Wo geht's lang mit dem Radverkehr im Ostalbkreis? Links nach Aalen? Rechts nach Aalen? Ganz egal: einen Radweg gibt es bisher noch nicht … das soll oder muss sich ändern! (Foto: ADFC Aalen)
Online Bürgerbeteiligung für ein neues Radverkehrskonzept im Ostalbkreis
Der Landkreis überarbeitet das vor 12 Jahren aufgestellte Radverkehrskonzept, um es an die Anforderungen der Verkehrswende anzupassen und altbekannte Mängel zu beheben. Landrat Dr. Joachim Bläse hatte zu einer Infoveranstaltung eingeladen, die im Livestream übertragen wurde. In einer Bildschirmpräsentation stellten die Verkehrsplaner das Projekt vor.
Bürgerinnen und Bürger sind zur Mitwirkung aufgerufen.
Wichtige Grundlage für das neue Konzept ist eine Online-Befragung, ähnlich wie beim Mobilitätspakt Aalen - Heidenheim, diesmal aber auf den gesamten Landkreis bezogen. Sie ist vom 14. März bis zum 17. April auf radforum-ostalbkreis.de freigeschaltet. Das Planungsbüro hofft, aus den Anregungen von Menschen, die regelmäßig das Rad benutzen, konkrete Hinweise für den Bedarf an Radverbindungen und Radabstellanlagen, außerdem Vorschläge zu Streckenführungen sowie Meldungen von Mängeln und Gefahrenstellen auf den Radwegen zu erhalten. Dem entsprechend gibt es in einer interaktiven Online-Karte des Ostalbkreises die Möglichkeit, per Mausklick von der Wunschstrecke bis zum Schlagloch alles einzutragen.Berlin/ADFC Bundesverkehrsminister Wissing hat heute seine Langfristprognose für den Verkehr vorgestellt. Darin wird der Radverkehr kolossal unterschätzt. Laut Prognose werden nur wenige Menschen in den nächsten Jahren vom Auto aufs Fahrrad umsteigen. Dabei boomt der Radverkehr in Deutschland seit Jahren.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider (Foto: ADFC)
ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Prognosen wie die des Verkehrsministers reden das Potenzial des Radverkehrs künstlich klein. Sie gehen von einem minimalen Wachstum in den nächsten Jahrzehnten aus. Das Gegenteil ist der Fall, das Potenzial des Radverkehrs ist enorm. Radfahrende in Deutschland schaffen längst Fakten, die das Ministerium nicht anerkennen will.“
Laut der Prognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) steigt der Anteil des Radverkehrs am sogenannten Modal Split, also an der gesamten Verkehrsleistung, in Deutschland bis zum Jahr 2051 auf lediglich 12,2 Prozent (von 10 Prozent im Vor-Corona-Jahr 2019). Gemessen in Personenkilometern (pkm) entspricht das einem Anstieg von 40 Milliarden auf lediglich 54 Milliarden pkm.
Selbst konservative Schätzungen wie die der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) kommen aber zu einem völlig anderen Ergebnis. Die NPM hielt bereits 2019 eine Steigerung der Verkehrsleistung des Radverkehrs auf 75,4 Mrd. pkm bis 2030 für erreichbar. Der Radverkehr kann demnach seine Verkehrsleistung schon bis 2030 fast verdoppeln.
Mehr Radverkehr braucht mehr Investitionen
Die Menschen in Deutschland wollen mehr Rad fahren, das belegen Umfragen wie etwa der Fahrrad-Monitor 2021. Auch der vom Bundeskabinett vorgelegte Nationale Radverkehrsplan 3.0 (NRVP) erkennt diese Realität an. Demnach soll Deutschland bis 2030 Fahrradland werden. Den Worten müssen nun aber endlich Taten folgen.
Der ADFC fordert, dass die Bundesregierung beim Ausbau der Fahrradinfrastruktur in Deutschland in die Offensive geht. Die Verkehrsminister der Länder haben einstimmig beschlossen, dass Länder und Kommunen für den Ausbau des Radwegenetzes bis 2030 jährlich eine Fahrradmilliarde vom Bund brauchen. Die muss der Bund jetzt im Haushalt verankern.
Ann-Kathrin Schneider: „Der Radverkehr ist ein wichtiger Hebel, um die Verkehrswende vor Ort umzusetzen und die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen. Mehr Radverkehr kommt aber nicht von alleine! Damit der Umstieg aufs Rad und damit die dringend benötigte Mobilitätswende gelingen kann, braucht es die richtige Infrastruktur. Und dafür brauchen wir die Fahrradmilliarde.“
Mehr Geld fürs Fahrradparken an Bahnhöfen
Auch bei der Fahrradinfrastruktur an den Bahnhöfen muss die Bundesregierung dringend nachbessern: Laut einer Studie im Auftrag des BMDV fehlen an deutschen Bahnhöfen 1,5 Millionen Stellplätze für Fahrräder. Das Kabinett hat jetzt für die Jahre 2023-2026 zwar mehr Geld für das Fahrradparken an Bahnhöfen zugesagt. Doch die versprochenen 110 Millionen Euro sind nicht mehr als ein positives Signal. Das Geld reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Nötig wären mindestens 3 Milliarden Euro, wobei die aktuellen Baukostensteigerungen und die Kosten für Flächenerwerb und Unterhalt noch nicht mit eingerechnet sind.
Ann-Kathrin Schneider: „Auch hier zeigt sich, dass der Verkehrsminister die Dimension des Themas noch nicht erkannt hat. Ein weiteres kleines Förderprogramm für die Kommunen reicht nicht aus. Damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen und sich die Fahrgastzahlen der Bahn verdoppeln, brauchen wir vielmehr zusätzlich ein großes Bahnhofsprogramm fürs Fahrradparken an Bahnhöfen, das den Schienen-Etats zugeordnet ist.“
Die Klimademo am 3. März vor dem Aalener Rathaus zeigt der Politik die Rote Karte: die Regierung muss umsteuern, ganz besonders der Verkehrsminister. Die Zunahme des Autoverkehrs ist nicht gottgegeben - der Gegenschlag des Planeten wird aber sein wie die Strafe Gottes. (Foto: ADFC Aalen)
Aktive des ADFC werben auf dem Aalener Wochenmarkt für die Teilnahme am Fahrradklima-Test - Foto:ADFC
AALEN (HL)
Eine Erfolgsgeschichte: Bis 2001 wurde der Test nur per Leserumfrage in der ADFC-Verbandszeitschrift umgesetzt. In der Folge wurde die Pressearbeit systematisch verstärkt und die Erhebungen in den Jahren 2003 und 2005 erfolgten in Kooperation von ADFC und BUND mit Förderung durch das Umweltbundesamt. 2012 kam die Möglichkeit der online-Teilnahme dazu, was das Mitmachen vereinfachte. Auch förderte nun das Bundesverkehrsministerium den FKT im Rahmen der Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans.
Das Interesse am Fahrradklima-Test stieg bundesweit und so entwickelte er sich zur größten Befragung zum Radfahrklima weltweit. Im Jahre 1988 mit 4.000 Teilnehmern gestartet, ging die Teilnehmerzahl ständig nach oben. Im Jahr 2020 nahmen knapp 230.000 Radfahrende teil und bewerteten die Fahrradfreundlichkeit in über 1.000 Städten und Gemeinden Deutschlands. Bei der am 30. November beendeten Umfrage des Jahres 2022 wird mit einer erneut gestiegenen Zahl gerechnet.
br>Dass sich die Situation für Radfahrer in den folgenden Jahren nicht verbessert hat, kann daraus aber nicht gefolgert werden. Als Grund für diesen Notenverlauf wird vermutet, dass das Wissen um gute Radverkehrslösungen und die daraus erwachsenden Erwartungen und Ansprüche der Radfahrenden zumeist schneller wachsen als deren Erfüllung.
Aalen und der Fahrradklima-Test: Im Jahr 2003 war die Beteiligung noch zu gering, aber 2005 schaffte es Aalen eindrucksvoll in die Wertung: 131 Radfahrende nahmen teil und die Stadt bekam, sicherlich auch wegen der bis dahin neu gebauten Radwege und Radfahrstreifen, die Schulnote 3,2.
Obwohl das für Aalen erforderliche Quorum 2012 auf >50 erhöht wurde, kam die Stadt nun immer in die Wertung. Aber leider wurden die Noten schlechter und pendelten sich bei ausreichend ein. Dies wohl auch deshalb, weil in Aalen kaum weitere neue wesentliche Verbesserungen für den Radverkehr sichtbar wurden. Die Zahl der Teilnehmenden stieg und stieg. Bisheriger Rekord mit 337 Teilnehmern war 2020. Nach diesem Ergebnis wollte der ADFC Aalen im Jahre 2022 unbedingt die 500er Marke knacken.
Deshalb warb der Club verstärkt in der örtlichen Presse und im Freundes- und Bekanntenkreis. Auch waren Aktive des Clubs beim Fahrradparkplatz bei den Reichsstädter Tagen und auf dem Aalener Wochenmarkt so präsent wie noch nie. An insgesamt acht Tagen, bei gutem Wetter, aber auch bei Regen und Kälte, sprachen sie auf beiden Plätzen Vorbeikommende an, diskutierten mit diesen über aktuelle Themen und warben für die Teilnahme an der Umfrage. Hierbei war an einem Tag auch Johannes Metzger beteiligt, der stellvertretende ADFC-Landesvorsitzende.
Bei all diesen Aktionen stießen die Aktiven auf eine starke Zustimmung zur Fahrradklima-Test-Umfrage und zu deren Wichtigkeit für alle Radfahrer, so Klaus Berger vom ADFC Aalen.
Und dies, obwohl die FKT-Statistik zeigt, dass rund 90% der Umfrageteilnehmer neben dem Fahrrad auch das Auto benutzen und deshalb die Sichtweisen beider Seiten kennen.
Zufriedener ADFC Aalen: Nach seinem letzten Einsatztag – er war am 26. November auf dem Wochenmarkt – konnte der mehr als zufriedene ADFC Aalen ein gut gefülltes Päckchen mit ausgefüllten FKT-Fragebögen zur Auswertung und Erfassung nach Berlin senden. Dort, bei der ADFC-Bundesgeschäftsstelle, werden diese nun ausgewertet.
Der größte Teil dieser Fragebögen wurde an den insgesamt acht ADFC-Einsatztagen ausgefüllt. Der Rest stammte von einigen örtlichen Fahrradgeschäften und dem Rathaus, wo Veit-Stephan Bock, der Aalener Fahrradbeauftragte, im Foyer mit einem Infotisch für die Beteiligung am FKT geworben hatte. Mit den online abgegebenen Wertungen – hier betrug der vorläufige Stand 552 Teilnehmer – wird Aalens endgültiges Ergebnis an der 700er Marke kratzen. Das bedeutet, dass sich diese Zahl im Vergleich zu 2020 in Aalen mehr als verdoppelt haben wird. Diese hohe Beteiligung wird dem Ergebnis ein besonderes Gewicht geben, so Dr. Reiner Garreis vom ADFC Aalen.
Warten auf das Ergebnis: Nun wartet der ADFC Aalen auf das endgültige Ergebnis der Umfrage, das im Frühjahr 2023 präsentiert werden wird. Mindestens ebenso gespannt werden die Verantwortlichen im Aalener Rathaus sein. Bei ihnen geht es konkret um die Frage, ob die Stadt es mit ihren Bemühungen zur Förderung des Radverkehrs endlich geschafft hat, aus dem Notenkeller herauszukommen.
Der von Bundeskanzler Olaf Scholz einberufene „Mobilitätsgipfel“ ist aus Sicht mehrerer Fahrrad- und Verkehrsverbände ein Beleg dafür, dass die Verkehrswende noch nicht im Kanzleramt angekommen ist. Dass es bei dem Treffen zwar laut Ankündigung um die Transformation der Mobilitätswirtschaft gehen soll, aber fast ausschließlich Vertreterinnen und Vertreter der Automobilbranche eingeladen sind, kritisieren die Allianz pro Schiene, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) und Zukunft Fahrrad. Dies steht aus Sicht der Verbände für ein völlig veraltetes Mobilitätsverständnis. Sie fordern von Bundeskanzler Olaf Scholz, die Verkehrswende als Ganzes anzugehen und zur Chefsache zu machen.
Zu dem Gipfel unter dem Titel „1. Spitzengespräch der Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft“ sind vor allem Vertreterinnen und Vertreter von Autoherstellern und Zulieferern eingeladen. Die Bundesvorsitzende des ADFC, Rebecca Peters, sagt: „Die Mär von der Auto-Abhängigkeit zieht nicht mehr. Die Menschen sind längst bereit, für kürzere Strecken das Auto stehen zu lassen und das Rad zu nehmen. Das Problem ist nur: es gibt nicht genügend Radwege in Deutschland. Dabei kann der Ausbau der Radwegenetze ganz schnell gehen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen. Der Bund muss endlich das Straßenverkehrsrecht so reformieren, dass Kommunen schnell Radwege bauen können. Der Bundeskanzler muss das anschieben, denn Minister Wissing will eher den Autobahnausbau als den Radwegeausbau beschleunigen.“
Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV): „E-Autos und sinkende Autonutzung werden zu weniger Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie führen. Studien zeigen aber schon lange, dass es in der modernen Mobilität künftig mehr Arbeitsplätze als bisher geben wird. Ein Baustein ist die Fahrradwirtschaft. Allein die Läden und Werkstätten melden aktuell einen Bedarf von 15.000 Mitarbeitenden, hinzu kommen Herstellung von Fahrrädern und die massiv wachsenden Dienstleitungsbereiche. Aber wenn der Kanzler nur mit den Autokonzernen redet, werden diese Möglichkeiten nicht vorkommen!“
Wasilis von Rauch, Geschäftsführer Zukunft Fahrrad: „Der Verkehrssektor steht wegen seiner gerissenen CO²-Einsparziele unter Druck. Drängender kann Handlungsbedarf nicht sein. Fahrradförderung wirkt schnell und ist kosteneffizient. Es ist Pflichtprogramm, jetzt alles aus dem Fahrrad rauszuholen. Klimaschutz ohne Fahrrad und E-Bike ist wie Schach ohne Dame. Mehr als die Hälfte aller Alltagswege lassen sich mit dem Rad machen, das Einsparpotenzial ist enorm. Wir können uns die einseitige fiskalische, wirtschafts- und verkehrspolitische Fokussierung auf das Auto nicht mehr leisten. Ohne uns gibt es keine Verkehrswende.“
Die vier Verbände forderten Bundeskanzler Olaf Scholz dazu auf, angesichts der dramatisch verfehlten Klimaziele im Verkehrssektor die Verkehrswende zur Chefsache zu machen.
Fahrradstraße an der Alster in Hamburg: ganz vergleichbare Ideen gab es schon vor 25 Jahren für einen Neubau der Aalener Straße in Unterkochen - damals noch ohne das Instrument der Fahrradstraße. Ein Weg für Anwohner, gut zum Rad Fahren, parallel zur Hauptverkehrsstraße. Stattdessen ist dort immer noch Radnotstandsgebiet: Radfahren auf einem holperigen Gehweg.
Foto: ADFC
Berlin, im Dezember 2022
Die Jahresbilanz des ADFC zur Fahrradfreundlichkeit von Bundesverkehrsminister Wissing fällt kritisch aus. Echten Drive für die Verkehrswende sieht der ADFC ausschließlich in Städten und Regionen. Das Fahrradland, das Deutschland nach dem Willen der Bundesregierung bis 2030 werden soll, kommt aktuell nur kleinteilig, lokal und nur mit massivem zivilgesellschaftlichen Druck durch den ADFC und andere Initiativen voran. Der nötige Rückenwind des Bundes für den Radverkehr durch ein modernisiertes Straßenverkehrsrecht und ausreichende Fördermittel fehlt.
In Hamburg sind mancherorts gute Beispiele zur Neuverteilung des Verkehrsraumes erkennbar. Die Stadt zeigt mit der Pop-up-Bikelane auf der bis dahin für Radfahrende extrem stressigen Reeperbahn, wie man mit Schnellbaumethoden zügig Ideen umsetzen und mit geringen Kosten auf vorhandener Infrastruktur gute Radverkehrsbedingungen schaffen kann. Schneider: „Wir lieben den roten Radweg auf der Reeperbahn und die Fahrradstraße mit der anschließenden Protected Bikelane an der Alster. Wir wollen mehr davon. Bisher bleibt der fahrradfreundliche Umbau leider auch in Hamburg auf einzelne Straßenabschnitte beschränkt, so dass auch in der Hansestadt noch viele offene Baustellen für den Radverkehr bleiben.“
Das Bündnis „Radentscheid Bayern“ hat 2022 unter Führung des ADFC über 100.000 Unterschriften für ein bayerisches Fahrradgesetz, ein sicheres und komfortables Radwegenetz mit kreuzungsfreien Schnellverbindungen gesammelt - und damit die Voraussetzung für ein Volksbegehren im Jahr 2023 geschaffen. Damit will das Bündnis die Staatsregierung verpflichten, umweltfreundliche Mobilität zu ermöglichen. Schneider: „Der Radentscheid in Bayern zeigt, dass es große Mehrheiten für den fahrradfreundlichen Umbau der Städte gibt. Die Menschen wollen mehr und häufiger Radfahren – und die Politik tut gut daran, diese Wünsche ernst zunehmen und die Alltagsradwegenetze zügig auszubauen.“
Sowohl Darmstadt als auch Leipzig planen, nach dem Modell der „Superblocks“ in Barcelona, Wohnviertel probeweise mit Hilfe von Durchfahrtsperren vom Autoverkehr zu entlasten und dadurch Platz für die Anwohner zum Schlendern und Radfahren zu schaffen. Der ADFC hatte das Konzept der Superblocks im Rahmen des internationalen Best-Practice-Projekts InnoRad in Deutschland bekannt gemacht. Schneider: „Wer möchte nicht in so einem städtischen Quartier leben, wo man keinen Autolärm hört. Wir sind gespannt, ob wir zur Weltfahrradkonferenz Velo-City 2023 in Leipzig schon den ersten Superblock bestaunen können.“
Im Bremer Stadtteil Alte Neustadt wurde – auch durch den ADFC getrieben - ein Netz von Fahrradstraßen zu Deutschlands erster Fahrradzone verbunden, in der Fahrräder überall Vorrang vor Autos haben. Abschnitte mit Kopfsteinpflaster wurden geglättet, Bürgersteige fahrradfreundlich abgesenkt. Zusätzliche Metallbügel erleichtern das Abstellen von Fahrrädern. Schneider: „Bremen tut gut daran, sich auf seinen Lorbeeren als Fahrradstadt nicht auszuruhen, sondern den Radverkehr immer weiter zu entwickeln – und innovative Konzepte wie das Fahrradquartier voranzutreiben.“
Die vom ADFC NRW maßgeblich mit initiierte Volksinitiative "Aufbruch Fahrrad" mit mehr als 200.000 Unterschriften zeigte große Wirkung: Am 1. Januar 2022 trat das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW (FaNaG) in Kraft. Es war die erste Volksinitiative, der durch den Landtag einstimmig zugestimmt wurde. Schneider: „Durch den unermüdlichen Einsatz des ADFC und tausender Radfahrer:innen und Zufußgehender ist NRW das erste Flächenland mit einem Mobilitätsgesetz. Auf dem Weg zu 25 Prozent Radverkehrsanteil hat sich das Land viele gute Ideen vorgenommen, nun muss es an die schnelle Umsetzung gehen.“
Zügig mit dem Auto voranzukommen, ist im aktuellen Straßenverkehrsgesetz (StVG) wichtiger als der Schutz von Menschen, ihrer Gesundheit oder der Klimaschutz. In der Praxis bedeutet das, dass beispielsweise geschützte Radfahrstreifen, Fahrradstraßen oder großflächiges Tempo 30 von Kommunen oftmals nicht umgesetzt werden können, weil dafür die Rechtsgrundlage fehlt. Mit einem reformierten Gesetz gäbe es in Deutschland mehr Radwege. Der ADFC fordert daher eine verkehrswendetaugliche Reform des StVG und hat einen Gesetzesvorschlag unter dem Namen „Gute Straßen für alle“ vorgelegt. Die Reform des Straßenverkehrsrechts findet sich auch im Koalitionsvertrag und der ADFC wird sich auch 2023 für diese Reform vehement einsetzen.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert, welcher aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages initiiert wurde. |
Landratsamt sensibilisiert für die Belange von Landwirten und Radlern.
Das Radnetz im Ostalbkreis hat eine Länge von knapp 1.200 Kilometern und umfasst neben ausgewiesenen Radwegen auch einen hohen Anteil mit Radverkehrsführung im Mischverkehr. Die Gemeinde- und Kreisstraßen teilt sich der Radverkehr hauptsächlich mit dem Autoverkehr. Auf Wirtschaftswegen - abseits von viel befahrenen Straßen - fühlen sich die Radelnden vergleichsweise sicher. Jedoch kann es auf gemeinsam mit der Landwirtschaft genutzten Wirtschaftswegen immer wieder zu konflikthaften oder gefährlichen Situationen zwischen Radfahrern, Landwirten und Fußgängern kommen.
Vertreter der Kreisverwaltung aus den Bereichen Nachhaltige Mobilität und Straßenverkehr haben sich mit Hubert Kucher, Vorsitzendem des Kreisbauernverbands Ostalb und Klaus Berger, Vorsitzendem des ADFC-Kreisverbands Ostalb im Landratsamt über Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation auf gemeinschaftlich genutzten Wegen ausgetauscht. Alle Seiten waren sich darin einig, dass nur mit einem besseren Verständnis für die Belange der übrigen Verkehrsteilnehmer und gegenseitiger Rücksichtnahme die Verkehrssituation auf gemeinsam genutzten Wirtschafts- und Radwegen verbessert werden kann.
Um Verständnis für die Situation der Landwirte zu wecken, beschrieb Hubert Kucher die Anforderungen an die heutige Landwirtschaft eindrücklich. Der Klimawandel und plötzliche Wetterereignisse ließen beispielsweise Zeitfenster für die Ernte immer weiter schrumpfen, weshalb die Landwirte häufig unter hohem Zeitdruck unterwegs seien, um die Ernte rechtzeitig einzuholen. Auch um einen möglichst effizienten Betrieb der Erntemaschinen zu gewährleisten, müsse das Abfahren beispielsweise von Häckselgut reibungslos und zügig von statten gehen. In seinem eignen Betrieb legt Hubert Kucher Wert darauf, dass trotz aller Hektik bei der Ernte auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen wird. "Ich sensibilisiere auch unter meinen Berufskollegen für die Thematik und rufe dort zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf."
Klaus Berger vom ADFC zeigte großes Interesse für die Arbeitsanforderungen in der Landwirtschaft. Er beschrieb aus Sicht des Radverkehrs die zum Teil einschüchternde Wirkung großer Maschinen auf den schmalen Wegen, vor allem, wenn diese mit hoher Geschwindigkeit unterwegs seien. Er beobachtete, dass viele Radler kein Verständnis zeigten, wenn die Traktoren nicht immer in den Grünstreifen ausweichen könnten. Gerade Freizeitradler seien insbesondere aus sportlichen Gründen oder zur Erholung sehr gerne auf den Wirtschaftswegen unterwegs und wären sich der Belange und dem Arbeitsalltag der Landwirte, die über die Wirtschaftswege ihre Felder bestellen müssen, oftmals gar nicht bewusst. Hier könne mit Informationsmaterialien und durch Aufklärungskampagnen viel für ein besseres Miteinander getan werden.
Gegenseitige Rücksichtnahme bedeutet konkret im Begegnungsverkehr auf schmalen Wegen beispielsweise das Ausweichen an geeigneten Stellen. Heutige Landmaschinen mit Breiten von bis zu drei Metern benötigen oftmals ein Großteil der 3 bis 3,5 Meter breiten Wege. Mit Ausnahmegenehmigung können Maschinen wie beispielsweise Feldhäcksler sogar über drei Meter Breite erreichen. Das Ausweichen dieser schweren Maschinen in angrenzende Wiesen oder das Befahren der Bankette kann dort erhebliche Schäden verursachen. Bei schwer beladenen Kippanhängern oder mit Anbaugeräten wie Mähwerken ist ein Ausweichen in die Bankette zudem für die Fahrzeuglenker und passierende Verkehrsteilnehmer mit Gefahren verbunden, da diese im unebenen Bankett leicht ins Kippen geraten oder Anbaugeräte gefährlich ausschwenken können.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE: Unter dem Motto „Rücksicht macht Wege breit“ erinnern Schilder an Wirtschaftswegen, dass die gemeinsame Nutzung dieser meist privaten Feldwege das gegenseitige Verständnis sowohl der Landwirte wie der Radfahrenden erfordert. In Zeiten von Corona haben im Landkreis Göttingen Radtouren am Feierabend und am Wochenende sowie der Radtourismus deutlich zugenommen. Um Konflikte u.a. in Erntezeiten zu vermeiden, wird der freundliche Umgang miteinander von Landkreis und Landvolk e.V. gemeinsam empfohlen.
KURZE PROJEKTBESCHREIBUNG
• ZIEL:
Gegenseitiges Verständnis bei Nutzung von Wirtschaftswegen
durch Landwirtschaft und Radverkehr
• BISHERIGE ERGEBNISSE: Bereits über 300 Schilder wurden im ländlichen Wegenetz
von Landwirten und Landvolk installiert.
• FINANZIERUNG:
Ca. 4.000 € aus Masterplan Radverkehr LK Göttingen
Zum Projektbericht
Landwirte sollten wiederum berücksichtigen, dass sich Radler durch den Anblick der großen Maschinen auf den vergleichsweise schmalen Wegen leicht erschrecken lassen können. Im Begegnungsverkehr sollten daher alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Acht geben und sich langsam an ggf. vorhandenen Ausweichstellen, an Abzweigungen oder Feldzufahrten mit ausreichendem Sicherheitsabstand passieren lassen. Im Zweifel sollten eher Radler oder Fußgänger in die Bankette oder angrenzende Wiesen ausweichen, um die schweren und unübersichtlichen Fahrzeuge sicher passieren zu lassen. Hierdurch werden Bankette, angrenzende Blühflächen und Wiesen geschont.
Auch beim Überholen von langsameren Verkehrsteilnehmern wird um gegenseitige Rücksichtnahme und die Einhaltung der gesetzlichen Überholabstände gebeten. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) haben Kraftfahrzeuge beim Überholen von zu Fuß Gehenden, Rad Fahrenden und Elektro-Kleinstfahrzeugen außerorts mindestens einen Seitenabstand von 2 Metern einzuhalten. Kann der Seitenabstand beim Überholen nicht eingehalten werden, darf auch nicht überholt werden. Gleichzeitig regelt die StVO aber auch eine Rücksichtnahme durch die langsameren Verkehrsteilnehmer: "Wer ein langsameres Fahrzeug führt, muss die Geschwindigkeit an geeigneter Stelle ermäßigen, notfalls warten, wenn nur so mehreren unmittelbar folgenden Fahrzeugen das Überholen möglich ist."
Neben Aufklärungskampagnen, die gezielt auf die Belange der jeweiligen Verkehrsteilnehmer eingehen, sind weitere Maßnahmen geplant, um das Miteinander auf gemeinschaftlich genutzten Wegen zu verbessern. An Stellen mit besonders viel Radverkehrsaufkommen und hohem Konfliktpotenzial sollen zukünftig Schilder an den Radwegweisern auf sympathische Weise zur gegenseitigen Rücksichtnahme auffordern: "Rücksicht macht Wege breit". Diese sollen insbesondere auch Radtouristen von außerhalb des Ostalbkreises sensibilisieren, die über die lokalen Medien ansonsten nur schwer zu erreichen wären. Mittelfristig soll geprüft werden, ob durch eine bessere Befestigung der Bankette und die Schaffung zusätzlicher Ausweichstellen, konflikthafte oder gefährliche Stellen entschärft werden können.
Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, Wege zu melden, auf denen es besonders häufig zu Konflikten zwischen Radlern und Landwirten kommt. Diese Informationen sind hilfreich zur Standortwahl der geplanten Schilder. Kritische Stellen und Verbesserungsvorschläge können idealerweise mit Fotos und einer genauen Beschreibung der Örtlichkeit über radverkehr@ostalbkreis.de an das Landratsamt Ostalbkreis gemeldet werden.
Am Tag des globalen Klimastreiks gehörte auch Aalen zu den Städten, in
denen Menschen für die Bewahrung des Planeten und die
Wiederherstellung des Friedens auf die Straße gingen.
Die Redebeiträge zu der von Fridays for Future organisierten
Demonstration forderten ein Ende der Plünderung der Erde ohne
Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen. Schon die
Abhängigkeit von fossilen Energien birgt stetig wachsende
Risiken für den Frieden, erst recht dann, wenn der Klimawandel
weite Teile der Welt unbewohnbar macht.
Umrahmt von zwei Kundgebungen auf dem Platz vor dem Aalener Rathaus demonstrierten ca.
120 Menschen, wie die Befreiung von Gas und Öl
stattfinden kann: mit dem Fahrrad, aus eigener Kraft! So ging es, von einer freundlichen Polizei-Eskorte vor angrifflustigen Autos geschützt, auf breiten Wegen eine
Runde durch die Stadt nach dem Motto: "Wir sind der Verkehr für
die Zukunft".
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Berlin, 13. Januar 2022
Anlässlich der ersten Rede von
Bundesverkehrsminister Volker Wissing im Bundestag fordert der
ADFC das sofortige Ende der Auto-Privilegierung im Verkehrsrecht. Zur
Erreichung der Klimaziele und zur Verbesserung der Sicherheit auf den
Straßen reicht es nicht, viel Geld in den Ausbau von
Schienennetz und E-Automobilität zu stecken. Das überalterte
Verkehrsrecht verhindert die klimafreundliche Neugestaltung des
Straßenraums. Wissing muss die Reform des
Straßenverkehrsgesetzes noch in den ersten 100 Tagen auf den
Weg bringen.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin
Ann-Kathrin Schneider sagt: „Unser Verkehrsrecht ist von
gestern – das Auto steht an erster Stelle, alle anderen
Verkehrsarten sind marginalisiert. Diese Unwucht passt nicht mehr in
unsere Zeit, die einseitige rechtliche Privilegierung des Autos
verhindert die Verkehrswende. Wir brauchen ein modernes
Straßenverkehrsgesetz, das Verkehrssicherheit, Klimaschutz und
nachhaltige Stadtplanung ins Zentrum stellt und den Kommunen endlich
Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsspielraum gibt, dem Radverkehr
ausreichend Platz und Sicherheit zu verschaffen.“
„Moderne Mobilität wagen“
In seinem Empfehlungspapier „Moderne
Mobilität wagen“ führt der Fahrradclub ADFC aus,
warum eine schnelle Reform des Straßenverkehrsgesetzes und die
konsequente Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans essenziell für
die Verkehrswende ist. Der Bund muss den Kommunen mehr Freiheit
bei der Gestaltung der Mobilität geben und mit allen Mitteln den
schnellen Ausbau zeitgemäßer Radwegenetze unterstützen.
Das ist auch die Erfahrung der Aktiven vor Ort in Aalen, die bei ihren Gesprächen mit der Stadtverwaltung oft erleben, dass den Verantwortlichen dort die Hände gebunden sind, wenn es um beispielhafte Vorhaben zur Verbesserung des Radverkehrs geht.
ADFC: Endlich ist ein Haken dran, aber die große Verkehrsrechtsreform steht noch aus
Berlin, 8. Oktober 2021
Am 8. Oktober hat der neue
Bußgeldkatalog, der die Gefährdung von Radfahrenden
deutlich teurer macht, nach langer Verzögerung
den Bundesrat paasiert. Der Fahrradclub ADFC kritisiert die monatelange
Aussetzung des Bußgeldkatalogs – und fordert zugleich von
der zukünftigen Bundesregierung eine grundlegende Reform des
Verkehrsrechts. Nur mit einer völlig neuen Verfassung für
die Straße könne Deutschland ein Fahrradland werden, so
der ADFC.
ADFC-Bundesgeschäftsführerin
Ann-Kathrin Schneider sagt: „Höhere Bußgelder zum
Schutz von Radfahrerinnen und Radfahrern sind wichtig, aber nur ein
Mosaiksteinchen auf dem langen Weg zum Fahrradland. Damit deutsche
Städte sicher für alle werden, brauchen wir Tempo 30 als
Regelgeschwindigkeit. Und wir brauchen viele neue geschützte
Radfahrstreifen und Fahrradstraßen, ohne bürokratischen
Hindernislauf für die Kommunen. Das klappt aber nicht mit
Kleinst-Anpassungen eines überholten Verkehrsrechts. Die neue
Bundesregierung muss Klimaschutz und Verkehrssicherheit wirklich
ernst nehmen – und dafür ein neues, modernes
Straßenverkehrsgesetz schaffen.“
Mehr Schutz für
Radfahrende kommt viel zu spät
Der Fahrradclub kritisiert,
dass der Bußgeldkatalog viel zu lange nicht in Kraft war.
Dadurch waren Verstöße zulasten von Radfahrenden, wie das
Zuparken von Radwegen, viel zu günstig. Oder sie waren gar nicht
bußgeldpflichtig, wie das Abbiegen von Lkw mit mehr als
Schrittgeschwindigkeit oder das Halten auf Schutzstreifen. Schneider:
„Endlich ist an diesem Bußgeldkatalog ein Haken dran. Die
größeren Aufgaben in Sachen Verkehrssicherheit stehen noch
aus.“
Das
Bundesverkehrsministerium hatte sich vorgenommen, durch die Novelle
Sicherheit und Komfort für Radfahrende deutlich zu erhöhen.
Nach Einschätzung des Fahrradclubs ADFC ist das zum Teil
gelungen, eine grundlegende Reform des Straßenverkehrsrechts
steht allerdings noch aus.
ADFC-Rechtsreferent
Roland Huhn sagt:
„Wir haben uns mehr Möglichkeiten für Kommunen
gewünscht, Tempo 30 zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
einzuführen. Auch muss es ohne große Hürden möglich
sein, Fahrradstraßen oder geschützte Radfahrstreifen
einzurichten, um Lücken im Radverkehrsnetz zu schließen.
Mit dem „Gute-Straßen-für-alle-Gesetz“ hat der
ADFC hier viele wichtige Vorschläge gemacht. Wir nehmen Minister
Scheuer beim Wort, dass er die Leitideen hieraus bei der
angekündigten Reform des Straßenverkehrsgesetzes auch
tatsächlich umsetzt.“
Das
ändert sich für Autofahrende – in
Bezug auf den Radverkehr
Mindestüberholabstand
1,50 m ist Pflicht
Autofahrende müssen
Radfahrende mit mindestens 1,50 Metern Sicherheitsabstand überholen.
Außerorts sind es sogar zwei Meter. Das galt zuvor schon durch
Gerichtsentscheidungen, steht jetzt aber ausdrücklich in der
StVO. Die Regelung gilt nach der Gesetzesbegründung unabhängig
davon, ob Radfahrende auf der Fahrbahn, auf „Schutzstreifen“,
Radfahrstreifen oder geschützten Radfahrstreifen („Protected
Bikelanes“) unterwegs sind. Faktisch bedeutet diese Regel ein
Überholverbot an Stellen, die nicht die notwendige Breite haben.
Das wissen die meisten Autofahrenden nicht, deshalb fordert der ADFC
eine Aufklärungskampagne zur neuen StVO und die schnelle
Entwicklung von geeigneter Verkehrsüberwachungstechnik.
Radwege
zuparken wird teurer
Für das Parken auf
Geh- und Radwegen gelten höhere Bußgelder. Die bisherigen
Bußgelder von 15 bis 30 Euro werden auf 55 bis 100 Euro erhöht.
Erstmals gibt es für Parkverstöße mit Behinderung
zusätzlich einen Punkt in Flensburg. Auch andere Parkverstöße
werden teurer, beispielsweise in zweiter Reihe und auf
Straßenbahnschienen. Weil das Zuparken von Radwegen ein
gefährliches Massenphänomen ist, fordert der ADFC eine
deutlich höhere Kontrolldichte der Behörden bis hin zur
Bereitschaft, behindernde Falschparker konsequent abschleppen zu
lassen.
Gedankenloses
Abbiegen und Tür-Aufreißen wird teurer
Wenn
Autofahrende ohne Schulterblick abbiegen oder die Tür aufreißen,
kann das für Radfahrende tödlich enden. Deshalb werden die
Bußgelder deutlich erhöht. Wer als Autofahrender beim
Abbiegen eine Person auf dem Rad gefährdet, muss mit einem
Bußgeld von 140 Euro statt wie bisher 70 Euro rechnen –
und einem Monat Fahrverbot. Wer beim Aussteigen unaufmerksam die
Autotür öffnet und damit eine Radfahrerin oder einen
Radfahrer gefährdet, zahlt ebenfalls mehr: 40 statt 20
Euro.
Halten auf
„Schutzstreifen“ ist verboten
Bisher
durften Kraftfahrzeuge auf sogenannten „Schutzstreifen“
bis zu drei Minuten halten. Gemeint sind Fahrbahnmarkierungen für
den Radverkehr mit gestrichelter Linie und Fahrradsymbol. Das Halten
auf diesen Streifen ist mit der neuen StVO jetzt
verboten.
Schrittgeschwindigkeit
beim Abbiegen für Lkw
Um Abbiegeunfälle
zu vermeiden, dürfen Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen nur
noch mit Schrittgeschwindigkeit rechts abbiegen. Das Schritttempo von
4 bis 7 km/h gibt dem Lkw-Führenden mehr Zeit, die
Abbiegesituation zu überblicken. Das Bußgeld für die
Missachtung beträgt 70 Euro, dazu kommt ein Punkt im
Fahreignungsregister. Der ADFC hat sich für diese Regelung stark
gemacht, weil Unfälle mit rechtsabbiegenden Lkw häufig sind
und besonders schwere Folgen haben.
Das
ändert sich für Radfahrende
Nebeneinanderfahren
ist erlaubt
Mit der StVO-Novelle ist es jetzt
ausdrücklich erlaubt, dass man zu zweit nebeneinander mit dem
Rad fahren darf. Anderer Verkehr darf dadurch zwar nicht behindert
werden, aber solange genug Platz zum Überholen ist, ist keine
Behinderung gegeben. Bislang lautete die Grundregel: Mit Fahrrädern
muss einzeln hintereinander gefahren werden.
Grünpfeil
für den Radverkehr
Mit der neuen StVO kommt
als neues Verkehrszeichen der Grünpfeil für den Radverkehr.
Es erlaubt das Rechtsabbiegen bei roter Ampel für Radfahrende
nach vorherigem Anhalten. Entsprechende Verkehrszeichen sind bereits
in Frankreich, Belgien und den Niederlanden zur Beschleunigung des
Radverkehrs erfolgreich im Einsatz, dort sogar ohne Anhaltepflicht.
Der schon bekannte Grünpfeil für den Autoverkehr gilt auch
für den begleitenden Radweg, stellt die neue StVO klar.
Auch
Jugendliche und Erwachsene dürfen im Lastenrad mitfahren
Bisher
durften in Deutschland nur Kinder bis sieben Jahre im Lastenrad
mitgenommen werden. Ab sofort dürfen auch Menschen jenseits des
Kinderalters auf Fahrrädern mitgenommen werden, die zur
Personenbeförderung gebaut und entsprechend eingerichtet
sind.
Gehwegradeln wird
teuer
Zum Schutz von Fußgängern wird
das Bußgeld für regelwidriges Radfahren auf Gehwegen von
10 bis 25 Euro auf 55 bis 100 Euro erhöht. Der ADFC weist seit
Langem darauf hin, dass das Radfahren auf Gehwegen rücksichtslos
und gefährlich ist. Gleichzeitig bekräftigt er die
Forderung nach durchgängigen Qualitätsradwegenetzen, denn
wenn Radfahrende auf Gehwege ausweichen, ist das oft auf fehlende
oder schlechte Radinfrastruktur zurückzuführen.
Neue
Verkehrszeichen
Fahrradzone
– hier haben Radfahrende Vorrang
Mit dem neuen Verkehrszeichen „Fahrradzone“ können größere
Bereiche nach den Regeln für Fahrradstraßen eingerichtet
werden. Radfahrende haben hier Vorrang, Autos dürfen höchstens
30 km/h fahren und müssen hinter Radfahrenden
zurückbleiben.
Radschnellweg
– hier geht es zügig und sicher voran
Das
neue Verkehrszeichen kennzeichnet den Beginn und Verlauf von
Radschnellwegen, wie sie in vielen Metropolregionen derzeit geplant
und gebaut werden. Radschnellwege sind breite, vom Autoverkehr
weitgehend getrennte und idealerweise kreuzungsfreie
Radvorrangrouten. Auf Radschnellwegen können auch längere
Strecken zügig und sicher zurückgelegt werden,
beispielsweise von Pendlern.
Lastenrad
– die neue Art des Transports
Mit dem
neuen Zusatzzeichen „Lastenfahrrad“ können
extragroße Parkplätze oder spezielle Lieferzonen für
Transport-Fahrräder eingerichtet werden.
Haifischzähne
– hier müssen Autos abbremsen
Wer oft
in den Niederlanden unterwegs ist, kennt sie schon: die
„Haifischzähne“. Diese an Einmündungen auf die
Fahrbahn gemalten Dreiecke zeigen mit der Spitze auf herannahende
Autos – und signalisieren ihnen so die Vorfahrt des Radwegs.
Mit der neuen StVO können sie auch in Deutschland eingesetzt
werden.
Auf Initiative von Frederick Brütting fand eine Radtour mit dem ADFC statt - coronabedingt mit einer ganz kleinen Zahl von Aktiven. Chance, den Bewerber auf die Themen Fahrrad und Entwicklung von nachhaltiger Mobilität anzusprechen. Der seinerseits von einigen erfolgreichen Projekten im Zusammenhang mit Radfahren aus Heubach berichten konnte, wo er derzeit Bürgermeister ist. Auf einer von Vereinssprecher Reiner Garreis ausgearbeiteten Runde um die Aalener Innenstadt konnte Brütting, der sportlich und ohne Elektroantrieb erschienen war, seine Vorstellungskraft für konstruktive Lösungen für den Radverkehr unter Beweis stellen. Die Tour besuchte Zukunftsbaustellen des Aalener Radverkehrskonzepts und sparte Problemstellen wie die Kaufland-Einfahrt oder einen für den Autoverkehr optimierten Kreisverkehr nicht aus. Der OB-Kandidat lernte einige Aktive des Vereins kennen und bekam einen Eindruck von der Vielseitigkeit und Sachkenntnis des ADFC, der seine "Erfahrung" der Stadt nutzbringend zur Verfügung stellt. Den Abschluss der Tour bildete die Besichtigung der ADFC-Fahrradwerkstatt im Bildungszentrum Bohlschule. Martin Nester als Sprecher des Werkstatt-Teams lobte die Unterstützung der Stadt für diese soziale Initiative, bei der es um weit mehr geht, als nur preisgünstige Fahrräder für Flüchtlinge und Menschen mit geringem Einkommen anzubieten: bei Radfahrkursen, Hilfe zur Selbsthilfe und gemeinsamen Radtouren findet Integration einfach und praktisch statt. |
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Bedeutung von Fahrradklima-Test im Rathaus angekommen
ADFC-Fahrradklima-Test weist der Stadt die Richtung
Bei der Umfrage zur Zufriedenheit mit der Radinfrastruktur, dem ADFC Fahrradklima-Test, verbesserte sich Aalen auf die Note 3,9. Dies verdankt die Stadt zum großen Teil der neuen Rad-Wegweisung. Das bedeutet landesweit Platz 8 von 15 und bundesweit Platz 39 von 110. Eine bessere Platzierung hat die Stadt verfehlt. Wesentliche Gründe waren: Unsicherheitsgefühl beim Fahren, Beschaffenheit vieler Radwege, Falschparker und Wegführung bei Baustellen.
Der ADFC-Ortsverband Aalen freut sich mit der Stadt über die Verbesserung und begrüßt, dass die Stadt die Ergebnisse des Testes in ihren Bericht zur Entwicklung des Radverkehrs aufgenommen hat.
Allerdings dämpft die Freude, dass der größte Fortschritt in einem "Nebenfach" stattgefunden hat, dem Angebot von Leihfahrrädern. Schwer wiegt, dass bei den „Hauptfächern“ kaum ein Schritt zum Besseren zu verzeichnen ist: Radwegeparken bleibt negativer Spitzenreiter. Ebenfalls als nicht ausreichend benotete Aspekte sind Durchgängigkeit und Breite der Radwege, Konflikte mit Kfz, das Gefühl, gefährdet zu sein, Sicherheit für Kinder und Alte. Sichtbare Erfolge beim Ausbau des Radwegenetzes, nicht zuletzt die neuen Fahrradwegweiser, führen insgesamt aber zu einer etwas freundlicheren Beurteilung.
Die Stadt, die Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) ist, kann das als Zeichen sehen, dass sie in der richtigen Richtung unterwegs ist. Mit dem "Ausreichend" darf sie aber nicht zufrieden sein. Die leicht verbesserte Note kann nur ein Ansporn sein für weitere Anstrengungen, nicht zuletzt auch im Werben für ein besseres Fahrradklima.
Bei ihrem Einsatz auf dem Aalener Wochenmarkt, beim Verteilen von Fragebögen und der Werbung für eine Teilnahme am Test, haben die Aktiven des ADFC oft gehört, wie wichtig den Radfahrenden ein gutes Radfahrklima ist. Die hohe Aussagekraft des Test-Ergebnisses zeigt sich auch darin, dass annähernd die Hälfte der 337 ausgefüllten Testbögen detaillierte Kommentare und Vorschläge zu konkreten Problemstellen und Lösungen für den Radverkehr in Aalen enthält.
Die Anstrengungen der Stadt für das neue Radverkehrskonzept werden in den Einzelmeinungen teils positiv bewertet. Viele Radlerinnen und Radler sind in ihrer Bewertung bewusst zurückhaltend, sie warten erst mal auf weitere positive Entwicklungen zum Radfahren.
Als schädlich für das Fahrradklima hat sich die immer noch ungelöste Frage eines radfahrgerechten Härtsfeldaufstiegs erwiesen. Die Öffnung der Schättere für eine gemeinsame Nutzung von Fuß und Rad ist der am häufigsten genannte Wunsch. Als Gegenargument geäußerte pauschale Vorwürfe von Rücksichtslosigkeit "der" Radfahrer haben in Aalen das Klima eindeutig verschlechtert. Das wird aus den Kommentaren Einzelner deutlich, die den Test als Forum zur Radfahrerschelte missbraucht haben. Auch bei den Infoständen auf dem Wochenmarkt waren die Aktiven teils Beschimpfungen und Anfeindungen ausgesetzt. Die Stadt muss zu einer Versachlichung der Situation beitragen. Nach dem inzwischen gefassten Ratsbeschluss für eine Öffnung dürfen die Radelnden eine Lösung erwarten, die auch ihren Bedürfnissen gerecht wird.
Aus der Vielzahl von Vorschlägen bekommt die Stadt
detaillierte Rückmeldungen von Menschen, die mit offenen Augen
auf dem Rad unterwegs sind. Lob gibt es für den neu gebauten
Kocherradweg und hilfreiche Kleinmaßnahmen. Kreative Vorschläge
kommen zu Mountainbiking und motivierenden Radfahrangeboten für
Jugendliche. Kritikpunkte sind unklare Regelungen an Kreisverkehren,
zu schmale Radwege, Unsicherheitsgefühl auf Schutzstreifen und
immer wieder: Radweg mal so mal so, nicht durchgehend, zu Ende an
einer besonders kritischen Stelle.
Aus Sicht des ADFC braucht es endlich ein klares, durchgängiges,
selbsterklärendes und funktionierendes "Design" von Radwegen - so wie es
bei Autostraßen selbstverständlich ist.
Der Fahrradklima-Test wird vom Verkehrsministerium gefördert, da er wertvolle Informationen liefern kann, wo in Kommunen Verbesserungen für den Radverkehr angesagt sind. Die abgegebenen Kommentare werden Stoff für die weitere Zusammenarbeit des ADFC mit Aalens Stadtverwaltung sein. Denn erklärtermaßen will sich die Kommune bis zum Fahrradklima-Test 2022 weiter verbessern.
Die Fridays-for-Future Demonstrationen im letzten Jahr haben es aufgezeigt, der tägliche Blick auf die Staus macht es deutlich: mit der stetigen Steigerung des Autoverkehrs geht es so nicht weiter.
Deshalb sollte auch in Ostwürttemberg auf einem Mobilitäts- und Zukunftskongress das Thema angegangen werden - die Umweltgruppen und der ADFC waren dazu eingeladen. Dieser Kongress ist wegen Corona für die Öffentlichkeit ausgefallen. Auf Kritik der Umweltverbände hin wurde die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger online ermöglicht.
Im Mobilitätspakt - eine auch in anderen Regionen praktizierte Form der Beteiligung - werden nun nachhaltige, zukunftsweisende Verkehrskonzepte diskutiert.
Nachdem wir beim Fahrradklima-Test die Gelegenheit hatten, uns speziell zum Thema Fahrrad zu äußern, können wir nun noch die frei gewordene Energie nutzen, um Vorschläge zur Mobilität im Allgemeinen zu machen. Auf der Online-Plattform gibt es vergleichbar zu der RADar Meldeseite vom Stadtradeln eine interaktive Karte, auf der konkrete Vorschläge plaziert werden können. Ideen allgemeinerer Art lassen sich auf der Unterseite "Beteiligen" anbringen. Außerdem gibt es eine Umfrage zum persönlichen Mobilitätsverhalten.
Wir sollten die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, dort mitzusprechen.
Drehen Sie mit am ganz großen Rad:
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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wünscht sich die Beteiligung möglichst vieler Menschen, die Rad fahren, bei seiner Aktion Zukunft Radverkehr. Auf der dafür eingerichteten Internetseite des Ministeriums finden Sie mehrere Foren zur Online-Beteiligung beim Nationalen Radverkehrsplan. Sie können Ideen einbringen, Forderungen stellen und konkrete Maßnahmen vorschlagen.
Die Online Aktion läuft noch bis zum 30. Juni 2019 - es sollten so viele Rad-Aktive wie möglich teilnehmen. Und dem Minister mit dem "gesunden Menschenverstand" mal den Marsch blasen …
Wer sich vorher ein wenig "warmlaufen" möchte, mag die Kommentare zur Tagesschaumeldung zu Minister Scheuers Gesetzesvorschlägen für den Radverkehr lesen.
Der ADFC Bundesverband gibt dazu diese Pressemitteilung heraus.
Kurz notiert
Der Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung (ATUS) des Aalener Gemeinderats hat in der Sitzung vom 8. Oktober eine Öffnung der Schätteretrasse für den Radverkehr beschlossen.
Entschieden ist, das Radfahren mit Schrittgeschwindigkeit auf der ehemaligen Bahntrasse von Aalen bis vor den Tunnel zu
erlauben. Es sollen Schilder mit "Gehweg, Radfahrer frei" aufgestellt werden. Der
geteerte Abschnitt zwischen Parkplatz und Viadukt, das
"Grüß-Gott-Wegle", soll außerdem
verbreitert werden. Damit dabei der Natur möglichst wenig
Schaden zugefügt wird, soll der Asphalt abgetragen und eine gut
befahrbare Schotterdecke wie auf den üblichen Waldwegen eingebaut werden. Die "Entsiegelung" der Wegefläche stellt im Sinne von Eingriffs- und Ausgleichsregeln eine Aufwertung für die Natur dar.
Diesen Antrag hatte die Ratsfraktion der CDU während der Sitzung formuliert. Der Vorschlag der Stadtverwaltung, die Bahntrasse nur wochentags zu öffnen, wurde abgelehnt.
Das setzt den Schlusspunkt unter einen jahrelangen Streit.
Jetzt ist zu hoffen, dass der Beschluss zügig umgesetzt wird und sich
dann ein rücksichtsvolles Zusammenleben von Fußgängern
und Radfahrenden einspielt. Es wird sicher nicht immer ganz leicht
sein, bis sich das Zusammenspiel normalisiert. Hat doch während
der letzten Jahre mit Leserbriefen und Pressemitteilungen aus Unterkochen eine
regelrechte Hetze gegen alles auf zwei Rädern stattgefunden.
Wir bitten alle, die auf der Schättere unterwegs sind, um
Rücksicht und Vorsicht.
Die als Alternative bezeichnete Waldhäuser Steige ist damit als "Radweg" vom Tisch. Die Polizei hatte in einer Stellungnahme die Straße wegen des gefährlichen Gefälle als Radweg abgelehnt - nun war es folgerichtig, die Schätteretrasse als einzig geeigneten Weg zu öffnen.
Hoffen wir, dass damit das Fahrradklima in Aalen wieder etwas wärmer wird …
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) führt bis zum 30. November eine Online-Umfrage zur Zufriedenheit mit der Radinfrastruktur in Städten und Gemeinden durch. Die Umfrage hilft, Stärken und Schwächen der Radverkehrsförderung zu erkennen. Der Club bittet Radfahrer deshalb, am großen ADFC-Fahrradklima-Test 2020 teilzunehmen und ihre Erfahrungen einzubringen. Jede Stimme zählt!
Corona hat viele Menschen zum Radfahren gebracht, die das noch nie oder schon lange nicht mehr gemacht haben. Aalen sollte jetzt alles daransetzen, diese Neuaufsteiger auf dem Rad zu halten und ihnen dafür eine einladende und sichere Infrastruktur anzubieten. Der Fahrradklima-Test soll zeigen, wie gut das schon gelingt.
In Aalen tut sich was für Radfahrer: Ein 324 Kilometer langes Wegweisungsnetz wurde definiert, die Beschilderung des Radwegenetzes erneuert und viel Farbe verarbeitet. Es stellen sich aber auch Fragen: Kommen die Verbesserungen bei den Radfahrenden an? Was läuft schon gut? Was kann noch besser werden – was muss besser werden? Und die „Gretchenfrage“: Wann geht es mit der Freigabe der „Schättere-Trasse“ für den Radverkehr voran? Der ADFC bittet alle Radfahrende, sich ein paar Minuten Zeit für die Befragung zu nehmen. Es lohnt sich, um den Aalener Verantwortlichen zu zeigen, dass Radverkehrsförderung ein wichtiger Baustein der kommunalen Verkehrspolitik ist.
Bei der Online-Umfrage werden 27 Fragen zur Fahrradfreundlichkeit gestellt - beispielsweise, ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob Radwege von Falschparkern freigehalten werden und ob sich das Radfahren auch für Neuaufsteiger sicher anfühlt. Zum Schluss der Umfrage besteht die Gelegenheit, konkrete Wünsche, Anregungen und Kritik zu formulieren.
Die Umfrage findet noch bis zum 30. November 2020 statt. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2021 präsentiert. Ausgezeichnet werden die fahrradfreundlichsten Städte und Gemeinden nach sechs Einwohner-Größenklassen sowie diejenigen Städte, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben.
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert den ADFC-Fahrradklima-Test 2020 aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans.
Deutschlandweit haben 2018 mehr als 170.000 Bürgerinnen und Bürger mitgemacht und die Situation in über 600 Städten beurteilt. Aalen verschlechterte sich beim ADFC-Fahrradklima-Test 2018 auf die Note 4,1 — es hatten über 300 Radlerinnen und Radler an der Umfrage teilgenommen.
Berlin / Frankfurt,
11. Februar 2020
004/20
Der Fahrradclub ADFC und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. appellieren dringend an Kommunalpolitik und Transportbranche, mehr Sicherheit für Radfahrende zu schaffen. In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die beiden führenden Interessensverbände den sicheren Umbau von Kreuzungen, getrennte Grünphasen an Ampeln und die Ausrüstung möglichst aller Lkw mit Abbiegeassistenzsystemen.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Die Art, wie Kreuzungen in Deutschland gestaltet sind, begünstigt schwerste Unfälle. Wenn an der Ampel Lkw und Rad direkt nebeneinander stehen und gleichzeitig Grün bekommen, ist höchste Gefahr im Verzug. Wenn dann die Person auf dem Rad geradeaus fahren will – und der Lkw rechts abbiegt – entsteht eine tödliche Falle, die jährlich 30 bis 40 Menschen das Leben kostet. Kommunen dürfen diese Gefahr nicht weiter ignorieren, sondern müssen gefährliche Knotenpunkte identifizieren und sofort entschärfen!“
BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt sagt: „ADFC und BGL eint das Anliegen, die angespannte Situation auf den Straßen zu entschärfen und Radfahrende besser vor schrecklichen Kollisionen mit Lastwagen – und damit auch die Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer vor den traumatischen Folgen – zu schützen. Deshalb werben wir für eine sicherheitsoptimierte Radwegeinfrastruktur und fordern nicht nur unsere Mitgliedsunternehmen sondern alle Lkw-Besitzer auf, zeitnah in leistungsfähige Abbiegeassistenzsysteme zu investieren, um die Unfallzahlen dauerhaft zu minimieren.“
In einem heute in Berlin vorgestellten Positionspapier fordern ADFC und BGL:
Kreuzungen sicher umbauen – Verkehrsströme räumlich trennen!
Um schwere Unfälle an Kreuzungen zu verhindern, müssen Lkw und Rad- sowie Fußverkehr räumlich getrennt und gute Sichtbeziehungen hergestellt werden. Die Bundesmittel für den Radverkehr aus dem Klimapaket sollen zur schnellen Entschärfung von Kreuzungen durch Sicherheitselemente, wie aufgepflasterte Schutzinseln und deutlich vorgezogene Haltelinien, genutzt werden.
Grünphasen trennen – Ampelschaltungen entschärfen!
Geradeausfahrender Radverkehr und rechts abbiegende Kfz sollten nicht gleichzeitig Grün haben. Die Lösung sind getrennte Ampelphasen für die unterschiedlichen Verkehrsströme. Kürzere Grünphasen für den Kfz-Verkehr sind zugunsten der Verkehrssicherheit und der Gleichberechtigung der Verkehrsarten in Kauf zu nehmen.
Lkw-Abbiegeassistenten – zum Standard machen!
Der verpflichtende Einbau von Lkw-Abbiegeassistenten muss schnellstmöglich umgesetzt werden. Bis die europaweite Pflicht greift, müssen Kommunen ihre Fuhrparks freiwillig mit Abbiegeassistenten aus- beziehungsweise nachrüsten. Auch an Transportunternehmen geht der Appell, Lkw-Flotten mit Abbiegeassistenten nachzurüsten und die Fördermittel des Bundes aus der „Aktion Abbiegeassistent“ zu nutzen. Hersteller müssen schnellstmöglich Abbiegeassistenten mit Notbremsfunktion marktreif entwickeln.
Sichere
Anfahrt zu Baustellen – nur konfliktarme Routen!
Bei großen innerstädtischen Bauvorhaben müssen Kommunen darauf achten, dass die Anfahrtsrouten der Baustellenfahrzeuge möglichst konfliktarm geplant werden. Hauptachsen des Radverkehrs und Baustellenverkehr müssen wo immer möglich voneinander getrennt sein.
Toten Winkel überwinden – Verkehrsteilnehmende sensibilisieren
Theoretisch gibt es seit der Einführung der vorgeschriebenen Zusatzspiegel an Lkw im Jahr 2007 keinen Toten Winkel mehr. In der Praxis kann der Fahrer / die Fahrerin während eines komplexen Abbiegevorgangs nicht alle Spiegel gleichzeitig im Auge behalten. Toter-Winkel-Kampagnen sind daher genauso irreführend wie die Aussage, der Lkw-Fahrer / die Lkw-Fahrerin könne stets alles überblicken. Alle Verkehrsteilnehmenden müssen für die Gefahr sensibilisiert werden. Vor Fahrtantritt müssen Lkw-Fahrer*innen auf freie Sicht und die richtige Spiegeleinstellung achten.
Unfallforschung verbessern – Forschungslücke Kreuzungsdesign schließen
ADFC und BGL beklagen eine Forschungslücke zur Bewertung unterschiedlicher Kreuzungs- und Signalisierungsarten. Diese muss geschlossen werden. Auf Basis dieser Forschung müssen neue Design-Standards für sichere Straßen und Kreuzungen entwickelt und schnell in den technischen Regelwerken verankert werden. Schwere Unfälle müssen auch in Hinblick auf die Verbesserung der Infrastruktur systematisch ausgewertet werden.
30-40 Todesfälle pro Jahr – und ungezählte Traumatisierte
Jedes Jahr sterben 30 bis 40 Radfahrende unter den Rädern von abbiegenden Lkw. Die Zahl droht nach Einschätzung von ADFC und BGL zu steigen, denn sowohl städtischer Güterverkehr als auch Radverkehr nehmen weiter zu. Während die „Aktion Abbiegeassistent“ des Bundesverkehrsministeriums im Jahr 2019 durch erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema zu einer leichten Verbesserung der Unfallsituation geführt hat, zeigt sich zu Beginn des Jahres 2020 ein deutlich eingetrübtes Bild. Schon sechs Radfahrerinnen und Radfahrer wurden in den ersten Wochen durch abbiegende Lkw getötet. Hauptverursacher ist in über 90 Prozent der Fälle der Lkw-Fahrer beziehungsweise die Lkw-Fahrerin. Als Opfer überdurchschnittlich häufig betroffen sind Frauen, Kinder und Senior*innen auf dem Rad. Auch die Angehörigen und Hinterbliebenen sowie Augenzeugen, Rettungskräfte und Polizist*innen am Unfallort werden durch solche Unfälle oft für Jahrzehnte traumatisiert. Das gilt auch für die betroffenen Lkw-Fahrerinnen und Fahrer. Engelhardt: „Deshalb kann unser gemeinsames Ziel nur ‚Vision Zero‘ – also keine Verkehrstoten und keine Schwerverletzten mehr – sein!“
Berlin, 9. Juli 2019 - ADFC Bundesverband
Die Verkehrssicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer hat sich weiter verschlechtert, das zeigen die jüngst vom statistischen Bundesamt veröffentlichten Unfallzahlen 2018. Während im Autoverkehr weniger Menschen starben, stieg unter den Radfahrenden die Zahl der Getöteten drastisch an. Der Fahrradclub ADFC kritisiert das schleppende Tempo beim Radwegebau und fordert ein bundesweites Investitionsprogramm für geschützte Radwege und Kreuzungen.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Es ist bedrückend: Täglich stirbt mindestens eine Radfahrerin oder ein Radfahrer auf unseren Straßen und alle halbe Stunde wird eine Person auf dem Rad schwer verletzt. Tendenz steigend, nicht fallend, wie politisch gewünscht. Die oft gehörte Unterstellung, Radfahrende seien an ihrem Unglück selbst schuld, ist zynisch und greift zu kurz. Fakt ist: Hauptunfallgegner ist das Auto, Hauptschuldige sind bei den Kollisionen die Autofahrenden, und die gefährlichsten Orte sind fahrradfeindlich gestaltete Kreuzungen und Einmündungen. Der wahre Grund aber ist unser für den Autoverkehr optimiertes Verkehrssystem, in dem der Radverkehr keinen eigenen, sicheren Raum bekommt. Wir brauchen endlich eine Umgestaltung der Städte, mit durchgängigen, sicheren Radwegen und geschützten Kreuzungen, wie sie in den Niederlanden und Nordamerika bereits gebaut werden! Bisher investiert Deutschland nur Peanuts in den Radverkehr. Wir brauchen endlich Pro-Kopf-Investitionen von mindestens 30 Euro um Deutschland sicher für Radfahrerinnen und Radfahrer zu machen!“
Weitere Zuspitzung durch E-Scooter erwartet
Nach Einschätzung des ADFC wird sich die Unfallsituation beim Zweiradverkehr im aktuellen Jahr noch weiter verschlechtern. Denn der Radverkehr in den Städten nimmt zu, immer mehr Menschen wollen Alternativen zum Auto – und gleichzeitig wird es durch die kürzlich zugelassenen E-Scooter auf den ohnehin schon unterdimensionierten Radwegen immer enger und gefährlicher. Stork: „Es ist unverantwortlich, immer mehr Fahrzeuge auf erbärmliche Radwege zu lassen, ohne die Infrastruktur dem gewachsenen Bedarf anzupassen!“
17% mehr Tote, 11% mehr Verletzte, 4 % mehr verunglückte Kinder*
88.850 Radfahrerinnen und Radfahrer verunglückten 2018 auf deutschen Straßen – das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Unter den Unfallopfern waren auch 10.225 Kinder, das entspricht einem Plus von fast 4 Prozent. 445 Radfahrende kamen 2018 zu Tode, das sind fast 17 Prozent mehr als 2017. Unter den Getöteten waren 21 Kinder, sechs von ihnen starben durch rechtsabbiegende LKW.
Hauptunfallgegner: Auto
Etwa zwei Drittel aller Fahrradunfälle sind Kollisionen mit Autos. Hauptschuld trägt in den allermeisten Fällen (75 Prozent) der Autofahrer bzw. die Autofahrerin. Bei knapp 20 Prozent der polizeilich erfassten Unfälle ist kein Unfallgegner im Spiel. Bei diesen sogenannten Alleinunfällen kommen Radfahrende oftmals durch mangelhafte Infrastruktur – also Schlaglöcher, Baumwurzelaufbrüche, Abbruchkanten oder Hindernisse auf dem Radweg zu Fall.
Hauptunfallsituation: Kreuzungen, Einmündungen
Die häufigste Unfallkonstellation für Radfahrende sind Kollisionen mit Kraftfahrzeugen beim Einbiegen, Kreuzen oder Abbiegen. Der ADFC fordert daher beim Ausbau der Radinfrastruktur besonders Augenmerk auf Kreuzungen und Einmündungen zu legen. Stork: „Wir brauchen aufgeräumte Kreuzungen mit guten Sichtbeziehungen – nicht parkende Autos überall. Wir brauchen separate Radwege auf allen Straßen über Tempo 30, damit auch Kinder, Senioren und Neueinsteiger auf dem Rad sicher fahren können. Wir brauchen getrennte Grünphasen für Geradeausverkehr und Abbieger, damit Rad und Auto sich nicht ständig in die Quere kommen. Sicheren Radverkehr schafft man nicht durch Appelle, sondern nur mit besserer Infrastruktur!“
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Die Vorschläge des Ministers für eine fahrradfreundliche StVO sind ein guter Anfang. Auch, dass er an den dicken Brocken des Straßenverkehrsgesetzes ran will, ist gut. Denn noch fehlt der große Wurf, der es Städten ermöglicht, den Platz zugunsten des Fahrrads neu aufzuteilen. Es gibt immer noch zu viele Hürden für die Einrichtung von geschützten Radwegen und Fahrradstraßen.“
Die ADFC-Bewertung der Vorschläge im Einzelnen:
Es fehlt nach Auffassung des ADFC nach wie vor:
Hierfür hatte der ADFC Anfang Mai einen eigenen Vorschlag für ein „Gute-Straßen-für-alle-Gesetz“ vorgelegt und Minister Scheuer beim Nationalen Radverkehrskongress in Dresden überreicht.
Stork: „Minister Scheuer muss an einigen Stellen nochmal nachlegen – und schnell an das übergeordnete Straßenverkehrsgesetz ran. Dort muss er festschreiben, dass nicht mehr die Flüssigkeit des Autoverkehrs alleinige Priorität hat, sondern die Gleichstellung aller Verkehrsarten und das Ziel „Vision Zero“, also null Tote im Straßenverkehr. Es ist nicht mehr zeitgemäß, Klima, Umwelt und Gesundheit dem Primat des motorisierten Verkehrs unterzuordnen. Städte müssen die Möglichkeit haben, das freie Parken einzuschränken, um Platz für den Radverkehr zu gewinnen, das Verkehrstempo zu reduzieren und Beschränkungen für den Autoverkehr einzurichten, wo es zur Förderung von Auto-Alternativen sinnvoll ist.“
Der ADFC auf Twitter: @FahrradClub
Hashtags: #MehrPlatzFürsRad
Stephanie Krone
Pressesprecherin des ADFC Bundesverbands
Am Hauptbahnhof übergab Oberbürgermeister Thilo Rentschler nach einer kurzen Ansprache das erste allgemeine Leihrad-Angebot der Öffentlichkeit von Aalen.
Der OB und Baudezernent Wolfgang Steidle absolvierten stolz die "Jungfernfahrt". Den Anmeldevorgang per Handy‑App hatten sie sich zuvor von der Leiterin vom Tourismusbüro, Frau Sandra Heineken‑Schühle erklären lassen. In Zusammenarbeit mit RegioRadStuttgart und der Bahn baut Veit-Stefan Bock vom Tiefbauamt schrittweise ein Fahrrad-Leihsystem mit weiteren Standorten für das Stadtgebiet von Aalen auf. Der Anschluss an RegioRadStuttgart erfolgt passend zur Remstal-Gartenschau - ist aber auch eine Reaktion auf die schlechten Noten im Fahrradklima-Test. Dort wurde stets das Fehlen von Leihfahrrädern bemängelt. Nun soll am Aalener Hauptbahnhof die naheliegende Verknüpfung von Bahn und Bus mit dem Fahrrad erleichtert werden: ein Erfolg für den Umweltverbund. Der ADFC betonte bei der Präsentation, dass die dadurch angelockten Touristen ein zuverlässiges RadNETZ in der Stadt erwarten und deren positive Erwartungen nicht enttäuscht werden dürfen. |
Einschätzung des ADFC Ortsverbands zu den Ergebnissen für Aalen
Beim Fahrradklima-Test des ADFC landete Aalen mit der Note 4,1 erneut im hinteren Bereich der Städte seiner Größe. 308 Aalener Radfahrer*innen haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Obwohl die Stadt begonnen hat, mehr für den Radverkehr zu machen, ist die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer*innen unzufrieden mit der Situation in Aalen. Sie vermissen den Komfort, die Sicherheit und die Durchgängigkeit der Radwege.
Die Verantwortlichen der Stadt haben bereits erkannt, dass sie für den Radverkehr mehr machen müssen. Nur reichen ihre vielen Einzelmaßnahmen und ihr in Arbeit befindliches Radverkehrskonzept den Radfahrer*innen nicht. Deshalb hat sich das Fahrradklima, also die Zufriedenheit der Radfahrenden in Aalen weiter verschlechtert, auf die Note 4,1. Damit liegt Aalen erneut unter dem Durchschnitt der vergleichbaren Städte, bundesweit auf Platz 76 von 106 und landesweit auf Platz 12 von 14. Aalen liegt nun nicht nur hinter Heidenheim, sondern auch hinter Schwäbisch Gmünd. Kein gutes Ranking für eine Einkaufsstadt. Drei Viertel der Befragten gaben sogar an, dass man Kinder nur mit ungutem Gefühl allein mit dem Rad fahren lassen kann.
Das ist kein gutes Ergebnis für eine Stadt, die zur Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) gehört, einem Zusammenschluss von über 70 Kommunen, die sich das Ziel gesetzt haben, den Fahrradverkehr im Land systematisch zu fördern und eine neue Radkultur zu etablieren. Die Stadt wäre schon einen großen Schritt weiter, wenn sie die Hinweise zum Fahrradklimatest 2016 aufgegriffen hätte ADFC-Sprecher Dr. Reiner Garreis: Wenn die Stadt den seitherigen negativen Trend umkehren will, sollte sie das Ergebnis des Fahrradklimatestes 2018 als Auftrag sehen, ab sofort handeln und die Durchgängigkeit, die Sicherheit und den Komfort der Radwege verbessern.
Im städtischen Focus sollte stehen, die von den Aalener Radfahrer*innen besonders schlecht benoteten Themen schnell anzugehen und für Verbesserungen zu sorgen:
Familienfreundlichkeit
Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer
Breite und Oberfläche der (Rad)Wege
Hindernisse auf Radwegen
Fahren auf Radwegen und Radstreifen
Konflikte mit Kfz
Radwegführung an Kreisverkehren
Sicherheit und Sicherheitsgefühl
Fahren im Mischverkehr mit Kfz
Winterdienst auf Radwegen
Führung an Baustellen
Öffnung von Einbahnstraßen
Fahrradmitnahme im ÖV
Ampelschaltungen für Radfahrer.
Wir verstehen, dass die Stadt bei Radverkehrsmaßnahmen aus Platzgründen auch mal Notlösungen umsetzt, wie Schutzstreifen oder kombinierte Fuß-/Radwege. Wir verstehen aber nicht, dass in Aalen solche Ausführungen fast schon zur Regellösung werden. Wenn bei neuen Bauvorhaben große Projekte realisiert werden, sollten offensive Verbesserungen für den Radverkehr die Regel sein.
Garreis: Aalen sollte endlich umdenken, sich dem Rad als Verkehrsmittel mehr öffnen, die Radinfrastruktur verbessern und sicherer machen, dem Radverkehr mehr Raum auf der Straße geben. Nur so werden die 60% der Bevölkerung erreicht, die sich vorstellen könnten, das Fahrrad häufiger zu nutzen, wenn das Fahren sicherer wäre.
Es geht um lebenswerte Städte und um die Verkehrswende
Garreis: In einer für Radfahrer leicht und sicher erreichbaren Innenstadt sind Radfahrer ein echter Einkaufsfaktor. Radverkehr vermindert die stadtnahe Stellplatznot, Stellplätze auf Kosten des Radverkehrs erhöht sie.
Die Stadt könnte bei der anstehenden Entwicklung der Wilhelm-Merz-Straße zeigen, wie sie sich Fahrradfreundlichkeit zukünftig vorstellt. Mit der Neubebauung des angrenzenden Union-Areals hat sie die Möglichkeit, Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Platz für Fahrräder, E-Bikes und E-Tretroller (E-Scooter) zu schaffen. Schließlich ist die Straße im Verkehrsentwicklungsplan als Umweltachse für den Bus-, Rad- und Fußgängerverkehr ausgewiesen.
Der Wandel des Weltklimas erfordert ein konsequentes Umdenken
Der Klimawandel erfordert ein konsequentes Umdenken, beim Individualverkehr und in vielen anderen Bereichen unseres Lebens. Im Verkehrsbereich kann zum Beispiel die stärkere Nutzung des Fahrrades ein Teil der Lösung sein. Denn Radfahren kann mehr als 30 % des innerörtlichen Autoverkehrs ersetzen. Wenn mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, ist das gut für alle. Mehr Radverkehr bedeutet weniger Stau, weniger Abgase, weniger Lärm. Es ist daher an der Zeit, dem Fahrrad seinen Raum auf der Straße zu geben, den Radverkehr voranzubringen und damit die Städte zu entlasten.
Mit der bundesweiten Kampagne #MehrPlatzFürsRad macht der ADFC in diesem Jahr auf die Platzdebatte im Straßenverkehr aufmerksam und fordert gute, breite Radwege, sichere Kreuzungen und viel mehr Fahrradparkplätze.
170.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bundesweit
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2018 zum achten Mal durchgeführt. Er wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 mit rund 195.000 Euro gefördert. Rund 170.000 Menschen stimmten bundesweit ab – eine Steigerung von 40 Prozent gegenüber dem letzten Test. Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück.
Betrübt stellen wir fest, dass Aalen keine Fortschritte beim Radverkehr macht - im Gegenteil: 2005 lag Aalen mit der Note 3,15 noch im oberen Drittel, aber danach fand ein kontinuierlicher Abwärtstrend statt. Damit schneidet Aalen inzwischen schlechter ab als Heidenheim oder Crailsheim.
Während andere Kommunen viel für den Radverkehr unternehmen und das Radfahren glaubhaft bewerben, tritt Aalen seit 12 Jahren auf der Stelle:
Um das dringend notwendige Umsteuern zu bewerkstelligen, muss sich in Aalen folgendes ändern:
Und ab sofort sollte sich die Stadt um die Umsetzung der Punkte kümmern, die von den Aalener Radfahrern im Fahrradklimatest besonders schlecht benotet wurden.
Dies sind Fahrradmitnahme im ÖV, Führung in Baustellen, Falschparkerkontrolle auf Radwegen, Fahrradleihsystem, Reinigung von Radwegen und Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer.
Andernorts geht es voran, warum nicht in Aalen?
Über 120.000 Teilnehmer bundesweit
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2016 zum siebten Mal durchgeführt.
Er wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020 mit rund 150.000 Euro gefördert.
Über 120.000 Menschen stimmten bundesweit ab - eine Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem letzten Test im Jahr 2014.
Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück.