Radverkehr auf einen schmalen Gehweg.
  • Schutzstreifen können den Radfahrern einen Sicheren Raum bieten, aber nicht, wenn sie zu schmal sind, wie das in Aalen häufig der Fall ist.

Und das, obwohl Aalen zwischenzeitlich der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) beigetreten ist, einem Zusammenschluss von über 60 Kommunen, die sich das Ziel gesetzt haben, den Fahrradverkehr im Land systematisch zu fördern und eine Radkultur zu etablieren.

Dazu weist deren Vorstandsvorsitzender, Michael Obert, auf die Wechselbeziehung zwischen der Wirtschaftsstärke und dem Radverkehrsanteil einer Kommune hin.
Er fordert ein Umdenken hin zu mehr Radverkehr, weil sowohl das Wirtschafts- als auch das Lebensqualitätswachstum bei weiter steigendem Platzbedarf des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in einer Kommune ziemlich schnell an ihre Grenzen stoßen.

Denn, wenn Städte sich nicht für den Radverkehr engagieren, steigen sie ab.


Um das dringend notwendige Umsteuern zu bewerkstelligen, muss sich in Aalen folgendes ändern:

  • Die Stadt braucht in der Verwaltungsspitze eine Person mit Herz für die Belange des Radverkehrs. Ihr zur Seite muss jemand stehen, der die Maßnahmen umsetzt.
  • Aalen braucht endlich ein zeitgerechtes Radverkehrskonzept.
  • Bei allen Planungen sollte der ADFC Aalen nicht nur angehört, sondern ernsthaft und entscheidend beteiligt werden.
  • Als Maßstab für Planungen sollten selbstverständlich die Qualitätsstandards und Musterlösungen des Landes BW gelten. Dabei wird der ADFC Aalen mit seinen praxisnahen Erfahrungen unterstützen.


Und ab sofort sollte sich die Stadt um die Umsetzung der Punkte kümmern, die von den Aalener Radfahrern im Fahrradklimatest besonders schlecht benotet wurden.


Dies sind Fahrradmitnahme im ÖV, Führung in Baustellen, Falschparkerkontrolle auf Radwegen, Fahrradleihsystem, Reinigung von Radwegen und Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer.

Andernorts geht es voran, warum nicht in Aalen?


Über 120.000 Teilnehmer bundesweit

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2016 zum siebten Mal durchgeführt.

Er wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 mit rund 150.000 Euro gefördert.

Über 120.000 Menschen stimmten bundesweit ab - eine Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem letzten Test im Jahr 2014.

Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück.